Finanzen

Italien und Frankreich fordern Aufweichung der EU-Schuldenregeln, gesamteuropäischen Konjunktur-Impuls

Italien und Frankreich fordern einen gesamteuropäischen Konjunktur-Impuls, um auf die wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus zu reagieren. Die EU-Schuldenregeln dürften als erste über Bord geworfen werden.
09.03.2020 14:52
Aktualisiert: 09.03.2020 14:52
Lesezeit: 1 min
Italien und Frankreich fordern Aufweichung der EU-Schuldenregeln, gesamteuropäischen Konjunktur-Impuls
Mailand: Soldaten der italienischen Armee stehen am Hauptbahnhof. (Foto: dpa) Foto: Claudio Furlan

Angesichts der Coronavirus-Krise wird in Frankreich und Italien der Ruf nach einem europaweiten Konjunkturimpuls laut. "Es geht nicht, dass Europa einer außerordentlichen Situation mit gewöhnlichen Maßnahmen begegnet", sagte Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte am Montag. Die Flexibilität der europäischen Schuldenregeln sollte vollständig ausgeschöpft werden. Er kündigte zugleich eine weitere Steigerung der Staatsausgaben als "massive Schocktherapie" zur Bewältigung der wirtschaftlichen Auswirkungen der Epidemie an. Sein wirtschaftlich ohnehin schwächelndes Land ist in der EU am stärksten von dem Ausbruch des Virus betroffen und erklärte nach einem sprunghaften Anstieg der Infektionsfälle weite Teile Norditaliens zum Sperrgebiet.

Der französische Finanzminister Bruno Le Maire griff die Gedanken Contes auf und forderte ein koordiniertes Handeln innerhalb der Euro-Zone. Die Finanzminister des Währungsblocks dürften keine Zeit mit dem Lamentieren über das widrige wirtschaftliche Umfeld vergeuden, sondern müssten sich auf einen Plan zur Stützung der Konjunktur verständigen, sagte er dem Hörfunksender France Inter: "Ich erwarte eine starke, massive und koordinierte Reaktion Europas, damit die Gefahr einer Wirtschaftskrise nach der Epidemie gebannt wird."

Auf einer Pressekonferenz forderte der Minister zudem, dass die Europäische Investitionsbank als Reaktion auf die Coronavirus-Epidemie Mittel zur Verfügung stellen müsse. Er habe mit Bundesfinanzminister Olaf Scholz ein längeres Telefonat geführt, um eine europäische Reaktion auf die Epidemie zu koordinieren.

Die Bundesregierung wird nach Angaben von Regierungssprecher Steffen Seibert alles tun, um die Auswirkungen des Coronavirus auf Firmen und Arbeitnehmer abzufedern. Wenn sich die Lage verschärfe, werde man "schnell und passgenau" reagieren. Das sei neben der Eindämmung der Ausbreitung "ein Teil des Kampfes, den wir führen müssen", sagte er zu den Beschlüssen des Koalitionsausschusses etwa beim Kurzarbeitergeld. Wie hoch die Kosten für den Ausgleich der negativen wirtschaftlichen Folgen seien, könne man derzeit nicht seriös abschätzen.

Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums betonte mit Blick auf andere EU-Staaten, die ähnliche finanzielle Hilfen planten, dass die Regelungen des EU-Stabilitäts- und Wachstumspaktes ausreichend flexibel seien, um die Auswirkungen auf die nationalen Budget-Defizite zu beurteilen. Die Folgen des Coronavirus-Ausbruches seien kommende Woche auch Thema beim Treffen der EU-Finanzminister.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Flixtrain bereit zum harten Wettbewerb um Bahn-Kunden
18.11.2025

Im Fernverkehr auf deutschen Schienen herrscht bislang wenig Wettbewerb. Das könnte sich in den kommenden Jahren ändern. Ein kleiner...

DWN
Technologie
Technologie Fliegende Autos: XPeng eröffnet erste Produktionsstätte für Flugfahrzeuge in China
18.11.2025

China eröffnet erstmals industrielle Strukturen für Fahrzeuge, die sowohl am Boden als auch in der Luft nutzbar sein sollen. Wird damit...

DWN
Technologie
Technologie Cloudflare down: Internetdienste X und ChatGPT massiv von Cloudflare-Störung betroffen
18.11.2025

Die Cloudflare-Dienste sind seit Dienstagmittag weltweit massiv gestört, betroffen sind darunter große Plattformen wie X und ChatGPT. Das...

DWN
Finanzen
Finanzen Nokia-Aktie und Nvidia-Aktie im Fokus: Wie die Partnerschaft 5G-Wachstum antreibt
18.11.2025

Die einst vor allem für Handys bekannte Nokia hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt und rückt nun wieder in den Fokus von...

DWN
Finanzen
Finanzen Vestas-Aktie im Minus: So sollen 900 gezielte Entlassungen die Ertragsziele stützen
18.11.2025

Die Vestas-Aktie steht derzeit unter Druck. Dass das Unternehmen weltweit 900 Bürostellen abbaut, scheint den Anlegern auch Sorgen zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Erfolg im Job: Warum Diplome nicht mehr über Karrierechancen entscheiden
18.11.2025

Die Anforderungen an Fachkräfte haben sich deutlich verändert, und Arbeitgeber legen zunehmend Wert auf Fähigkeiten, Persönlichkeit und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht unter 90.000 US-Dollar: Kryptomarkt in extremer Angst
18.11.2025

Der Bitcoin-Kurs ist tief gefallen und löst weltweit Unruhe unter Anlegern aus. Der Fear-and-Greed-Index warnt vor extremer Angst am...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität in Europa: Beckedahl kritisiert Bundesregierung
18.11.2025

Deutschland feiert neue Google- und Microsoft-Rechenzentren, während die digitale Abhängigkeit von US-Konzernen wächst. Der...