Panorama

China lügt: Corona-Zahlen viermal so hoch wie offiziell angegeben

Laut einer Studie von Forschern aus Hongkong könnten in China mehr als 232.000 Menschen von Covid-19 infiziert worden sein. Das wären viermal so viele wie offiziell angegeben.
25.04.2020 08:46
Aktualisiert: 25.04.2020 08:46
Lesezeit: 1 min
China lügt: Corona-Zahlen viermal so hoch wie offiziell angegeben
Die aus Wuhan gemeldeten Zahlen zum Coronavirus sind offenbar irreführend. (Foto: dpa) Foto: Ng Han Guan

China meldete bis zum 20. Februar mehr als 55.000 Fälle. Doch die tatsächliche Zahl wäre weitaus höher gewesen, wenn die später verwendete Definition eines Covid-19-Falls von Anfang an angewandt worden wäre. Dies sagt eine Studie, die Wissenschaftler der Fakultät für öffentliche Gesundheit der Universität Hongkong in der Fachzeitschrift Lancet veröffentlicht haben.

Chinas nationale Gesundheitskommission hat zwischen dem 15. Januar und dem 3. März sieben unterschiedliche Versionen einer Falldefinition für Covid-19 herausgegeben. Die Hongkonger Studie zeigt nun offenbar, dass diese Änderungen einen "wesentlichen Einfluss" darauf hatten, wie viele Infektionen als Covid-19-Fälle erfasst wurden.

"Wäre die fünfte Version der Falldefinition während des gesamten Ausbruchs mit ausreichender Testkapazität angewandt worden, so hätte es bis zum 20. Februar 2020 schätzungsweise 232.000 bestätigte Fälle in China gegeben, im Gegensatz zu den 55.508 gemeldeten bestätigten Fällen", so die Studie.

Die Studie analysierte Daten, die bis zum 20. Februar von der Weltgesundheitsorganisation in Wuhan erhoben wurden. Sie schätzt, dass jede der ersten vier Veränderungen der Falldefinition den Anteil der in der Folge aufgedeckten und gezählten Fälle um das 2,8- bis 7,1-fache erhöhte. China hat inzwischen mehr als 83.000 Fälle gemeldet.

Mit der Entwicklung der wissenschaftlichen Erkenntnisse und der Laborkapazitäten hat sich die Definition eines bestätigten Falls erweitert und umfasst nun auch Fälle mit milderen Symptomen oder ohne epidemiologische Verbindung zu Wuhan oder anderen bekannten Fällen. Der Studie zufolge sollten diese Veränderungen berücksichtigt werden, wenn man Wachstumsrate und Verdoppelungszeiten der Epidemie betrachtet.

"Unter Berücksichtigung der Änderungen der Falldefinitionen schätzten wir die Wachstumsrate der Epidemie vor dem 23. Januar 2020 auf etwa 0,08 bis 0,10 und die Verdoppelungszeit auf etwa 7,0 bis 8,7 Tage für diese drei geografischen Gebiete, wobei die Unterschiede zwischen ihnen nicht wesentlich waren. Wenn man stattdessen die Änderung der Falldefinitionen nicht berücksichtigen würde, so würde man die Wachstumsrate erheblich überschätzen und die Verdoppelungszeit erheblich unterschätzen."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Industrie: Materialmangel trifft Autoindustrie am härtesten – Ursache wohl in China
01.12.2025

Materialmangel trifft die deutsche Industrie unerwartet hart und legt Schwachstellen in globalen Lieferketten offen. Besonders Halbleiter...

DWN
Politik
Politik NATO-Krise: Ex-Spitzenoffizier fordert im DWN-Interview totale Umstellung von Gesellschaft und Wirtschaft
01.12.2025

Ein früherer NATO-Spitzenoffizier warnt in einem exklusiven Interview, dass Europa nur wenige Jahre hat, um sich auf einen möglichen...

DWN
Finanzen
Finanzen Hugo Boss-Aktie: Machtkampf mit Großaktionär Frasers?
01.12.2025

Beim Modekonzern Hugo Boss knirscht es im Machtgefüge: Der wichtigste Investor zieht dem Aufsichtsratschef die Unterstützung weg,...

DWN
Finanzen
Finanzen Airbus-Aktie fällt nach A320-Software-Update
01.12.2025

Ein Pflicht-Update für die A320-Reihe schickt die Airbus-Aktie auf ein Zweimonatstief. Airlines reagieren hektisch, doch der Hersteller...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht zum Wochenstart ab: Liquidationswelle bringt Kryptowährungen unter massiven Druck
01.12.2025

Der Bitcoin-Kurs startet tiefrot in den Dezember: Ein Wochenend-Schock hat den Markt binnen Stunden umgekrempelt. Liquidationen rollen auf...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Wird 2026 alles steigen? Prognose für Aktien, Bitcoin-Kurs und Goldpreis
01.12.2025

Der November brachte an den US-Börsen einen synchronen Aufschwung über sämtliche Anlageklassen hinweg. Jetzt legen die größten Häuser...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividenden-Aktien: Wie Anleger jetzt potenzielle Dividendenrenditen erkennen
01.12.2025

Dividenden-Aktien gewinnen für Anleger in unsicheren Zeiten an Bedeutung, da sie regelmäßige Ausschüttungen mit potenziellem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Eurozone: Industriestimmung trübt sich stärker als erwartet ein
01.12.2025

Die Industriestimmung in der Eurozone zeigt sich schwach am Jahresende: Der Einkaufsmanagerindex ist im November erneut unter die...