Finanzen

Neuer Rekord bei Einnahmen aus Grunderwerbssteuer

Im vergangenen Jahr knackten die Bundesländer den Rekord bei ihren Einnahmen aus der Grunderwerbssteuer. Doch höhere Grunderwerbssteuern treiben über den Anstieg der Kaufnebenkosten auch die Mieten in die Höhe.
05.02.2020 16:40
Lesezeit: 2 min
Neuer Rekord bei Einnahmen aus Grunderwerbssteuer
Einnahmen der Bundesländer aus der Grunderwerbsteuer (in Milliarden Euro und Prozent-Veränderung gegenüber dem Vorjahr). (Grafik: BFW Bund)

Im vergangenen Jahr haben die Bundesländer über die Grunderwerbssteuer Rekordeinnahmen in Höhe von 15,8 Milliarden Euro verzeichnet. Das macht einen Anstieg von 12,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr aus.

In Berlin stiegen die Einnahmen aus der Grunderwerbssteuer sogar um 37 Prozent, wodurch die Bundeshauptstadt den höchsten Einnahmerekord verzeichnen konnte.

“Während der Mangel an bezahlbarem Wohnraum immer größer wird, treiben die Länder die Wohnkosten weiter in die Höhe. Es ist ein Skandal, dass sich die Länder im Wettlauf um die höchste Grunderwerbssteuer überbieten. Die Zeche zahlen nicht nur die Käufer, sondern auch die Mieter: Höhere Grunderwerbssteuern treiben über den Anstieg der Kaufnebenkosten auch die Mieten in die Höhe!“, so der Präsident des Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW), Andreas Ibel.

Die Grunderwerbssteuer fällt beim Immobilienkauf an und wird seit 2006 durch die einzelnen Bundesländer festgelegt. Seitdem wurde sie von den Ländern insgesamt 27 Mal erhöht.

Neben der Grunderwerbsteuer müssen Immobilienkäufer Notarkosten von zwei Prozent und Maklergebühren von bis zu 7,14 Prozent zahlen, so der BFW in einer Mitteilung. Insgesamt können so beim Kaufpreis einer Immobilie von 500.000 Euro zusätzliche Nebenkosten von 80.000 Euro entstehen. Ibel wörtlich: “Da ist bei der Mittelschicht die Schmerzgrenze erreicht – zumal die Kaufnebenkosten nicht über einen Kredit finanziert werden können.”

Doch der Bundestagsfraktion der Grünen sind die Einnahmen aus der Grunderwerbssteuer offenbar nicht genug. Im August 2019 hatten die Grünen die Bundesregierung aufgefordert, sogenannte “Schlupflöcher” bei der Grunderwerbssteuer besser zu schließen.

Der Regierungsentwurf gegen den Missbrauch mit sogenannten Share Deals sei nur eine Pseudolösung, so Finanzpolitikerin Lisa Paus. Er mache die Umgehung von Steuern nicht unmöglich, sondern nur teurer. Schätzungen zufolge entgehen dem Fiskus durch die “Share Deals” jedes Jahr Grunderwerbssteuern von bis zu einer Milliarde Euro.

Dabei werden statt Grundstücken Anteile an Gesellschaften mit Immobilienbesitz verkauft. Derzeit gilt: Besitzt man weniger als 95 Prozent dieser Anteile, fällt überhaupt keine Grunderwerbssteuer an. Nach fünf Jahren darf man dann die restlichen Anteile kaufen ohne draufzuzahlen. Besitzt man dagegen 95 Prozent und mehr, zahlt man die volle Steuer.

Die Grünen plädieren dafür, das System grundlegend zu ändern. So soll die Grunderwerbssteuer bereits bei deutlich niedrigeren Beteiligungen, etwa bei einem Drittel oder der Hälfte der Anteile, fällig werden - dafür dann aber nicht zu 100 Prozent, sondern anteilig. Nach zwei Gutachten im Auftrag der Fraktion würden solche Regelungen die Umgehung von Steuerzahlungen deutlich erschweren.

Nach Angaben der Fraktion wurden seit 1999 zwei Drittel aller Wohnungsportfolios mit mehr als 800 Wohnungen als “Share Deals” verkauft - bei der Hälfte von ihnen sei keine Grunderwerbssteuer gezahlt worden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Trumps US-Sicherheitsstrategie und die Folgen für Europa
05.12.2025

Donald Trumps neue US-Sicherheitsstrategie rückt Europa ins Zentrum – allerdings als Risiko. Das 33-seitige Papier attackiert...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs schließt über 24.000 Punkten: Erholung geht am Freitag weiter
05.12.2025

Der deutsche Aktienmarkt legt zum Wochenschluss spürbar zu und der Dax überschreitet eine wichtige Schwelle. Doch der Blick richtet sich...

DWN
Politik
Politik Putin in Indien: Strategische Unabhängigkeit in der neuen Weltordnung
05.12.2025

Indien empfängt den russischen Präsidenten mit allen protokollarischen Ehren und stellt damit gängige westliche Erwartungen an globale...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Handwerkskunst aus Deutschland: Pariser Luxus-Modehäuser vertrauen auf die Stickerei Müller
05.12.2025

Die Stickerei Müller aus Franken fertigt für große Modehäuser wie Balenciaga und Yves Saint Laurent. Auf schwierige Jahre nach der...

DWN
Politik
Politik Rentenpaket im Bundestag: Folgen für Rentner und Beitragszahler
05.12.2025

Der Bundestag hat das Rentenpaket mit knapper, aber eigener Mehrheit durchgesetzt und eine Koalitionskrise verhindert. Doch hinter den...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Auftragseingang in der deutschen Industrie steigt unerwartet kräftig
05.12.2025

Unerwartet starke Impulse aus der deutschen Industrie: Die Bestellungen im Verarbeitenden Gewerbe ziehen an und übertreffen Prognosen...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie stabil: Analystenkommentar von Bank of America bewegt Rüstungsaktien
05.12.2025

Am Freitag geraten deutsche Rüstungsaktien in Bewegung: Ein US-Großbank-Analyst sortiert seine Favoriten neu. Welche Titel profitieren,...

DWN
Politik
Politik Neuer Wehrdienst: So soll das Modell ab 2026 greifen
05.12.2025

Ab 1. Januar soll der neue Wehrdienst starten: mit Pflicht-Musterung, frischer Wehrerfassung und ehrgeizigen Truppenzielen. Die Regierung...