Wirtschaft

Täglicher Bericht aus der Firmenwelt vom 9. April

Es folgt ein Überblick über die wichtigsten Entwicklungen aus der Unternehmenswelt vom Donnerstag. Neues gibt es unter anderem von BASF, Schaeffler, E.ON und Air France KLM.
09.04.2020 17:03
Aktualisiert: 09.04.2020 17:03
Lesezeit: 5 min
Täglicher Bericht aus der Firmenwelt vom 9. April
Archivbild zeigt Auszubildende in einer Werkshalle des Chemiekonzerns BASF. (Foto: dpa) Foto: Uwe Anspach

RENAULT - Paris: Der Autokonzern will einem Insider zufolge wegen der Corona-Pandemie für das vergangene Jahr keine Dividende zahlen. Board-Vorsitzender Jean-Dominique Senard und Interims-CEO Clotilde Delbos wollten zumindest im ersten Quartal auf 25 Prozent ihrer Bezüge verzichten, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Sollte die Pandemie weiter anhalten, wollten die beiden auch im zweiten Quartal auf ein Viertel des Gehalts verzichten.

DEUTSCHE BANK - Frankfurt: Deutschlands größte Bank folgt dem Beispiel zahlreicher anderer Konzerne in der Corona-Krise und lädt zur virtuellen Hauptversammlung ohne physische Anwesenheit der Aktionäre. Die Online-Hauptversammlung soll am ursprünglich geplanten Termin am 20. Mai stattfinden, wie die Deutsche Bank am Freitag mitteilte. Auf dem Aktionärstreffen solle unter anderem Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer in den Aufsichtsrat gewählt werden, bekräftigte das Geldhaus. Der 60-jährige Weimer gilt als möglicher Nachfolger von Aufsichtsratschef Paul Achleitner, dessen Amtszeit regulär im Mai 2022 endet. Zudem sollen der frühere SPD-Chef und Ex-Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel sowie die Rechtsexpertin Dagmar Valcarcel gewählt werden, die schon gerichtlich als Aufsichtsräte bestellt wurden. Eine Dividende will die Deutsche Bank nicht zahlen, das hatte sie bereits im vergangenen Sommer bei der Vorstellung ihres Radikalumbaus angekündigt.

LUFTHANSA - Berlin: Die Fluggesellschaft hält ihr Aktionärstreffen am 5. Mai wegen der Coronavirus-Krise rein virtuell ab. "Der Gesetzgeber hat ermöglicht, dass Hauptversammlungen unter bestimmten Voraussetzungen ohne physische Präsenz der Aktionäre durchgeführt werden können", teilte der Konzern mit. "Aktionäre haben vorab die Möglichkeit, ihre Fragen einzureichen." Das Treffen werde als Livestream auf der Website Lufthansagroup.com übertragen. Auch viele andere Unternehmen bringen ihre Hauptversammlungen wegen der Pandemie digital über die Bühne.

ZALANDO - Frankfurt: Der Online-Modehändler plant einem Bericht zufolge ein Sparprogramm im Volumen von 350 Millionen Euro, um Entlassungen zu verhindern. Das Magazin "Business Insider" berichtete, die Einsparungen würden unter anderem durch Gehaltsverzicht realisiert. So werde der Vorstand auf 25 Prozent seiner Vergütung verzichten, die zweite Managementstufe auf 15 Prozent. Von Zalando war dazu kein Kommentar zu erhalten.

GOOGLE - Paris: Der weltgrößte Suchmaschinenanbieter muss nach einer Entscheidung der französischen Wettbewerbsbehörde Verlage und Nachrichtenagenturen für due Nutzung von Inhalten bezahlen. Die Praktiken von Google hätten dem Pressesektor "ernsthaften und unmittelbaren Schaden zugefügt", erklärte die französische Autorite de la Concurrence. Der US-Technologiekonzern erklärte, er werde dem Urteil der Behörde nachkommen.

VIRGIN AUSTRALIA - Sydney: Die zweitgrößte australische Fluggesellschaft stellt alle Inlandsflüge bis zum 15. Juni ein. Lediglich die Strecke Sydney-Melbourne werde einmal täglich bedient, teilte das Unternehmen mit. Der Rivale Qantas dünnt ebenfalls seine Flugpläne aus, fliegt aber weiter mehrere inländische Ziele an. Wegen der Corona-Krise hat Virgin Australia die Regierung um einen Kredit von 1,4 Milliarden Australischen Dollar (rund 800 Millionen Euro) gebeten, der unter bestimmten Umständen in Eigenkapital umgewandelt werden könnte. Australische Regierungsmitglieder haben jedoch darauf hingewiesen, dass Hilfe wahrscheinlich eher auf Branchenebene als spezifisch Virgin gewährt werde.

DIAGEO - Bangalore: Der weltweit größte Spirituosenhersteller hat wegen der Corona-Krise seine Jahresziele kassiert und sein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm ausgesetzt. Angesichts der Unsicherheiten über Dauer und Auswirkungen der Pandemie auf mehrere Märkte sei der Hersteller der Whisky-Marke Johnnie Walker nicht in der Lage, die Folgen für das Unternehmen exakt zu beziffern. Zudem soll das über drei Jahre angelegte Aktienrückkaufprogramm über insgesamt 4,5 Milliarden Pfund für den Rest des Jahres gestoppt werden. In der ersten Phase, die am 31. Januar endete, hatte das Unternehmen bereits 1,25 Milliarden Pfund für Aktienrückkäufe ausgegeben.

AUTOBAUER - München: Der Absatz elektrischer Autos in Deutschland ist im März gegen den Trend deutlich gestiegen. Während die Neuzulassungen infolge der Corona-Krise insgesamt um 38 Prozent einbrachen, verdoppelte sich die Zahl der verkauften Elektrofahrzeuge. Mit einem Anstieg von 104 Prozent auf 19.775 Wagen wurde ein Höchstwert erreicht, wie der Branchenverband VDA mitteilte. Damit kletterte der Marktanteil der voll- und teilelektrischen Autos auf 9,2 Prozent von 6,2 Prozent im Februar. Als Entwicklungstreiber sieht der VDA den Umweltbonus, den Staat und Hersteller gewähren. Die Zahl der Förderanträge erreichte mit 12.365 ebenfalls einen Rekordwert.

NISSAN - Tokio: Der japanische Autobauer will sich Insidern zufolge von seinen Banken eine milliardenschwere Kreditlinie sichern. Rund 500 Milliarden Yen (4,2 Milliarden Euro) habe Nissan bei Kreditinstituten angefragt, wie zwei mit dem Vorgang vertraute Personen Reuters sagten. Die Wirtschaftszeitung Nikkei berichtete, Nissan habe Mizuho Financial und zwei andere große Banken sowie die Development Bank of Japan wegen der Kreditlinie angesprochen. Wie andere Autobauer leidet der japanische Konzern unter der einbrechenden Nachfrage wegen der Corona-Pandemie. Zu Ende Dezember hatte der Konzern einen negativen Cashflow von 671 Milliarden Yen für sein Autogeschäft ausgewiesen. Nissan war zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar.

JUST EAT TAKEAWAY - Amsterdam: Die Coronakrise hat Europas größten Online-Lieferdienst für Restaurantessen kaum beeinträchtigt. Zwar seien die Bestellungen im März zunächst kurzfristig zurückgegangen. Gegen Ende des Monats seien sie aber wieder stark angezogen, auch in den Hauptmärkten in Deutschland, Polen und den Niederlanden. "Takeaway.com ist eines der wenigen und privilegierten Unternehmen, das nur geringfügig von der Krise betroffen ist", sagte Chief Executive Jitse Groen. Insgesamt stiegen die Bestellungen im ersten Quartal um 50 Prozent, was auf die Übernahme des deutschen Geschäfts von Delivery Hero im April letzten Jahres zurückzuführen sei.

SCHAEFFLER - München: Der Auto- und Industriezulieferer hat mit einem Schuldscheindarlehen rund 350 Millionen Euro eingesammelt. Das Darlehen wurde in mehreren Tranchen mit Laufzeiten von drei, fünf und acht Jahren zu teils fester und teils variabler Verzinsung platziert. Mit dem Geld refinanziert Schaeffler ein Portfolio an Produkten für emissionsfreie Mobilität wie Elektromotoren und für Windkraftanlagen. Die Transaktion wurde von BayernLB, Helaba, ING und UniCredit arrangiert.

AIR FRANCE KLM - Paris: Die Passagierzahlen der französischen Fluggesellschaft sind aufgrund der Corona-Pandamie stark eingebrochen. Im März beförderte Air France KLM mit 3,6 Millionen Passagieren 56,5 Prozent weniger als noch zum selben Zeitraum im Vorjahr. Auch der Auslastungsgrad ging gegenüber dem Vorjahr um 20,5 Prozentpunkte zurück. Im April und Mai blieben wegen der Reisebeschränkungen mehr als 90 Prozent der Kapazitäten am Boden. Darüber hinaus könne man wegen der Unsicherheit über die Dauer der Krise keine Aussagen treffen, teilte Air France KLM mit. An der Airline sind Frankreich und die Niederlande mit jeweils 14 Prozent beteiligt.

E.ON - Essen: Der Energiekonzern holt die ursprünglich Mitte Mai geplante Hauptversammlung am 28. Mai in virtueller Form nach. "Auch wenn wir im Interesse aller auf Distanz bleiben, werden die Aktionäre im Vorfeld der Hauptversammlung die Möglichkeit haben, ihre Fragen zu stellen. Die Stimmabgabe wird für die Aktionäre auch während der Hauptversammlung noch möglich sein", kündigte Vorstandschef Johannes Teyssen an. Bei der Verschiebung wegen der Corona-Krise hatte E.ON noch mit einem Ersatztermin erst im Juni gerechnet. Nun können die Aktionäre doch eher auf die Auszahlung der Dividende hoffen.

BASF - Düsseldorf: Der Chemiekonzern wird wegen der Coronakrise seine Hauptversammlung am 18. Juni nur online stattfinden lassen - also ohne Anwesenheit von Aktionären. Nach ihrer Anmeldung können die Anteilseigner ihr Stimmrecht per Briefwahl oder Vollmacht ausüben.

GERRESHEIMER - Düsseldorf: Der für die Pharma- und Kosmetikindustrie produzierende Verpackungshersteller sieht sich in der Coronakrise gut aufgestellt und bestätigt daher seine Jahresziele. Demnach peilt der Vorstand ein Umsatzplus im mittleren einstelligen Prozentbereich an und eine bereinigte operative Umsatzrendite (EBITDA-Marge) von rund 21 Prozent. Im ersten Quartal verbuchte der Düsseldorfer Konzern bei einem Umsatz von 304 (Vorjahr: 309) Millionen Euro ein Ebitda von 51 (54) Millionen. Das Kerngeschäft sei leicht gewachsen, während sich aus der Umstellung des Geschäftsmodells der übernommenen Schweizer Medizintechnikfirma Sensile Medical Negativeffekte ergeben hätten, begründete der Vorstand die Einbußen.

SAUDI-ARABIEN/EUROPA/ÖLFIRMEN - Bangalore: Saudi-Arabiens Staatsfonds PIF hat sich laut "Wall Street Journal" Anteile an vier großen europäischen Ölkonzernen im Wert von insgesamt etwa einer Milliarde Dollar gesichert. Es handle sich um Equinor aus Norwegen, den britisch-niederländischen Energieriesen Royal Dutch Shell, Total aus Frankreich und Italiens Eni-Konzern, meldet das Blatt unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Ähnliche Geschäfte könnten auch künftig getätigt werden, wird ein saudiarabischer Regierungsvertreter zitiert. Bei den Firmen war zunächst niemand für eine Stellungnahme erreichbar.

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