Politik

Bericht: China im Verdacht der Bio-Spionage im „Herzen der EU“

Einem Bericht zufolge soll China belgische Experten für biologische Kriegsführung und Impfstoffe ausspioniert haben. Doch auch die USA und Russland sollen nachrichtendienstliches Interesse an den belgischen Biowaffenexperten haben.
06.05.2020 15:00
Lesezeit: 1 min

Chinesische Spione haben es offenbar auf belgische Experten für biologische Kriegsführung und Impfstoffe abgesehen.

Sie zielen auch auf den britischen Pharmagiganten und Impfstoffhersteller GlaxoSmithKline (GSK) in Belgien und belgische High-Tech-Unternehmen ab, befürchtet der belgische Geheimdienst. Der Verdacht wurde in vertraulichen belgischen Berichten von 2010 bis 2016 dargelegt, die von der Zeitung EU Observer eingesehen wurden.

Der belgische Verdacht hat jedoch keinen direkten Zusammenhang zur aktuellen Coronavirus-Pandemie. Interessant ist auch, dass der belgische Dienst Veiligheid van de Staat (VSSE) China in keinem einzigen Dokument beschuldigt, ein verdecktes Programm für biologische Waffen zu führen. Die chinesische EU-Mission bestritt ihrerseits jegliches Fehlverhalten in Belgien und erklärte gegenüber EU Observer, dass China stets "in Übereinstimmung mit den örtlichen Gesetzen" gehandelt habe.

In einem der vertraulichen belgischen Berichte aus dem Jahr 2016 heißt es jedoch: "Dieser Bereich [biologische Kriegsführung und Impfstoffe] ist für chinesische [Geheimdienste] von großem Interesse". Die VSSE-Berichte basierten auf mehreren menschlichen Informanten. Und chinesische Spione waren nicht die einzigen, die "Interesse" an dem Thema zeigten, so der VSSE.

Jean-Luc Gala, ein führender belgischer Biowaffenexperte, hatte laut VSSE einen "verdächtigen" russischen Assistenten.

"Ich war ebenso ein Ziel von Seiten der USA, Russlands, Chinas oder sogar Afrikas", so Martin Zizi, ein zweiter belgischer ehemaliger Biowaffenexperte.

Biowaffen wurden durch das Übereinkommen über biologische Waffen von 1975 verboten. Aber viele Länder betreiben militärische Forschung zur biologischen Kriegsführung sowie medizinische Studien zur Virologie und Epidemiologie, um trotz der Vertragsgarantie auf der sicheren Seite zu sein. "Impfstoffe sind die erste Verteidigungslinie in einem [potenziellen] biologischen Konflikt", sagte eine belgische Sicherheitsquelle dem EU Observer.

Das China Belgium Technology Center (CBTC) ist ein von China finanziertes "Smart Valley" in Louvain-la-Neuve.

Laut l'Awex, der Entwicklungsagentur der belgischen Region Wallonien, sind bereits 23 chinesische und belgische Unternehmen in den Bereichen Biowissenschaften, IT und Hightech-Fertigung ansässig.

Bis Ende 2021 sollen bis zu 800 chinesische High-Tech-Spezialisten und Unternehmer untergebracht werden, obwohl die Bauarbeiten aufgrund der belgischen und internationalen Pandemie-Sperren vorerst unterbrochen wurden.

Es ist das erste Projekt dieser Art in der EU und befindet sich symbolisch im "Herzen Europas", da in Belgien die EU-Institutionen untergebracht sind, heißt es auf der CBTC-Website.

Zuvor hatte Belgien dem Direktor des Konfuzius-Instituts in Brüssel ein Einreiseverbot erteilt. Dem Mann wird Spionage für die Volksrepublik China vorgeworfen.

“Je schwächer Europa in den Augen Chinas erscheint, desto leichter nähern sie sich an und beeinflussen uns”, zitiert die belgische Zeitung De Morgen Zsuzsa-Anna Ferenczy, VUB-Forscherin und Beraterin des Europäischen Parlaments.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Europa im Wandel: Populismus und Spannungen in Deutschland, England und Frankreich
16.11.2025

Europa steht vor politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen, während der Zusammenhalt innerhalb der EU zunehmend brüchig wird....

DWN
Politik
Politik Von der Leyen unter Druck: Zwei Billionen Euro und kein Plan für Europas Bauern
16.11.2025

Der Streit um Agrarsubventionen spaltet die Europäische Union. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will den EU-Haushalt...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzskandal bei privaten Krediten: HPS und BNP Paribas verlieren hunderte Millionen
16.11.2025

Der Markt für private Kredite außerhalb regulierter Banken erlebt ein rasantes Wachstum, das zunehmend systemische Risiken birgt. Wie...

DWN
Politik
Politik TNT-Produktion in Europa: NATO-Staaten planen neue Fabriken zur Versorgungssicherung
16.11.2025

Europa verfügt derzeit über nur eine Produktionsstätte für NATO‑Standard‑TNT, während mehrere Länder neue Fabriken planen. Wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft CO2-Zertifikate: Europas Aufschub, der Autofahrer teuer zu stehen kommt
15.11.2025

Europa verschiebt den Start seines neuen CO2-Handelssystems – doch die Benzinpreise werden trotzdem steigen. Während Brüssel von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt 2030: Diese Fachkräfte werden in fünf Jahren gebraucht
15.11.2025

Automatisierung, KI und Klimawandel verändern den globalen Arbeitsmarkt rasant. Bis 2030 entstehen Millionen neuer Jobs, doch viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzielles Notfallpaket: So sichern Sie Ihr Vermögen in Krisenzeiten
15.11.2025

In Zeiten wachsender Unsicherheiten rückt neben Notvorräten und Fluchtplänen auch die finanzielle Absicherung in den Fokus. Marek...

DWN
Politik
Politik Für einen Kampfjet braucht es 400 Kilogramm seltene Erden: Europa im Wettbewerb mit China und den USA
15.11.2025

Seltene Erden sind zu einem entscheidenden Faktor in globalen Machtspielen geworden und beeinflussen Industrie, Verteidigung und Hightech....