Politik

Söldner in Syrien töten vier russische Geheimdienst-Offiziere

In Syrien haben Söldner vier russische Offiziere des FSB getötet.
05.02.2020 16:27
Aktualisiert: 05.02.2020 16:27
Lesezeit: 2 min
Söldner in Syrien töten vier russische Geheimdienst-Offiziere
Der Angriff auf die getöteten Russen erfolgte im Westen von Aleppo. (Grafik: Syria Live Map/DWN)

“In Syrien starben vier Mitarbeiter des Special Forces Centers des russischen FSB an den Folgen von Mörsergranaten”, so die russische Wochenzeitung Argumenti. Sie sollen nach Angaben des Conflict Intelligence Teams (CIT) Mitglieder des russischen Sicherheitsdienstes FSB gewesen sein.

Der Baza-Telegramm-Kanal berichtete, dass die vier Offiziere “in die Hände von militanten Kämpfern gefallen” seien, nachdem ihr Fahrzeug von einer Landmine in der Nähe der nördlichen Stadt Aleppo getroffen wurde. “Sie wurden später erschossen aufgefunden”, so der Baza-Telegramm-Kanal, der nach Angaben der Moscow Times Verbindungen zu den russischen Sicherheitsdiensten unterhält.

Bei den getöteten Soldaten handelt es sich um Major Ruslan Gimidev, Leutnant Vsevolod Trofimov, Major Polat Akimyanov und Kapitän Dmitry Minov.

Russland soll im vergangenen Frühjahr 116 Todesfälle in Syrien offiziell bestätigt haben, berichtet EA Worldview.

Die türkische Zeitung Yenişafak berichtet, dass die russischen Offiziere am 1. Februar 2020 von Söldnern der Syrische Nationale Armee (SNA), die sich aus Mitgliedern der Freien Syrischen Armee (FSA) zusammensetzt, getötet wurden.

Der regierungsnahe türkische Sicherheits-Analyst Abdullah Ağar sagte der Zeitung Aydınlık: “Die Stellvertreter der Türkei haben den Tod von russischen Soldaten/Offizieren verursacht. Einen Tag später wurde ein Angriff auf uns durchgeführt. Die Russen haben somit über ihre Stellvertreter geantwortet. Sie haben sie einen Angriff auf unsere Soldaten ausführen lassen. Die Schritte der Syrischen Nationalen Armee und der Freien Syrischen Armee müssen genau geplant werden. Wenn Russland durch ihre Schritte beeinträchtigt wird, wird es auch immer eine entsprechende Antwort in einer anderen Form geben.”

Ağar sagt, dass radikale Elemente innerhalb der bewaffneten Opposition gesäubert werden müssen. Es bestehe die Gefahr, dass die Extremisten von Hayat Tahrir al-Scham (HTS) die moderaten Rebellen der FSA vernichten, um tonangebend zu werden. “In Astana und Sotschi wurde vereinbart, dass eine entwaffnete Zone mit einer Tiefe zwischen 15 bis 20 Kilometer geschaffen wird, um die radikalen Gruppen zu verdrängen. Dadurch sollten die Autobahnen M4 und M5 gesichert werden. Uns ist es nicht gelungen, die radikale Gruppen nachhaltig zu entfernen. HTS hat die FSA vernichtend geschlagen. Nun machen Russland und Syrien das, was wir nicht hinbekommen haben.”

Der ehemalige türkische Geheimdienst-Offizier Coşkun Başbuğ sagte dem Sender Haber 7: “Russland hat nur zwei Optionen. Entweder sie treten uns direkt mit ihren Soldaten gegenüber, also direkt aus ihren Reihen - von Mann zu Mann. Oder aber die Russen versuchen, die Wogen zu glätten, indem sie alles leugnen, was sie getan haben, und uns ein Friedensangebot machen. Russland hat sich für die zweite Option entschieden.”

Başbuğ kritisiert vor allem, dass Russland und die Syrische Arabische Armee (SAA) im Widerspruch zum Idlib-Abkommen eine Großoffensive gestartet hatten, um nicht in etwa extremistische Söldner, sondern Mitglieder der SNA und FSA ins Visier zu nehmen.

Damit gibt es in Syrien nur noch zwei Alternativen, was die künftige Entwicklung angeht. Die erste Alternative ist ein Bruch zwischen Russland und der Türkei, der zwangsläufig zum Ende aller Abkommen von Sotschi und Astana führen würde. Die zweite Alternative besteht darin, dass Russland und die Türkei ihre diplomatischen Kanäle nutzen, um die Wogen zu glätten. Wichtig ist aber auch, dass Moskau und Ankara ihre Schritte mit Washington koordinieren.

Die türkische Regierung ist nach wie vor wütend darüber, dass in Idlib vier türkische Soldaten durch die SAA und Russland getötet wurden.

Zum Tod türkischer Soldaten in Idlib und russischer Geheimdienst-Offiziere in Aleppo schrieb die Moskauer Tageszeitung Kommersant am Dienstag:

“Der Tod türkischer Bürger in Idlib kann nicht nur zur Bedrohung werden für die Zusammenarbeit zwischen Ankara und Moskau in Syrien, sondern auch das russisch-türkische Verhältnis insgesamt ernsthaft verschlechtern. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die Lage in Idlib mit Verärgerung als nicht hinnehmbar bezeichnet und dabei Russland vorgeworfen, dem syrischen Regime Vorschub zu leisten.

In Moskau und Ankara halten sich unterschiedliche Versionen nicht nur zu den Hintergründen für die jüngsten Geschehnisse, sondern insgesamt zur Situation in Idlib, wo die syrische Armee mit Unterstützung des russischen Militärs immer tiefer vordringt. Dabei sind im Übrigen Anfang Februar auch vier Spezialkräfte des russischen Militärs getötet worden.”

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gasimporte aus Russland: EU-Kommission plant komplettes Aus – welche Folgen das hat
18.06.2025

Russisches Gas fließt trotz Sanktionen weiterhin nach Europa – doch die EU-Kommission will das ändern. Ab 2028 sollen Gasimporte aus...

DWN
Politik
Politik Trump will "echtes Ende": Diplomatie oder einen Kriegseintritt der USA?
17.06.2025

Trumps vorzeitiges Verlassen des G7 Gipfels in Kanada hat viele Fragen offen gelassen. Reporter die Trump auf seiner Rückreise begleitet...

DWN
Politik
Politik Kriegswaffe Hunger? Israel greift erneut Menge bei Gaza-Hilfszentrum an
17.06.2025

Das israelische Militär hat erneut wartende Menschen in der Nähe eines Verteilzentrums für humanitäre Hilfsgüter im Gazastreifen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Slowenien verliert Glanz: Deutsche Firmen zweifeln am Standort
17.06.2025

Deutschlands Wirtschaft verliert das Vertrauen in Slowenien: Hohe Kosten, politische Unsicherheit und Reformstau treiben Firmen in Richtung...

DWN
Technologie
Technologie Starlink gegen den Rest der Welt: Wem gehört der Orbit?
17.06.2025

Während Elon Musk mit Starlink das All kolonisiert, stolpern Amazon, China und Europa hinterher. Geht es im neuen Weltraumrennen wirklich...

DWN
Finanzen
Finanzen Silberpreis bricht aus: Folgt nun eine Rallye bis 50 US-Dollar?
17.06.2025

Anfang Juni hat der Silberpreis die magische Marke von 35 US-Dollar pro Unze geknackt und hält sich seitdem beständig darüber. Damit ist...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Aus Alt wird Auto: EU will Rohstoffe besser nutzen- Mehr Recycling im Auto
17.06.2025

Autos bestehen aus wertvollen Rohstoffen – und viele davon lassen sich wiederverwenden. Damit in Europa künftig mehr Recyclingmaterial...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis vor dem Absturz? Citi warnt vor Ende der Rekordrally
17.06.2025

Der Goldpreis steht auf wackligen Füßen: Nach einem Höhenflug von über 30 % warnt Citigroup vor dem Absturz – kommt jetzt der...