Deutschland

Die Fugger als Sinnbild des deutschen Mittelstands

Das Kaufmannsgeschlecht der Fugger hat es zu Weltruhm gebracht. Noch heute gilt es als Vorbild für den rasanten Aufstieg einer ursprünglich mittelständischen Familie.
15.02.2020 12:44
Aktualisiert: 15.02.2020 12:44
Lesezeit: 2 min
Die Fugger als Sinnbild des deutschen Mittelstands
Das Ehrenbuch der Fugger liegt in einer Vitrine in der Ausstellung "Die Fugger im Bild". (Foto: dpa) Foto: Frank Leonhardt

Die Fürst Fugger Bank ist eine Vermögensverwaltung für Privatkunden. Sie wurde 1954 von Friedrich Carl Fürst Fugger-Babenhausen in Augsburg gegründet. Sie hat weitere Niederlassungen in Köln, Mannheim, München, Nürnberg und Stuttgart. Die Fürst Fugger Bank verdankt ihre Anziehungskraft vor allem der Marke “Fugger”.

Denn keine Kaufmannsfamilie in Deutschland übt eine derart große Faszination auf den deutschen Mittelstand aus wie das schwäbische Kaufmannsgeschlecht der Fugger. Zur Berühmtheit gelangte die Familie unter Jakob Fugger, der seinerzeit im Volksmund auch als “der Reiche” umschrieben wurde. Unter ihm stieg die Familie in den Adelsstand auf und die Familienmitglieder errangen wichtige weltliche und kirchliche Ämter. Zwischen 1495 und 1525 war Jakob der wichtigste Bankier und Kaufmann Europas. Wenn man das damalige Vermögen von Jakob auf die heutige Zeit hochrechnet, besaß er in etwa alle 30 Dax-Unternehmen, berichtet das Handelsblatt.

Fugger.de berichtet: “In der neuesten Hitliste der Reichen und Superreichen platziert das Wirtschaftsportal von Microsoft Jakob Fugger auf Rang 11. Dies allerdings nicht wegen seines aus Superreichen-Sicht eher geringen Vermögens von etwa 500 Millionen Euro – errechnet aus 2,1 Milliarden Gulden, die er vererbt haben soll. Ausschlaggebend ist vielmehr die Annahme, dass Jakobs Vermögen zu seinen Lebzeiten etwa 10 Prozent der Wirtschaftsleistung des Heiligen Römischen Reichs entsprach. Bill Gates Vermögen entspricht im Vergleich dazu nur etwa 0,6 Prozent der US-Wirtschaftsleistung.”

Die Fugger-Familie war auch eine tragende Säule der Habsburger. Sie rettete das Habsburger Reich mehrmals vor dem Konkurs. Allerdings zahlten die Habsburger ihre Schulden nicht immer zurück. Jakob Fuggers Bruder Anton hatte den Habsburgern beim Fürstenaufstand 1552 etwa 400.000 Dukaten geliehen – und zwar aus seiner persönlichen Kasse. Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts hatten die schwäbische Kaufmannsfamilie hohe Beträge an rheinischen Gulden verloren, weil die Habsburger teilweise nicht zahlungswillig waren.

Besonders interessant ist, dass sie trotz des Zinsverbots für Christen (die Fugger waren katholisch) hohe Zinsen bei der Kreditvergabe ansetzten. Das Handelsblatt wörtlich: “Sie besorgten sich Geld für die Kreditvergabe bevorzugt von Bischöfen, Kardinälen und Päpsten – die kassierten trotz des kanonischen Zinsverbots üppige Zinsen. Europaweit tätig waren die Fugger auch in einer anderen Spielart des Bankgeschäfts, dem Wechselverkehr. Dank ihres weiten Netzes konnten sie Wechselgeschäfte von Dänemark bis Portugal abwickeln.”

Die Fuggerei: Eine Sozialsiedlung in Augsburg

“Niemand ist so arm, dass er nicht etwas abgeben könnte. Und niemand ist so reich, dass er noch ein bisschen mehr Geld gebrauchen könnte”, soll Jakob gesagt haben. Diesem Zitat entsprechend, ließ er im Jahr 1521 eine Reihenhaussiedlung in Augsburg bauen.

Es handelte sich dabei um die sogenannte “Fuggerei”, die die älteste Sozialsiedlung der Stadt ist. In die Häuser durften nur “würdige Arme” einziehen, die dem katholischen Glauben angehörten. Bettler waren nicht zugelassen. Die Siedlung war auf dem Prinzip “Hilfe zur Selbsthilfe” aufgebaut. Für Bürger, die aufgrund von Krankheiten oder körperlichen Einschränkungen nicht imstande gewesen sind, ihre Haushalte zu führen, war die “Fuggerei” ein Zufluchtsort.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

avtor1
Cüneyt Yilmaz

                                                                                ***

Cüneyt Yilmaz ist Absolvent der oberfränkischen Universität Bayreuth. Er lebt und arbeitet in Berlin.

DWN
Politik
Politik Fünf Prozent für Verteidigung: Welche Kosten kämen auf Deutschland zu?
16.05.2025

Die Debatte um höhere Verteidigungsausgaben nimmt Fahrt auf: Fünf Prozent des BIP stehen im Raum. Doch was würde das konkret für...

DWN
Politik
Politik Russland-Ukraine-Friedensverhandlungen: Was kann in Istanbul erreicht werden?
16.05.2025

Russland und Ukraine starten in Istanbul neue Friedensverhandlungen – doch wie realistisch sind Fortschritte? Welche Rolle spielen...

DWN
Politik
Politik Die Macht der Herausforderung: Putin hat gekniffen
16.05.2025

Man möchte den wenigstens etwas ernstzunehmenden Menschen sehen, der geglaubt hat, Wladimir Putin würde die Herausforderung des...

DWN
Unternehmen
Unternehmen DAX-Konzerne verzeichnen deutlichen Rückgang bei Gewinnen
16.05.2025

Geringere Gewinne, schrumpfende Belegschaften und globale Unsicherheiten: Deutschlands DAX-Konzerne stehen unter Druck. Doch wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Thalia-Übernahme: Buchhändler kauft Spielwarenhändler Krömer und Toysino - Expansion in den Spielwarenmarkt
16.05.2025

Der Buchhändler Thalia greift im Spielwarenmarkt an und übernimmt zwei bekannte Marken mit Dutzenden Filialen. Was steckt hinter dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mittelstand erwartet weiter steigende Kosten - kommen die nächsten Preiserhöhungen?
16.05.2025

Wie eine aktuelle KfW-Erhebung zeigt: Auch 2025 rechnen kleine und mittlere Unternehmen in Summe mit Preissteigerungen in allen wichtigen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mærsk-Chef warnt: China übernimmt – Europa schaut zu
16.05.2025

Trotz politischer Abkopplungsversuche wächst Europas Abhängigkeit von China weiter. Mærsk-Chef Vincent Clerc warnt: Peking erobert...

DWN
Politik
Politik Rüstungsskandal bei der Nato: Verdacht auf Bestechung und Geldwäsche – Behörden ermitteln gegen Nato-Mitarbeiter
15.05.2025

Über die Nato-Beschaffungsagentur NSPA werden Waffensysteme und Munition im Milliardenwert eingekauft. Nun gibt es den Verdacht, auf...