Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier soll laut Medienberichten am heutigen Freitag in seinem Amtssitz „Schloss Bellevue“ in Berlin dem ehemaligen Präsidenten der EZB, Mario Draghi, das Bundesverdienstkreuz verleihen. Von offizieller Seite ist dies nicht bestätigt; die Namen der Ordensträgerinnen und Ordensträger werden in der Regel erst vier Monate nach der Verleihung bekannt gegeben.
„Bundesverdienstkreuz“ ist ein umgangssprachlicher Begriff für den „Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland“. Dieser wird seit 1951 laut Webseite des Bundespräsidenten an „in- und ausländische Bürgerinnen und Bürger für politische, wirtschaftlich-soziale und geistige Leistungen verliehen sowie darüber hinaus für alle besonderen Verdienste um die Bundesrepublik Deutschland, wie zum Beispiel im sozialen und karitativen Bereich“.
Der 1947 in Rom geborene Mario Draghi war acht Jahre lang, von November 2011 bis Oktober 2019, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB). Unter anderem sorgte er in dieser Zeit mit seiner lockeren Geldpolitik für das Überleben zahlreicher italienischer überschuldeter Banken („bad banks“) sowie des italienischen Staates, der ohne die Aufkäufe seiner Anleihen durch die EZB zahlungsunfähig geworden wäre. Gleichzeitig sorgte der Doktor der Ökonomie dafür, dass (deutsche) Sparer für ihr Geld so gut wie keine Zinsen mehr bekommen, die Altersvorsorge vieler Menschen gefährdet ist sowie Mieten und Preise für Immobilien in die Höhe geschossen sind, weil Investoren immer mehr in Sachwerte flohen beziehungsweise immer noch fliehen.
Der Orden wird in acht Stufen verliehen; die unterste ist das „Verdienstkreuz am Bande“, die höchste die „Sonderstufe des Großkreuzes“. Welche Stufe Draghi erhält, ist nicht bekannt.
Auf der Webseite des Bundespräsidenten steht: „Eine finanzielle Zuwendung ist mit der Verleihung des Verdienstordens nicht verbunden.“ Draghi erhielt als EZB-Präsident ein Jahresgehalt von 390.000 Euro plus eine sechsstellige Summe als Zulage.
Seit der Einführung des Bundesverdienstkreuzes haben rund 257.000 Männer und Frauen dieses erhalten. Auf Ebay werden Bundesverdienstkreuze ab circa zehn Euro angeboten.