Im Rechtsstreit um Venezuelas Staatsgold bemüht die Deutsche Bank die Justiz. Die Bank will erreichen, dass ein Richter darüber entscheidet, ob die rund 100 Millionen Pfund aus einem beendeten Gold-Swap-Abkommen, die derzeit im Besitz von Konkursverwaltern sind, an die Regierung von Präsident Nicolas Maduro übergeben werden sollen oder an das vom selbsternannten Übergangspräsidenten Juan Guaido geführte Team.
Das Anliegen der Deutschen Bank, das zuvor geheim gewesen war, wurde am Donnerstag in London enthüllt, als es um eine ähnliche Angelegenheit der "Bank of London" ging. Obwohl es sich um getrennte Klagen handelt, geht es bei beiden um die Frage der Legitimität der venezolanischen Zentralbank.
Die Bank of England, die im Namen Venezuelas Gold hält, hatte sich darüber beschwert, dass sie zwischen den zwei konkurrierenden Forderungen gefangen ist. Die Deutsche Bank will, dass das Gericht über die Gelder entscheidet, die sie zurückgestellt hat, nachdem sie im vergangenen Jahr ein Gold-Swap-Abkommen mit der venezolanischen Notenbank im Wert von 750 Millionen Dollar gekündigt hatte.
Sowohl die Bank of England als auch die Deutsche Bank wollen mit ihren Verfahren eine gerichtlich Entscheidung darüber herbeiführen, wen Großbritannien formell als Präsidenten von Venezuela anerkennt. Richter Nigel Teare sagte laut einem Bericht von Bloomberg, dass das Gericht die Frage Ende Juni entscheiden wird.
Auch wenn Staaten wie die USA Maduros Wiederwahl im Jahr 2018 als Wahlfälschung betrachten, kontrolliert Maduro weiterhin Venezuelas Ministerien, Gerichte, Streitkräfte sowie die Notenbank. Allerdings wurde Guaido in den vergangenen 16 Monaten von den USA und mehr als 50 weiteren Ländern als legitimer Übergangspräsident von Venezuela anerkannt.
Kürzlich hat Venezuela erneut verlangt, dass die Bank of England 17 Tonnen Gold im Wert von rund 930 Millionen Euro liquidiert und die Gelder an das Entwicklungsprogramm der UN überweist. Das Programm arbeitet mit Venezuela zusammen, um für den Fall einer möglichen Zunahme an Covid-19-Fällen vorzusorgen.
Schon Ende 2018 hatte das südamerikanische Land die Herausgabe des Goldes gefordert. Doch die britische Zentralbank weigerte sich wegen der US-Sanktionen gegen die Regierung von Nicolas Maduro, das Gold herauszugeben. Im Zuge der Verschärfung der Wirtschaftskrise hat die venezolanische Regierung ihre Kritik an der britischen Notenbank verstärkt und ihr zuletzt sogar vorgeworfen, Venezuela regieren wollen.