Finanzen

Banken weigern sich, kleinsten Unternehmen Notkredite zu geben

Zahlreiche Banken sind immer noch nicht bereit, kleinsten Unternehmen Notkredite zur Verfügung zu stellen. Viele Selbstständige stehen vor dem finanziellen Ruin.
24.04.2020 11:06
Aktualisiert: 24.04.2020 11:06
Lesezeit: 2 min

“Immer noch weigern sich Banken den kleinsten Unternehmen Notkredite zu geben und erheben skandalöse Zinsraten - trotz der versprochenen EIB-Garantien. Darüber hinaus stellen wir fest, dass SURE zwar den Selbstständigen helfen möchte, aber in der Realität jene wieder ausgeschlossen werden, weil die Mitgliedsstaaten die ,normalen Kriterien’ für den Anspruch auf Kurzarbeiter – oder Arbeitslosengeld anlegen. Das heißt in der Konsequenz, dass diese Maßnahmen an Auflagen gebunden werden müssen, so dass mit mindestens 20% der EU-Mittel bzw. -Garantien zuerst und besonders den kleinsten Unternehmen und Selbständigen sofort und unbürokratisch geholfen werden kann”, schreibt Mario Ohoven, Präsident des BVMW und des Europäischen Mittelstandsverbandes European Entrepreneurs CEA-PME in einem Brief an die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. In einem gesonderten Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel, der auf den 21. April 2020 datiert ist, wiederholt Ohoven seinen Ansatz.

Massive Finanzierungslücke

Die kleinen und mittelständischen Unternehmen in der Eurozone wiesen im vergangenen Jahr eine Finanzierungslücke in Höhe von 400 Milliarden Euro auf. Im Verlauf der Coron-Krise könnte sich diese Finanzierungslücke vergrößern.

“Mittelständische Unternehmen stecken oft in einer Zwickmühle. In guten Zeiten brauchen sie keine Kredite, in schlechten Zeiten bekommen sie keine”, so der Geschäftsführer des Düsseldorfer Finanzierungsportal Compeon, Nico Peters.

Die Stimmung der mittelständischen Unternehmen in Deutschland hat sich unter dem Eindruck der Corona-Pandemie massiv verschlechtert. Der Geschäftsklimaindex der Wirtschaftsauskunftei Creditreform ist auf den niedrigsten Stand seit elf Jahren gefallen. Mit 7,7 Punkten liege der Indexwert aber weiter über dem während der Finanzkrise 2009, als er sich bei minus 15,3 Punkten befand, teilte Creditreform am Donnerstag mit. Das liege vor allem an der noch relativ guten Lage im Baugewerbe.

Umfrage von Creditreform

Creditreform hatte zwischen dem 2. und 29. März rund 1000 Unternehmen befragt - zum Teil also noch bevor ein Großteil der Maßnahmen zur Corona-Eindämmung in Deutschland in Kraft getreten war.

Zuletzt rechneten noch 26,6 Prozent der Befragten mit steigenden Auftragseingängen für den weiteren Jahresverlauf - knapp jeder Fünfte (19,4 Prozent) erwarte Rückgänge, heißt es in der Mitteilung weiter.

Bei den Umsätzen gingen 18,2 Prozent der Befragten von einem Minus aus. Vor allem das verarbeitende Gewerbe und der Handel rechneten mit hohen Einbußen. Mit steigenden Umsätzen kalkulieren im Mittelstand nur noch knapp 30 Prozent der Befragten.

Neue KfW-Schnellkredite

Doch die Nachfrage nach den neuen Schnellkrediten der Förderbank KfW für den Mittelstand zieht allmählich an. Das Programm war am 15. April aufgelegt worden, um eine Lücke in den Corona-Hilfen für Unternehmen zu schließen. Seit Mittwoch dieser Woche bekommt die staatliche KfW Bankengruppe die Antragsdaten der Kreditinstitute auf einer gemeinsamen digitalen Plattform. Banken und Sparkassen konnten Anträge mit Start des Programms aber schon bearbeiten und Kredite vorfinanzieren. Die KfW rechnet mit einem deutlichen Anstieg der Nachfrage, wie ein Sprecher der Förderbank in Frankfurt sagte.

Die KfW und damit der Staat übernimmt bei den Schnellkrediten zu 100 Prozent das Risiko, sollten Kreditnehmer das Geld nicht zurückzahlen können. Eine lange Prüfung der Einzelfälle soll es nicht geben, die Hausbanken sollen Anträge schnell durchwinken. Allerdings kostet dieser "Kreditturbo": Mit drei Prozent sind diese Kredite höher verzinst als bei den bisherigen Corona-Nothilfen der KfW, so die dpa.

Mittel aus dem großen Sonderkreditprogramm können Firmen seit dem 23. März bei ihrer Hausbank beantragen. Hier liegen die Zinsen liegen je nach Größe des Unternehmens zwischen 1 und 2,12 Prozent bei fünf Jahren Laufzeit. Die KfW trägt 80 bis 90 Prozent des Kreditrisikos.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
avtor1
Cüneyt Yilmaz

                                                                                ***

Cüneyt Yilmaz ist Absolvent der oberfränkischen Universität Bayreuth. Er lebt und arbeitet in Berlin.

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple XRP: Zwischen ETF-Fantasie und anhaltendem Kursdruck
24.12.2025

Ripple XRP verliert an Boden, während der Kryptomarkt insgesamt vorsichtiger wird. Technische Schwäche, unterschrittene Schlüsselmarken...

DWN
Technologie
Technologie Exponentielles Wachstum durch KI: Chancen und Grenzen für Wirtschaft und Gesellschaft
24.12.2025

Die künstliche Intelligenz entwickelt sich rasant und verändert zunehmend Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft. Doch kann dieser...

DWN
Politik
Politik DWN-Jahresrückblick 2025: Schulden, Krieg, KI – und Europas Zerreißprobe
24.12.2025

Schulden in Billionenhöhe, neue Kriegsängste, technologische Abhängigkeiten: 2025 hat Gewissheiten zerlegt, die lange als stabil galten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Globale Mindeststeuer im Fokus: EU stellt US-Sonderregeln infrage
24.12.2025

Die globale Mindestbesteuerung gerät erneut unter Druck, nachdem die USA weitreichende Ausnahmen durchgesetzt haben. Droht Europa nun ein...

DWN
Politik
Politik Putin braucht keinen Weltkrieg: Darum ist eine globale Eskalation nicht Russlands Ziel
24.12.2025

Russlands Kriegspolitik wird häufig als Vorstufe einer globalen Eskalation interpretiert, doch historische Vergleiche zeichnen ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Kryptobörsen im Vergleich: Darauf sollten Anleger bei Auswahl und Sicherheit achten
24.12.2025

Kryptowährungen sind längst im Finanzalltag angekommen, doch der Einstieg beginnt mit der Wahl der passenden Handelsplattform. Worauf...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Vierter Gewinntag in Folge: S&P 500 erreicht neues Rekordhoch
23.12.2025

Die Wall Street verzeichnete den vierten Gewinntag in Folge, in dessen Verlauf der S&P 500 ein neues Allzeithoch markierte.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mindestlohn: Viele Deutsche halten 13,90 Euro für zu niedrig
23.12.2025

13,90 Euro mehr Wertschätzung für Arbeit? Für viele Beschäftigte klingt das eher nach einem politischen Kompromiss als nach einem...