Wirtschaft

Berliner Startup mit erstem Kohlefaser-Smartphone der Welt

Die deutschen Smartphone-Hersteller wie das Startup Carbon Mobile konzentrieren sich auf Nischenprodukte, um sich am Weltmarkt zu behaupten, wo die Branchenriese aus China, Japan und den USA den Ton angeben.
06.04.2020 11:00
Lesezeit: 2 min
Berliner Startup mit erstem Kohlefaser-Smartphone der Welt
Die Deutschen kontrollieren nur einen sehr kleinen Teil des Gesamtmarktes (Foto: dpa). Foto: Robert G

Das Startup Carbon Mobile (CM) hat das erste Smartphone aus Kohlefasern der Welt vorgestellt, das kommerziell verwendbar ist. Es ist mit 6,3 Millimetern so dünn wie eine Handy-Hülle und wiegt mit 125 Gramm so viel wie eine Armbanduhr. „An der kommerziellen Verwendung von Kohlefasern für Smartphones haben sich die anderen Hersteller bisher die Zähne ausgebissen“, sagte ein Sprecher des Unternehmens auf Anfrage der Deutschen Wirtschaftsnachrichten (DWN).

Hintergrund: Der Werkstoff gilt als sehr fest, verfügt über eine niedrige Dichte und eine hohe Schwingungsdämpfung. Die größten Hersteller der Welt greifen überwiegend auf andere Materialien zurück – beispielsweise auf Aluminium, Edelstahl oder Plastik. „Wir wollen damit eine Kundengruppe erreichen, die den Werkstoff für sich entdeckt hat und auch schon andere Produkte kauft, die damit hergestellt werden – zum Beispiel Fahrräder“, erklärte der Sprecher von CM.

„Darüber hinaus wollen wir auch diejenigen ansprechen, die Wert auf Design legen. Natürlich ist uns bewusst, dass wir nicht mit den riesigen Produzenten konkurrieren können. Deshalb wird das neue Modell ein Nischenprodukt bleiben“, fügte der CM-Vertreter hinzu, der einen Stückpreis von 799 Euro nennt.

Zum Vergleich: 2019 lag der Durchschnittspreis für Smartphones in Deutschland bei knapp 490 Euro. Da das neue Produkt von CM so teuer ist, dürften sich nur Liebhaber das Gerät leisten, die von dessen Eigenschaften überzeugt sind.

Grundsätzlich haben alle deutschen Hersteller das Problem, dass sie aufgrund der Dominanz der großen Hersteller Samsung, Apple und Huawei nur mit besonderen Produkten auf sich aufmerksam machen können. Sie dürften nur kleinere Nischen besetzen können – mehr wird wohl kaum gehen.

Hersteller verkaufen in Deutschland Geräte im Gesamtwert von 12 Milliarden Euro

Zur Einordnung, wo sich die deutschen Firmen befinden: Einer Schätzung des deutschen Digitalverbandes Bitkom sind die Umsätze mit Smartphones, die sämtliche Hersteller in Deutschland erzielt haben, im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr um fast zwölf Prozent auf 12 Milliarden Euro gestiegen. Samsung kontrolliert mit fast 40 Prozent den Löwenanteil des Marktes – gefolgt von Apple und Huawei, die weit abgeschlagen dahinter liegen. Die Unternehmen dürften im vergangenen Jahr insgesamt 1,4 Millionen Geräte verkauft haben.

Zu den deutschen Herstellern gehört Shift aus Falkenberg in Hessen, das sich über Crowdfunding finanziert, um bei der Auswahl der Zulieferer frei entscheiden zu können. Das heißt, das Unternehmen ist nicht unbedingt gezwungen, innerhalb seiner Lieferkette immer auf das billigste Angebot zurückgreifen zu müssen. Shift schreibt sich deswegen auf die Fahne, Produkte anzubieten, die unter „fairen Bedingungen“ hergestellt worden sind.

Hintergrund: Kritiker werfen den internationalen Produzenten vor, sie würden bei der Herstellung ihrer Smartphones auf die Hilfe von Kindern zurückgreifen. Denn dafür werden Mineralien benötigt – beispielsweise Kobalt. Dies wird nach dem Vorwurf der Skeptiker oft in Entwicklungsländern unter menschenunwürdigen Bedingungen aus den Minen geholt.

Die internationalen Menschenrechtsorganisationen Amnesty International und African Resources Watch (Afewatch) mahnen in einem Bericht aus dem Jahr 2016, dass im Prinzip bei allen Herstellern Kinder an der Produktion beteiligt sind. Dies ist ein harter Vorwurf, der im Raum steht. Dabei proklamiert insbesondere Shift für sich, dass es seine Produkte herstellt, ohne auf die Hilfe von Minderjährigen angewiesen zu sein.

Grundsätzlich betrifft die Verlagerung der Produktion in andere Länder alle Hersteller, weil dort die Produktionskosten im Vergleich zu Deutschland relativ niedrig sind – also auch CM. Auf den deutschen Standort fallen andere Teile der Organisation für das Produkt wie die Konzeption der Ware oder die Entwicklung des Designs. „Allerdings haben wir uns zum Ziel gesetzt, auch irgendwann einmal die Manufaktur nach Deutschland kommen zu lassen“, warf der Sprecher CM einen Blick nach vorne, allerdings ohne ein konkretes Datum zu nennen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährungsmarkt im Fokus: ETFs, XRP und Moon Hash – Weihnachtsbonusverträge beflügeln Cloud-Computing-Trends

Zum Jahresende erlebt der Kryptowährungsmarkt einen neuen Aufschwung. Kryptowährungs-ETFs und XRP ziehen zunehmend Gelder traditioneller...

 

DWN
Finanzen
Finanzen Jetzt Tesla-Aktie kaufen? Welche Erwartungen Investoren an Elon Musk haben
21.12.2025

Visionäre Unternehmer haben an den Kapitalmärkten immer wieder ganze Branchen neu geordnet. Ob Tesla-Aktien weiterhin von technologischem...

DWN
Panorama
Panorama Gaudís Sagrada Família: Der höchste Kirchturm der Welt
21.12.2025

Barcelona feiert 2026 die Architektur – und ein Turm der Sagrada Família soll Geschichte schreiben. Doch hinter dem Rekord stecken Geld,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Leadership-Coach Lars Krimpenfort: „Klopp ist ein gutes Beispiel für klare Führung unter Druck“
21.12.2025

Im Mittelstand steigen die Belastungen gefühlt täglich. Wie gelingt es Führungskräften dennoch, unter Druck richtig zu entscheiden?...

DWN
Politik
Politik EU-Kapitalmarktunion: Warum kleine Staaten um ihre Finanzmacht kämpfen
21.12.2025

Die EU will ihren Kapitalmarkt neu ordnen und zentrale Aufsichtsrechte nach Paris verlagern, während kleinere Staaten den Verlust ihrer...

DWN
Panorama
Panorama DWN-Wochenrückblick KW 51: Die wichtigsten Analysen der Woche
21.12.2025

Im DWN Wochenrückblick KW 51 fassen wir die zentralen wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen der vergangenen Woche zusammen....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mittelstand vor existenziellen Problemen: Keine Aufträge und schlechte Rahmenbedingungen
21.12.2025

Wie eine aktuelle Umfrage des ifo-Instituts ergab, sehen sich 8,1 Prozent der befragten Firmen direkt in ihrer wirtschaftlichen Existenz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU-Zölle auf Kleinsendungen: Neue Abgabe trifft Online-Bestellungen aus Drittstaaten
21.12.2025

Der Online-Handel mit günstigen Waren aus Drittstaaten wächst rasant und stellt den europäischen Binnenmarkt vor strukturelle...

DWN
Finanzen
Finanzen Topanalyst enthüllt: Das sind die attraktivsten Rüstungsaktien
21.12.2025

Die globale Sicherheitslage wandelt sich rasant, und die Verteidigungsindustrie gewinnt an Bedeutung für Regierungen und Kapitalmärkte....