Wirtschaft

Lagarde lässt sich nicht beirren: Niedrigzinsen bleiben

Christine Lagarde hat eine strategische Überprüfung des EZB-Kurses angekündigt. In Sachen Geldpolitik bleibt jedoch unter der neuen Präsidentin der Europäischen Zentralbank zunächst alles beim Alten.
23.01.2020 15:14
Aktualisiert: 23.01.2020 15:14
Lesezeit: 1 min
Lagarde lässt sich nicht beirren: Niedrigzinsen bleiben
Christine Lagarde verfolgt weiter dieselbe Geldpolitik. (Foto: dpa). Foto: Ng Han Guan/Pool

Europas Währungshüter halten die Zinsen im Euroraum auf Rekordtief. Der Leitzins bleibt bei null Prozent, Banken müssen für geparkte Gelder weiterhin 0,5 Prozent Zinsen an die Europäische Zentralbank (EZB) zahlen. Der EZB-Rat bestätigte bei seiner ersten Zinssitzung in diesem Jahr am Donnerstag in Frankfurt zudem die monatlichen Anleihenkäufe der Notenbank in Höhe von 20 Milliarden Euro.

Seit Jahren versucht die EZB, mit einer Flut billigen Geldes die Konjunktur im Euroraum anzukurbeln und die Inflation in Richtung der Zielmarke der Notenbank zu treiben. Hauptziel der Währungshüter sind stabile Preise im Euroraum. Die Notenbank strebt für den Währungsraum mit seinen 19 Ländern mittelfristig eine Jahresteuerungsrate von knapp unter zwei Prozent an - weit genug entfernt von der Nullmarke.

Dauerhaft niedrige oder auf breiter Front sinkende Preise könnten Unternehmen und Verbraucher verleiten, Investitionen aufzuschieben. Das kann die Wirtschaft bremsen. Nach jüngsten Zahlen des Statistikamtes Eurostat lagen die Verbraucherpreise im Euroraum im Dezember 1,3 Prozent über dem Stand des Vorjahresmonats.

Unter der seit 1. November amtierenden EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat eine Diskussion Fahrt aufgenommen, ob es für die Handlungsfähigkeit der Notenbank nicht sinnvoller wäre, einen Korridor als Ziel für die Teuerungsrate festzulegen.

Lagarde hatte nach der ersten EZB-Ratssitzung unter ihrer Leitung im Dezember eine strategische Überprüfung des EZB-Kurses angekündigt: "Wir werden jeden Stein umdrehen." Bis Ende dieses Jahres sollen Ergebnisse vorliegen. Details zu der Überprüfung will die EZB am Donnerstagnachmittag veröffentlichen.

Schon vor ihrem Amtsantritt in Frankfurt hatte die damalige Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) zugesichert, die Nebenwirkungen der seit Jahren ultralockeren Geldpolitik genauer unter die Lupe zu nehmen. Lagarde bekräftigte im neuen Amt aber auch, sie halte eine sehr lockere Geldpolitik auf absehbare Zeit für nötig.

Das Zinstief macht Banken und Sparern zu schaffen. Sparbuch und Tagesgeldkonten werfen im Grunde keine Zinsen mehr ab. Wer viel Geld bei der Bank hortet, dem drohen gar Negativzinsen. Kreditnehmer profitieren dagegen von vergleichsweise günstigen Konditionen.

Vor allem in Deutschland war Lagardes Vorgänger Mario Draghi mit seinem Kurs angeeckt. Lagarde hat sich daher auch vorgenommen, die Maßnahmen der Notenbank besser zu erklären. "Wir werden offen, transparent und zugänglich sein. Wir werden versuchen, eine Sprache zu sprechen, die jeder versteht. Und wir werden zuhören und ein offenes Ohr für die Sorgen und Bedenken der Bürgerinnen und Bürger haben", versprach die Französin vergangene Woche beim Neujahrsempfang der Stadt Frankfurt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Italien greift nach dem Gold: Droht jetzt die stille Enteignung in der Eurozone?
31.12.2025

Wenn ein hoch verschuldetes Euroland wie Italien den Griff nach dem Gold wagt – wer garantiert, dass andere Staaten nicht nachziehen? Und...

DWN
Politik
Politik CO2-Preis steigt ab morgen: 1.000 Euro mehr Heizkosten im Jahr
31.12.2025

Mit dem Jahreswechsel steigt der CO2-Preis – was das für Tanken, Heizen und Ihre Nebenkostenabrechnung konkret heißt. Und wie es danach...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Home Office vs. Büropräsenz: Warum Führungskräfte unter Druck geraten
31.12.2025

Viele Unternehmen ringen damit, die Erwartungen ihrer Mitarbeitenden an flexible Arbeitsmodelle mit den Anforderungen einer...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse: Verlängerung bis 2029 – was das konkret bringt
31.12.2025

Ende 2025 sollte die Mietpreisbremse in ganz Deutschland auslaufen. Doch im Angesicht der andauernden Mietpreiskrise hat der Bundestag...

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett übergibt Berkshire: Was vom Orakel von Omaha bleibt
31.12.2025

Er ist das Gesicht des Value Investing, ein Vorbild für Generationen von Anlegern – und nun zieht sich Warren Buffett zurück. Nach...

DWN
Finanzen
Finanzen Die drei größten Tops und Flops im MDax 2025
31.12.2025

Der MDax hat 2025 Anlegern wieder Hoffnung gemacht: Mit einem Plus von 19,65 Prozent wuchs der Index mittelgroßer Unternehmen, während...

DWN
Finanzen
Finanzen Die drei größten Tops und Flops im Dax 2025
31.12.2025

Das Börsenjahr 2025 war abermals ein starkes für den Dax. Der deutsche Leitindex erreichte mit 24.490,41 Punkten einen Jahresgewinn von...

DWN
Panorama
Panorama 2026: Was sich alles ändert
31.12.2025

m Jahr 2026 stehen für Bürgerinnen und Bürger zahlreiche Änderungen an: Der Mindestlohn steigt auf 13,90 Euro, Rentnerinnen und Rentner...