Wirtschaft

Der LNG-Markt steht auf wackeligen Füßen, die Händler haben sich verzockt

Der LNG-Markt wurde in den Bann des Corona-Virus gezogen. Die Preise befinden sich auf Talfahrt. Doch bereits vor dem Corona-Ausbruch hatte die Branche Probleme.
07.05.2020 09:00
Lesezeit: 1 min
Der LNG-Markt steht auf wackeligen Füßen, die Händler haben sich verzockt
Die Preise für LNG fallen. (Foto: dpa) Foto: Lex Van Lieshout

Während sich Rohstoffhändler auf den Zusammenbruch des Ölmarktes konzentrieren, gibt es natürlicherweise auch Entwicklungen auf dem globalen Erdgasmarkt. Laut Reuters wurden mindestens 20 Ladungen US-amerikanisches Flüssigerdgas (LNG) von Käufern in Asien und Europa storniert. Die globale Pandemie und die sich ausbreitende Wirtschaftskrise haben die weltweite Nachfrage nach Gas gesenkt. Cheniere Energy, einer der Hauptexporteure von US-amerikanischem LNG, hat schätzungsweise zehn Ladungen storniert. Trotzdem könnte Europa im aktuellen Jahr etwa 100 Millionen Tonnen Flüssigerdgas (LNG) importieren, da viele Ladungen von asiatischen Käufern auf den Kontinent umgeleitet werden.

Der Preis für LNG in Asien stürzte bereits vor der Pandemie ab, da das Angebot im vergangenen Jahr erheblich gestiegen war. Die Preise für LNG in Asien für die Lieferung im Juni wurden kürzlich bei zwei US-Dollar/MMBtu gehandelt, was nur geringfügig über den Henry Hub-Preisen in den USA liegt. Noch im Oktober wurden die LNG-Preise in Asien bei knapp sieben US-Dollar/MMBtu gehandelt.

Das Problem für US-amerikanische Gasexporteure besteht darin, dass nach Berücksichtigung der Kosten für Verflüssigung und Transport die Breakeven-Preise für Lieferungen nach Asien bei etwa 5,56 USD/MMBtu liegen, so der englischsprachige Dienst von Reuters. Die Preise werden jedoch auf weniger als der Hälfte dieser Niveaus gehandelt.

“Die finanziellen Aussichten für [LNG]? Einst eines der heißesten Energierohstoffe der Welt - scheint vor unseren Augen zu implodieren”, so Clark Williams-Derry in einem neuen Bericht für das Institut für Energiewirtschaft und Finanzanalyse (IEEFA). Er stellte fest, dass die LNG-Preise im Herbst 2018 bei rund zwölf US-Dollar/MMBtu lagen.

Einer der weltweite größten LNG-Händler der Welt ist Royal Dutch Shell. Mehrere andere Ölkonzerne - beispielsweise Total SA, ExxonMobil und Chevron - haben massive Wetten auf LNG abgeschlossen. Doch der LNG-Markt ist von der Corona-Pandemie genauso betroffen wir der Rohölmarkt. Im vergangenen Monat kam es zu einer Reihe hochkarätiger Investitionsverzögerungen oder -stornierungen. So hat ExxonMobil Anfang April eine endgültige Investitionsentscheidung für ein großes LNG-Exportprojekt in Mosambik verschoben. Die Branche war jedoch bereits vor der aktuellen Krise mit wirtschaftlichen Problemen konfrontiert.

Im Moment ist die Wirtschaftlichkeit für LNG ziemlich düster. “Die LNG-Industrie ist auf wackeligen Füßen in die heutige Krise eingetreten. Und jetzt, da die konjunkturelle Abkühlung in vollem Gange ist, wurden alle früheren Prognosen zu Angebot und Nachfrage von LNG in Frage gestellt”, zitiert Oilprice.com Williams-Derry.

 

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Airbus-Aktie fällt nach A320-Software-Update
01.12.2025

Ein Pflicht-Update für die A320-Reihe schickt die Airbus-Aktie auf ein Zweimonatstief. Airlines reagieren hektisch, doch der Hersteller...

DWN
Finanzen
Finanzen Dividenden-Aktien: Wie Anleger jetzt potenzielle Dividendenrenditen erkennen
01.12.2025

Dividenden-Aktien gewinnen für Anleger in unsicheren Zeiten an Bedeutung, da sie regelmäßige Ausschüttungen mit potenziellem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Eurozone: Industriestimmung trübt sich stärker als erwartet ein
01.12.2025

Die Industriestimmung in der Eurozone zeigt sich schwach am Jahresende: Der Einkaufsmanagerindex ist im November erneut unter die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs vor dem Jahresende: KI-Blase oder Rally?
01.12.2025

Auf Jahressicht glänzt der DAX-Kurs mit einem kräftigem Plus – doch unter der Oberfläche wächst die Nervosität. Zum Auftakt der...

DWN
Politik
Politik Friedensverhandlungen: Wie laufen die Gespräche über ein Kriegsende in der Ukraine?
01.12.2025

Erstmals seit Kriegsbeginn sitzen westliche und russische Vertreter offiziell über einem Plan zum Kriegsende in der Ukraine. Nach heftiger...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht zum Wochenstart ab: Liquidationswelle bringt Kryptowährungen unter massiven Druck
01.12.2025

Der Bitcoin-Kurs startet tiefrot in den Dezember: Ein Wochenend-Schock hat den Markt binnen Stunden umgekrempelt. Liquidationen rollen auf...

DWN
Politik
Politik Heuchelei als Strategie: Warum ausgerechnet Trumps Freunde den größten Beitrag zu Russlands Kriegskasse leisten
01.12.2025

Donald Trump wirft Europa vor, Putins Krieg gegen die Ukraine mitzufinanzieren. Doch die Fakten zeigen etwas anderes: Nicht Brüssel oder...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutschland setzt auf Wasserstoff – Länder planen gemeinsames Versorgungsnetz
01.12.2025

Die ostdeutschen Bundesländer wollen gemeinsam ein Wasserstoff-Verteilnetz aufbauen, um Kommunen, Industrie und Gewerbe besser mit...