Die Corona-Krise stürzt den US-Jobmarkt vom Boom in die Krise - mit einer beispiellosen Flut von Anträgen auf Arbeitslosenhilfe. In der vergangenen Woche stellten knapp 3,3 Millionen Amerikaner einen entsprechenden Erstantrag, wie das Arbeitsministerium am Donnerstag mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten lediglich eine Million auf dem Zettel. Der bisherige Höchststand wurde 1982 erreicht - mit damals 695.000 Gesuchen.
Experten sehen den aktuellen Anstieg der Erstanträge als Beleg für eine größere Entlassungswelle. Sie befürchten, dass bald noch weit mehr Amerikaner auf der Straße stehen dürften. US-Finanzminister Steven Mnuchin sieht die Zahlen zurzeit allerdings als "nicht relevant" an. Er hoffe, dass die Menschen wieder eingestellt würden, betonte er.
Viele Ökonomen bleiben jedoch skeptisch: "Die Arbeitslosenquote wird in den nächsten Monaten massiv ansteigen", prognostizierte Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner. Sie werde zur Jahresmitte einen Nachkriegsrekord erreichen. Bis dann könne die Quote von zuletzt 3,5 Prozent auf 11,5 Prozent steigen.
Fast die Hälfte der Amerikaner ist nach Angaben der Kaiser Family Foundation über den Arbeitgeber krankenversichert. Für Menschen, die arbeitslos werden, gibt es ein Programm namens Cobra, das es zumindest einigen von ihnen ermöglicht, ihre bisherige Versicherung über ihren Arbeitgeber fortzuführen - allerdings in der Regel zu wesentlich höheren Prämien.
Ärmere und behinderte Betroffene kommen möglicherweise für das staatliche Gesundheitsfürsorgeprogramm Medicaid in Frage. Zudem sind die privaten Versicherer verpflichtet, mitunter auch voraussichtlich teure Kunden zu niedrigen Beiträgen versichern, wenn diese einen Arbeitsplatzverlust durchgemacht und dabei ihre Krankenversicherung verloren haben.
Die privaten Versicherer stehen infolge der aktuellen Entwicklungen möglicherweise vor erheblichen finanziellen Verlusten. Bereits letzte Woche haben sie daher Empfehlungen an den US-Kongress geschickt, wonach sie Teile der ihnen entstehenden Kosten vom Staat erhalten sollen. Diese Empfehlungen fanden allerdings keinen Eingang in das am Mittwoch vom US-Senat einstimmig verabschiedete gut zwei Billionen Dollar schwere Konjunkturprogramm.