Finanzen

Bundesbank-Chef Weidmann warnt EZB vor deutlicher Anhebung des Inflationsziels

Lesezeit: 1 min
04.02.2020 07:20  Aktualisiert: 04.02.2020 07:20
Bundesbank-Präsident Weidmann hat sich gegen die diskutierte deutliche Anhebung des EZB-Inflationsziels ausgesprochen.
Bundesbank-Chef Weidmann warnt EZB vor deutlicher Anhebung des Inflationsziels
Jens Weidmann, Präsident der Bundesbank, und Claudia Buch, Vizepräsidentin der Bundesbank, nehmen am 29. Januar an der Sitzung des Bundeskabinetts im Bundeskanzleramt teil. (Foto: dpa)
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Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat sich gegen eine deutliche Anhebung des Inflationsziels der Europäischen Zentralbank (EZB) ausgesprochen. "Der Zugewinn an Handlungsfähigkeit könnte kleiner sein als erhofft", sagte er am Montag beim Neujahrsempfang der Deutsche Börse in Eschborn laut Redetext. Bei einer kräftigen Zielanhebung könnten zudem die Inflationserwartungen aus dem Ruder laufen, warnte er. Auch habe eine höhere Inflation Kosten für die Menschen. "Und: Inflation trifft die Schwächsten in der Gesellschaft besonders hart", sagte das EZB-Ratsmitglied.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde gab vor kurzem den Startschuss für eine umfassende Überprüfung der Strategie der Notenbank. Im Zentrum steht das geltende Inflationsziel von knapp unter zwei Prozent, dass die Zentralbanker bereits seit Jahren verfehlen. Letztmalig hatte die Zentralbank ihr zentrales Ziel im Jahr 2003 überarbeitet. Im Rahmen der Neuorientierung der EZB-Strategie soll nun aber auch der Kampf gegen den Klimawandel eine zentrale Rolle erhalten.

Einige Währungshüter sind bereits mit Ideen vorgeprescht. Der Notenbank-Chef der Niederlande, Klaas Knot, und Estlands Notenbank-Gouverneur Madis Müller hatten sich für mehr Flexibilität beim Inflationsziel ausgesprochen. Aus Sicht des im Dezember aus dem Amt geschiedenen Notenbank-Direktors Benoit Coeure sollte die EZB mittelfristig zwei Prozent Teuerung anstreben und dies mit einem Toleranzband versehen.

"Meines Erachtens sollten wir unser geldpolitisches Ziel so formulieren, dass es verständlich, vorwärtsgerichtet und realistisch ist", so Weidmann. "'Vorwärtsgerichtet' heißt, dass wir Preisstabilität in der mittleren Frist, also mit Blick nach vorn, gewährleisten sollten." Und realistisch besage, dass die Formulierung bei den Menschen keine Illusionen wecken sollte. "Wir sollten dem Eindruck und dem Anspruch entgegenwirken, dass wir die Inflation auf die Nachkommastelle genau feinsteuern könnten. Denn das können wir nicht." Ähnlich hatte bereits Coeure argumentiert.

Aus Sicht von Weidmann gilt das auch für den Zeithorizont "Wir sollten nicht aufs Quartal genau vorab festlegen, bis wann wir unser Ziel erreichen wollen." Es sei wichtig, flexibel zu bleiben. "Eine realistische und vorwärtsgerichtete Zieldefinition erlaubt der Geldpolitik zu warten, wenn es gute Gründe dafür gibt, und nicht hektisch auf jede Änderung im Datenkranz zu reagieren."


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