Politik

SPD-Fraktionschef fordert Abzug von US-Atomwaffen aus Deutschland

SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich will die Stationierung von Atombomben des Nato-Partners USA in Deutschland beenden. Mützenich ist ein vehementer Befürworter einer deutsch-russischen Kooperation.
02.05.2020 22:01
Aktualisiert: 02.05.2020 22:01
Lesezeit: 1 min
SPD-Fraktionschef fordert Abzug von US-Atomwaffen aus Deutschland
Heiko Maas (l, SPD), Außenminister, und Rolf Mützenich, Fraktionsvorsitzender der SPD im Bundestag unterhalten sich zu Beginn der Sitzung der SPD-Bundestagsfraktion. (Foto: dpa) Foto: Kay Nietfeld

SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich will die Stationierung von Atombomben des Nato-Partners USA in Deutschland beenden. «Atomwaffen auf deutschem Gebiet erhöhen unsere Sicherheit nicht, im Gegenteil», sagte Mützenich dem «Tagesspiegel» (Sonntag). «Es wird Zeit, dass Deutschland die Stationierung zukünftig ausschließt», sagte er.

Innerhalb der großen Koalition laufen Gespräche über den Ersatz für die überalterte Tornado-Flotte der Luftwaffe. Deutschland setzt diese auch zur sogenannten Nuklearen Teilhabe ein - ein Abschreckungskonzept der Nato, bei dem Verbündete Zugriff auf US-Atomwaffen haben. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) will für diese Aufgabe US-Kampflugzeuge vom Typ F-18 beschaffen.

Warnungen, Deutschland könne dem westlichen Bündnis schweren Schaden zufügen oder Einfluss verlieren, ließ Mützenich nicht gelten. Der SPD-Politiker sagte zu einem künftigen Ausschließen einer Stationierung: «Das haben schließlich auch andere Staaten getan, ohne dabei die Nato infrage zu stellen.»

Der SPD-Fraktionschef verwies auch auf die neue Nuklearstrategie von US-Präsident Donald Trump. «Trumps Regierung hat verkündet, dass Atomwaffen nicht mehr nur der Abschreckung dienen, sondern Waffen sind, mit denen man Kriege führen kann», zitiert die dpa Mützenich. «Das Eskalationsrisiko ist damit unüberschaubar geworden.»

Zugleich bezweifelte er dem Bericht zufolge, dass eine Fortsetzung der bisherigen Politik Deutschlands entscheidenden Einfluss sichere. «Glaubt wirklich jemand, dass sich Donald Trump, wenn er einen nuklearen Einsatz plant, von Deutschland abhalten ließe, nur weil wir ein paar Sprengköpfe transportieren?», fragte Mützenich. «Wir sollten als Deutsche selbstbewusst fordern, die Nuklearstrategie der Nato auch dann mit zu prägen, wenn keine Nuklearwaffen mehr auf unserem Gebiet lagern.»

Mützenich ist seit jeher ein Kritiker der USA «Auch das Ausmaß der Überwachungen und Bespitzelungen durch die USA wäre vor Edward Snowden wohl von den meisten als Verschwörungstheorie bezeichnet worden. Dass Amerikas Ansehen in der Welt heute auf einem historischen Tiefstand steht, ist nicht nur die Schuld der „Islamisten“ oder der „anti-Amerikanisten“ in Europa oder anderen Teilen der Welt. Es ist auch das Werk von Regierungsbehörden wie NSA und CIA, die Menschen folterten und ein Überwachungssystem errichteten, das einer freien Gesellschaft unwürdig ist», schreibt er beispielsweise in einem Beitrag des IPG Journals.

Gemeinsam mit Achim Post schreibt er in einem Beitrag der SPD-Zeitung «Vorwärts»: «Wir haben aus verschiedenen Gründen ein Interesse an einer Kooperation mit Russland – genauso wie Russland an einer Kooperation mit uns interessiert ist. Warum nehmen wir Moskau nicht beim Wort und bieten ihm neue Beziehungen und Kontakte zu den von ihm dominierten Institutionen wie der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU) und der Organisation für den Vertrag über kollektive Sicherheit (OVKS) an?»

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Russlands Desinformationskampagnen: Wie Europa gegen Putins Trolle kämpft
06.12.2025

Europe wird zunehmend Ziel digitaler Einflussoperationen, die gesellschaftliche Stabilität, politische Prozesse und wirtschaftliche...

DWN
Immobilien
Immobilien Baufinanzierung Zinsen: Entwicklung des Bauzinses 2025 - und wie es 2026 weitergeht
06.12.2025

Nachdem die Zinsen – darunter der Bauzins – in Deutschland seit 2019 eine gewisse Schieflage erreicht haben, scheint nun Ruhe...

DWN
Finanzen
Finanzen Marktausblick 2026: Internationale Aktien und Small-Cap-Aktien sind am besten positioniert
06.12.2025

KI treibt Teile der Weltwirtschaft nach vorn, während andere Branchen stolpern. Gleichzeitig locken Staaten mit neuen Ausgabenprogrammen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schiene unter Druck: Expertenrunde soll Bahnverkehr stabilisieren
06.12.2025

Wegen anhaltender Probleme im Zugverkehr arbeitet eine neue Taskforce an kurzfristigen Lösungen für mehr Pünktlichkeit und Stabilität...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Automobilindustrie erholt sich: Nachfrage kehrt zurück
06.12.2025

Die europäischen Neuzulassungen ziehen spürbar an und signalisieren eine langsame, aber stabile Erholung der Automobilindustrie. Doch...

DWN
Technologie
Technologie Bidirektionales Laden in Schweden: E-Autos und Solaranlagen bieten neue Energie für Haushalte
06.12.2025

In Schweden entwickelt sich eine neue Form der dezentralen Energieversorgung, bei der Haushalte Strom selbst erzeugen und intelligent...

DWN
Politik
Politik Benelux-Einigung: Wie ein radikaler Zusammenschluss Europa herausfordern würde
06.12.2025

Mitten in einer Phase wachsender geopolitischer Spannungen nehmen belgische Politiker eine Vision wieder auf, die lange undenkbar schien...

DWN
Politik
Politik Trumps US-Sicherheitsstrategie und die Folgen für Europa
05.12.2025

Donald Trumps neue US-Sicherheitsstrategie rückt Europa ins Zentrum – allerdings als Risiko. Das 33-seitige Papier attackiert...