Die libysche Nationalarmee (LNA) des Söldner-Generals Chalifa Haftar verfügt über Panzer der Klassen T-72, T-55, T-62 und T-34 sowie über den Flakpanzer ZSU-23-4. Im Inventar befinden sich weiterhin gepanzerte Fahrzeuge der Klassen BTR-60, M1151 HMMVW, BRDM-2, Panthera F-9, BMP-1, Nimr, BMP-3 und Puma 4x4.
Zu den Artilleriewaffen zählen die Mehrfachraketensysteme BM-21 Grad und Typ 63 (107mm MLR).
Darüberhinaus verfügt die LNA über Anti-Panzerwaffen der Klassen Carl Gustav, M79 Osa, RPG-7, M40 und FGM-148 Javelin. Die Panzerabwehrwaffe Javelin ist deshalb gefährlich, weil sie aufgrund ihrer speziellen Flugbahn den anvisierten Panzer nicht an den Seiten, sondern auf der Oberfläche der Fahrerhaube trifft, was der sensibelste Bereich des Panzers ist. Zu den Panzerabwehrraketen zählen die MILAN, AT-3, AT-4 und AT-5.
Im Bereich der Klein- und Leichtwaffen weist die LNA folgende Modelle auf:
Benelli M4, Beretta M12, Beretta 92FS, FN P90, FN F2000, FN FAL, Zastava M07, Zastava M93, Zastava M84, Zastava M91, Zastava M02, CZ99, AK47, TT-33, Dragunov, AKM, RPK, PK, Degtyaryov, DShK und G3.
Weiterhin verfügen Haftars Söldner über sogenannte „Technicals“. Es handelt sich dabei um Kanonenwagen, auf denen SU-23 Flugabwehrkanonen oder ZPU-Fliegerabwehr-Maschinengewehre sowie andere schwere Maschinengewehre montiert sind. Bei den Kanonenwagen handelt es sich fast ausschließlich um robuste Toyota-Jeeps.
Die Luftwaffe der LNA
Die LNA hat schätzungsweise siebenundzwanzig Jagdbomber in ihrer Flotte (achtzehn MiG-21, vier MiG-23, drei Su-22 und zwei Mirage F1). Hinzu kommen sieben Mi-24/35-Kampfhubschrauber, vierzehn verschiedene Mi-8/14/17-Transporthubschrauber und zwei Transportflugzeuge der Klassen Il-76 und C-130, berichtet die italienische Denkfabrik ISPI.
Weniger als die Hälfte dieser Flotte besteht aus Flugzeugen und Hubschraubern der ehemaligen libyschen arabischen Luftwaffe (LAAF), der größte Teil wurde zwischen Oktober 2014 und Juni 2015 von Ägypten und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) bereitgestellt. Diese Lieferungen umfassten acht MiG-21MF und etwa 16 Hubschrauber. Die VAE hatten auch zwei Drohnen des Typs S-100 Camcopters gespendet, die vom Flughafen Benina aus betrieben werden. Mit Ausnahme der MiG-23, die alle an den Kämpfen beteiligt sind, und der Mirage F1 und Su-22, die für Aufklärungsmissionen in Westlibyen eingesetzt werden, ist nur eine Handvoll MiG-21 einsatzbereit.
Haftar kann sich bei seinen Operationen nur auf rund zehn Flugzeuge verlassen. Seit dem Besuch des russischen Flugzeugträgers Kusnezow und seinem Treffen mit dem russischen Verteidigungsminister Sergei Schoigu sowie dem Chef des russischen Generalstabs Valery Gerasimov im Januar 2017 kann Haftar mit der Lieferung russischer Ersatzteile für die MiG-23 und allgemein auf eine verstärkte technische Unterstützung Russlands zählen. Das U.S. Africom hat darüber hinaus kürzlich gemeldet, dass Russland direkt Kampfjets nach Libyen verlegt, um Haftar zu helfen.
„Die meisten verfügbaren Piloten, Flugzeuge und Ausrüstungsgegenstände der LAAF wurden von der LNA übernommen. LNA / AF übernahm fünf in Russland hergestellte Kampfhubschrauber, drei Mi-35 und zwei Mi-17, die 2013 vom Sudan gespendet worden waren. Seit 2014 unterstützt Ägypten die LNA durch Spenden von Kampfflugzeugen und Hubschraubern, die aus dem Dienst der eigenen Luftwaffe genommen wurden. Infolgedessen fanden sieben MiG-21-Jets und acht Hubschrauber zusammen mit bedeutenden Ersatzteil- und Munitionssendungen ihren Weg nach Tobruk. Im April 2015 kauften die VAE vier Hubschrauber aus Weißrussland und lieferten sie an die LNA“, berichtet das Middle East Eye. Zudem sollen Piloten aus den VAE Luftschläge für Haftar ausgeführt haben.
Im Oktober 2017 wurde bestätigt, dass die LNA vom Iran hergestellte Mohajer-2-Drohnen erhalten hatte. Diese wurden offenbar vom Sudan an die LNA geliefert.
Zwischen Mai und Juni 2016 haben die VAE sechs IOMAX AT-802U-Flugmodelle und drei Wing Loong II-Drohnen auf dem Flugplatz Al-Khadim in al-Marj im Osten Libyens eingesetzt.
Die Marine der LNA
Die LNA verfügt über keine Marine, da die libyschen Seestreitkräfte mehrheitlich hinter der Regierung in Tripolis steht. Allerdings verfügt Haftar über einige Küstenpatrouillenschiffe, deren Anzahl umstritten ist.
Die jüngste Akquisition der LNA Marine ist das Flaggschiff "Alkarama", ein Patrouillenschiff. Das ehemalige irische Marineschiff wurde 1979 in Cork, Irland, gebaut und im Mai 2018 nach einer Auktion nach Bengasi geliefert. Es wurde von einem Unternehmen mit Sitz in den VAE registriert. Im April 2019 wurde die Alkarama im Ölhafen Ras Lanuf im Osten des Landes stationiert.
Trotz ihres Anspruchs, die „nationale Armee“ Libyens zu sein, ist die LNA ein Sammelbecken für Söldner und Milizen, die für Geld kämpfen. Sie verfügt über eine Kampfstärke von 25.000 Mann. Davon sind nur 7.000 Mann hauptberufliche Vollzeit-Milizionäre aus Libyien, 18.000 Kämpfer sind Söldner. Diese setzen sich aus einheimischen Stammeskämpfern, radikalen Salafisten der Gruppe Madkhali sowie Söldnern aus dem Tschad, Sudan und Russland (Wagner Group) zusammen. Die Zeitung Aydınlık hatte zuvor enthüllt, dass sich auf dem Luftwaffenstützpunkt Benina 44 Mitglieder der französischen Armee und seit Februar 2020 auch 28 Mitglieder der italienischen Armee befinden, um die LNA in erster Linie logistisch und nachrichtendienstlich zu unterstützen. 16 französische Militärs seien in der Küstenstadt Susah stationiert. Diese Franzosen seien für die Seeüberwachung zuständig.
Unter den 28 Italienern befinden sich drei Nachrichtendienstoffiziere, sieben Personen, die für die Logistik und Koordination zuständig sind, sechs Ausbilder, zwei nachrichtendienstliche Spezialisten und zehn Leibgardisten.
Vor wenigen Wochen kritisierte die libysche Regierung, dass ein französischer Kampfjet des Typs Rafaele und ein weiteres französisches Tankflugzeug über der Stadt Misrata gesichtet wurden. Misrata liegt 200 Kilometer östlich von Tripolis, so Al Jazeera.
Frankreich hatte am 10. April 2019 eine Erklärung der Europäischen Union blockiert, in der Haftar aufgefordert wurde, die Offensive seiner Streitkräfte zu stoppen. „Dies ist das jüngste Beispiel dafür, wie die internen Spaltungen des EU-Blocks seine globale Einflussnahme untergraben haben“, kommentiert der englischsprachige Dienst von Reuters.