Finanzen

Mächtige Bargeld-Gegner erleiden in ihrer Hochburg schwere Niederlage

Die "Better than Cash-Alliance" will die Verwendung von Bargeld weltweit zurückdrängen. Hinter der Organisation stehen neben dem Multimilliardär Bill Gates und den Clintons auch Kreditkartenkonzerne. Nun setzte es eine herbe Niederlage, ausgerechnet in New York.
05.02.2020 12:29
Aktualisiert: 05.02.2020 12:29
Lesezeit: 2 min
Mächtige Bargeld-Gegner erleiden in ihrer Hochburg schwere Niederlage
Bill Gates (vorne) und Bill Clinton. (Foto: dpa) Foto: Jim Lo Scalzo

Die Better than Cash Alliance („Besser als Bargeld-Allianz – BTCA) kämpft weltweit gegen die Verwendung von Bargeld und für einen breitflächigen Einsatz digitaler Bezahlmethoden. Hinter der in New York ansässigen Organisation stehen nicht nur Microsoft-Gründer und Multimilliardär Bill Gates sowie die Clinton Development Initiative, sondern auch die US-Regierung, Großbanken wie die Citibank und mit Mastercard und Visa auch zwei weltweit führende Kreditkartenunternehmen.

Nun hat die Organisation in ihrer Heimstätte eine schwere Niederlage einstecken müssen. Wie USA Today berichtet, hat der New Yorker Stadtrat mit großer Mehrheit ein Gesetz erlassen, welches es Geschäften und Restaurants künftig untersagt, Bargeld als Zahlungsmittel abzulehnen. Ähnliche Vorschriften hatten in den vergangenen Jahren auch schon San Francisco, Philadelphia und die Bundesstaaten New Jersey und Massachusetts erlassen.

Nicht nur die Entscheidung selbst, besonders auch die Begründung sind ein schwerer Schlag gegen die Ziele der BTCA. Denn dem New Yorker Stadtrat zufolge kommt die Annahmepflicht von Bargeld insbesondere den ärmeren Schichten der Bevölkerung zu Gute. Die BTCA hingegen begründet ihren globalen Feldzug gegen das Bargeld nicht zuletzt damit, dass man die „finanzielle Inklusion“ der Armen in das Wirtschafts- und Finanzsystem durch eine Zurückdrängung von Münzen und Scheinen und eine Propagierung digitaler Bezahlmethoden stärken wolle.

„Geschäfte in New York haben nicht länger das Recht, Bargeld abzulehnen und damit effektiv jene Kunden zu diskriminieren, die keinen Zugang zu Kredit- oder Debitkarten haben. Der Marktplatz der Zukunft muss den Bedarf verletzlicher New Yorker berücksichtigen“, heißt es in einer Presseerklärung der Befürworter des neuen Gesetzes. Denn auch wer über kein Bankkonto verfüge, solle überall einkaufen und essen können und dürfe nicht abgewiesen werden.

USA Today schreibt: „Landesweit hatten im Jahr 2017 6,5 Prozent aller Haushalte kein Bankkonto und 18,7 Prozent hatten zwar ein Konto, nutzten aber auch Finanzdienstleistungen von nichtversicherten Institutionen, wie aus Daten der FDIC hervorgeht. Im Bundesstaat New York gilt nahezu jeder vierte Haushalt als kontenlos oder hat kaum Zugang zum Finanzsystem. Die schwarze Gemeinde ist besonders stark betroffen. 16,9 Prozent aller afroamerikanischen Haushalte hatte im Jahr 2017 kein Bankkonto und auch 14 Prozent aller Latino-Haushalte. Für diese Teile der Gesellschaft sind Geschäfte, die kein Bargeld akzeptieren, praktisch unerreichbar.“

Einige Unternehmen, welche in der Vergangenheit kein Bargeld mehr angenommen hatten, haben dies nun geändert – auch schon vor Bekanntwerden des New Yorker Entscheids. Dazu gehört beispielsweise die Salatkette Sweetgreen, welche 2017 nur noch Kartenzahlungen akzeptierte, diese Geschäftspolitik aber Ende 2019 wieder revidierte. „Die Bargeldlos-Strategie hatte die unvorhergesehene Konsequenz, das jene, die lieber bar zahlen oder nur bar zahlen können, ausgeschlossen wurden. Während der bargeldose Zahlungsverkehr sicherlich einige Vorteile hat, haben wir eingesehen, dass es zum jetzigen Zeitpunkt nicht die richtige Maßnahme war, um unsere Mission zu erfüllen“, heißt es in einer Stellungnahme von Sweetgreen.

Die BTCA ist indes nur ein Teil jenes Netzwerkes, welches weltweit auf die Abschaffung oder Zurückdrängung hinarbeitet. Eine Übersicht hat der Ökonom und Buchautor Norbert Häring auf seinem Blog veröffentlicht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Generation Z lehnt Führungspositionen ab – Unternehmen müssen umdenken
25.04.2025

Die Generation Z zeigt sich zunehmend unbeeindruckt von traditionellen Karrierewegen und Führungspositionen im mittleren Management. Eine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Reichster Ostdeutscher: Wie ein Unternehmer einen kleinen DDR-Betrieb zum globalen Player macht
25.04.2025

Rekord-Umsatz trotz Krisen: Der Umsatz von ORAFOL betrug im Jahr 2024 betrug 883 Millionen Euro – ein Rekordjahr trotz Wirtschaftskrise....

DWN
Politik
Politik Rentenbeiträge und Krankenkasse: Sozialabgaben werden weiter steigen
25.04.2025

Gerade bei der Rente hat die kommende Merz-Regierung ambitionierte Pläne. Doch gemeinsam mit den Krankenkassenbeiträgen droht...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gold im Höhenrausch: Wenn Trump das Gold sieht, wird es gefährlich
25.04.2025

Der Goldpreis steht kurz davor, einen historischen Rekord nicht nur zu brechen, sondern ihn regelrecht zu pulverisieren. Die Feinunze Gold...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Autoindustrie unter Druck: Zollkrieg sorgt für höhere Preise und verschärften Wettbewerb
25.04.2025

Der Zollkrieg zwischen den USA und Europa könnte die Auto-Preise in den USA steigen lassen und den Wettbewerb in Europa verschärfen....

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen der Deutschen auf Rekordhoch – aber die Ungleichheit wächst mit
25.04.2025

Private Haushalte in Deutschland verfügen so viel Geld wie nie zuvor – doch profitieren längst nicht alle gleichermaßen vom...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland am Wendepunkt: Wirtschaftsmodell zerbricht, Polen rückt vor
25.04.2025

Deutschlands Wirtschaftsmaschinerie galt jahrzehntelang als unaufhaltsam. Doch wie Dr. Krzysztof Mazur im Gespräch mit Polityka...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China im Handelskrieg: Regierung bereitet sich auf das Schlimmste vor
25.04.2025

Chinas Führung bereitet sich inmitten des eskalierenden Handelskonflikts mit den USA auf mögliche Härtefälle vor. In einer Sitzung des...