Europa könnte im aktuellen Jahr etwa 100 Millionen Tonnen Flüssigerdgas (LNG) importieren, da viele Ladungen von asiatischen Käufern auf den Kontinent umgeleitet werden.
Im vergangenen Jahr erreichten die LNG-Importe nach Europa 85 Millionen Tonnen, was einen Rekord darstellte. Allerdings wird der LNG-Nachfragerückgang in Asien die diesjährige Aufnahme durch europäische Länder erheblich steigern, da 78 Ladungen überschüssiges LNG aus Asien nach Nordwesteuropa gelangen werden.
Doch das Problem ist, dass der europäische LNG-Markt bereits überversorgt ist. Im vergangenen Jahr berichtete das Gate Terminal in Rotterdam, das einen Großteil des auf den Kontinent gelangenden LNG aufnimmt, dass es 2019 einen Rekord von 171 LNG-Tankern verarbeitet hat. Ein Großteil soll davon in den Lagern verblieben sein. Mit den neuen Lieferungen aus Asien könnte die Lagerkapazität knapp werden.
Dieser Zustand hat bereits dazu geführt, dass die LNG-Preise gesunken sind. Der Spotpreis für LNG im November und Dezember 2019 in den Niederlanden lag im Durchschnitt bei 3,95 US-Dollar pro Million britischer thermischer Einheiten (BTU). Das war der niedrigste Preis seit Januar 2004 für diese Jahreszeit. Mit zunehmender Überlastung rechnen die Händler jedoch mit einem weiteren Preisrückgang auf 2,4 US-Dollar pro Milliarde BTU im Laufe des aktuellen Jahres.
"In diesem Sommer ist weniger Platz für die Einspeisung von Gas in den Speicher, und es wurde bereits viel Kohle auf Gas umgestellt", so ein Analyst von Energy Aspects. Die europäischen Behörden haben den Bau neuer LNG-Importterminals genehmigt, diese müssen jedoch noch gebaut werden.
Nach Informationen von Natural Gas Intel werden vor allem die US-amerikanischen LNG-Produzenten durch den Preisrückgang in Europa, der durch die regelrechte “LNG-Flut” ausgelöst wird, leiden.
Die Situation für US-amerikanische LNG-Produzenten wird zusätzlich erschwert, weil China immer noch einen 25-prozentigen Zoll auf LNG-Importe aus den USA hat.
Wichtig ist, dass der Markt nach unten gehen muss, wenn die LNG-Lieferungen in Nordwesteuropa bei mildem Wetter oder stärker als erwartet fortgesetzt werden und um weitere zwei Milliarden Kubikmeter ansteigen, um nach dem nächsten Anpassungshebel zu suchen, der möglicherweise die LNG-Exporte aus den USA einschränkt”, zitiert Oil and Gas People Goldman Sachs aus einem Bericht.
Somit wird Europa zum endgültigen Bestimmungsort für viel LNG, und die Lagerräume füllen sich. Unklar ist, was passieren wird, wenn die Exporte nach Europa auch im Frühling und Sommer ungebremst weiterlaufen, obwohl genau dann die Nachfrage wegen der höheren Temperaturen in Europa zurückgeht.