„Wir haben den Auftragsplan für die Lieferung von Kalaschnikow-Waffen des Typs AK-12 für das Jahr 2020 in Rekordzeit erfüllt“, sagte der CEO der Rüstungsgruppe Dmitry Tarasov. „Das Werk an unseren Hauptsitz in Izhevsk hat auch schon damit begonnen, die Order für 2021 zu produzieren, um unserem Land die Verteidigung zu zu sichern“, so Tarasov. „Die effektive Zusammenarbeit mit allen unseren Kunden bleibt unsere Priorität“, unterstrich der russische Manager, als er die letzte Lieferung der AK-12 an die russische Armee bekannt gab.
Dabei handelte es sich um 700 Stück eines Großauftrags, den der russische Rüstungskonzern an eine russische Spezialeinheit geliefert hat. Die Order erstreckt sich über mehrere Jahre und erfolgt in unterschiedlichen Etappen. Bis Ende 2021 soll der Waffenproduzent der russischen Armee insgesamt 112.500 AK-12-Waffen bereitstellen. Das Modell soll seinen Vorläufer, die AK-74M, ersetzen. Nach Aussagen des russischen Verteidigungsministeriums ist die AK-12 wesentlich leistungsfähiger – beispielsweise zeichnet sie sich durch eine bessere Technologie und Schussgenauigkeit aus.
Damit bleibt die Kalaschnikow ein wichtiger fester Bestandteil der russischen Armee, die wiederum in der russischen Gesellschaft eine besondere Wertschätzung genießt. Damit sind auch die Maschinen- und Sturmgewehre aus der Kalaschnikow-Reihe für das gesamte Land von großer Bedeutung. Die Waffe ist so populär, dass sie sogar da auftaucht, wo man sie nie vermuten würde. Beispielsweise wird sie auf Moskauer Flughäfen den Reisenden zum Kauf angeboten – neben internationalen Parfümsorten, Schokolade, Schnaps und Zigaretten.
Doch nicht nur im Land, sondern weltweit ist die Kalaschnikow sehr anerkannt: Mit geschätzten 100 Millionen Stück gehört sie zu meistproduzierten Waffen überhaupt. Wohl kaum ein Produkt wird international so eng mit einem Land in Verbindung gebracht wie die Kalaschnikow mit Russland.
Politisch mag die russische Regierung zwar seit dem Zerfall der Sowjetunion auf internationalem Parkett einiges an Einfluss eingebüßt haben, doch übt das Land über den erfolgreichen Verkauf des Sturm- und Maschinengewehres eine ungeahnte politische Macht aus, die auf den ersten Blick gar nicht so ersichtlich ist.
Gerade ihr einfacher Aufbau dürfte Grund sein, warum die Waffe einen so großen Erfolg hat. Die Modelle sind zwar in den vergangenen Jahrzehnten immer weiterentwickelt worden. Doch hat sich das Sturm- und Maschinengewehr im Prinzip seit seinem ersten Einsatz in den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts nicht verändert: Die Grundtechnik, zu dem das Schuss-Kontrollsystem mit dem Abzug und den sich drehenden Bolzen gehört, ist immer dieselbe geblieben, wie das US-Fachportal für internationale Beziehungen „National Interests“ berichtet.
„Als junger Mann habe ich irgendwo folgendes gelesen: Gott der Allmächtige sagte, 'Alles zu Komplizierte ist unnötig, und das Notwendige ist einfach.' Und das wurde zu meinem Lebensmotto – Ich habe Waffen zur Verteidigung der Grenzen meines Vaterlandes so konstruiert, dass sie einfach und zuverlässig sind“, hat Michail Kalaschnikow einmal gesagt.
Der russische Generalleutnant hat die Waffe entwickelt und ihr den Namen gegeben. Der Waffenexperte ist in Russland ein sehr anerkannter hochdekorierter Militär – nach wie vor. Kalaschnikow, der 2013 im biblischen Alter von 94 Jahren verstorben ist, wurde zweimal als „Held der sozialistischen Arbeit und als „Held der Russischen Föderation“ ausgezeichnet – also mit sehr hohen Titeln, die zeigen, wie sehr ihn die Russen schätzen.
Doch nicht nur in Russland, sondern nahezu überall auf der Welt ist der Name im Zusammenhang mit dem berühmten Gewehr zu hören. Dabei wurde sie eigentlich bei allen größeren militärischen Konflikten eingesetzt, die es in den vergangenen Jahrzehnten gegeben hat. Im Vietnamkrieg genauso wie bei Jugoslawien-Krieg in den Neunziger Jahre oder bei den zahlreichen Auseinandersetzungen im Nahen Osten.
Eine Stadt, wo man den Einsatz der Waffe nicht unbedingt erwartet, ist Marseille. So hat die sozialistische Senatorin Samia Ghali einmal im Jahr 2016 vorgeschlagen, in den schwierigen Bezirken ihrer Stadt hohe Schutzmauern zu errichten, um die Schulen zu schützen. Die Politikerin, die öfter mal mit provokanten Aussagen auf sich aufmerksam macht, forderte „eine Anti-Kalaschnikow-Mauer“ – in Anspielung darauf, dass die Kriminellen in diesen Vierteln oft das Sturmgewehr in ihren Auseinandersetzungen verwenden. Bisher hat Marseille ihre Idee zwar nicht umgesetzt.
Doch allein die Tatsache, dass Ghali für das Projekt den Namen der Waffe in den Mund genommen hat, zeigt, wie sehr sich das berühmte Sturmgewehr in den Köpfen der Menschen weltweit verankert hat. Und das dürfte wohl auch in Zukunft so bleiben – egal, wie sich die Weltpolitik künftig entwickelt.