Politik

„Klima-Karte“ gespielt: Lobby-NGO Deutsche Umwelthilfe geht gegen Nordstream 2 vor

Die Lobbyorganisation „Deutsche Umwelthilfe“ geht gegen das von US-Sanktionen betroffene Energieprojekt Nordstream 2 vor. Die Vorwürfe wirken sonderbar und konstruiert.
05.03.2020 13:32
Aktualisiert: 05.03.2020 13:32
Lesezeit: 1 min
„Klima-Karte“ gespielt: Lobby-NGO Deutsche Umwelthilfe geht gegen Nordstream 2 vor
Ein Arbeiter in einer Pipeline. (Foto: dpa) Foto: Jens B

Der Lobbyverein „Deutsche Umwelthilfe“ will die Genehmigung der Ostseepipeline Nord Stream 2 prüfen lassen. Ein entsprechender Antrag sei beim zuständigen Bergamt Stralsund gestellt worden, teilte die Organisation am Donnerstag mit.

Der von der Organisation erklärte Grund für den Vorstoß gegen das Energieprojekt wirkt sonderbar: Hintergrund sei ein Rechtsgutachten, das von der TU Berlin in Auftrag gegeben wurde. Demnach gebe es vor dem Hintergrund aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse „mindestens erhebliche Hinweise“ darauf, dass die Methanemissionen der Gasförderung in Europa und Russland tatsächlich deutlich höher seien, als bislang angenommen. Methan sei Hauptbestandteil von Erdgas. Es sei um ein Vielfaches „klimawirksamer“ als CO2. Daraus folge eine „relevante Wahrscheinlichkeit“ dafür, dass auch die in Zusammenhang mit dem Betrieb von Nord Stream 2 sowie der notwendigen Anschlusspipeline möglichen Methanemissionen heute anders zu bewerten seien, als es in den für die Vorhaben durchgeführten Genehmigungsverfahren erfolgt sei, heißt es im Gutachten der NGO. Die vom Bergamt Stralsund erteilte Genehmigung sehe ausdrücklich Handlungsmöglichkeiten für den Fall zuvor nicht absehbarer nachteiliger Auswirkungen von Nord Stream 2 auf die Umwelt vor.

Das Projekt Nord Stream 2 soll Gas von Russland nach Deutschland transportieren. Die US-Regierung will das Projekt sabotieren und warnt seit langem vor einer zu großen Abhängigkeit der EU von russischem Gas. Deshalb haben sie zuletzt Sanktionen gegen Firmen verhängt, die an der Pipeline mitbauen. Gleichzeitig bieten sich die Vereinigten Staaten den Staaten in Europa als Lieferant von Flüssiggas an, das in den USA zum Teil mit dem umstrittenen Fracking-Verfahren gewonnen wird und mit großem Aufwand per Schiff über den Atlantik transportiert werden muss – ein Umstand, den die „Deutsche Umwelthilfe“ offenbar nicht anspricht.

Deutschland, wo Nord Stream 2 anlanden soll, befürwortet den Bau der Pipeline und kritisierte die US-Sanktionen. Die Betreibergesellschaft von Nord Stream 2 argumentiert, das Projekt sei ein wesentlicher Bestandteil der europäischen Versorgungssicherheit.

Die „Deutsche Umwelthilfe“ wurde durch ihren aggressiven medialen und gerichtlichen Feldzug gegen die Diesel-Technologie bekannt – einem Kernstück der deutschen Volkswirtschaft.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technik streikt: Zählt Ausfallzeit zur Arbeitszeit?
01.07.2025

Wenn im Büro plötzlich die Technik versagt, stellt sich schnell eine Frage: Muss weitergearbeitet werden – oder zählt die Zeit...

DWN
Politik
Politik NATO ohne Substanz: Europa fehlen Waffen für den Ernstfall
01.07.2025

Europa will mehr für die Verteidigung tun, doch der Mangel an Waffen, Munition und Strategie bleibt eklatant. Experten warnen vor fatalen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...