Politik

Neue Doktrin: Russland behält sich vor, Atomwaffen in konventionellem Krieg einzusetzen

Russland hat eine neue Doktrin zum Einsatz von Kernwaffen veröffentlicht.
03.06.2020 14:37
Aktualisiert: 03.06.2020 14:37
Lesezeit: 1 min
Neue Doktrin: Russland behält sich vor, Atomwaffen in konventionellem Krieg einzusetzen
Eine mobile Startrampe für die atomwaffenfähige Interkontinentalrakete Topol-M. (Foto: dpa) Foto: SERGEI ILNITSKY

Russland behält sich vor, Atomwaffen einzusetzen, auch wenn die Gegenseite nur konventionelle Waffen einsetzt. Das steht in einer neuen Militär-Doktrin, die am Dienstag in Moskau vorgestellt wurde. Die Doktrin wurde von Präsident Wladimir Putin ausdrücklich genehmigt, wie die „Defense News“ berichten.

In der Doktrin steht, dass russische Atomwaffen gegen einen Angriff mit konventionellen Waffen dann zum Einsatz kommen können, wenn der Angriff „die weitere Existenz des Staates bedroht“ (womit sowohl Russland selbst als auch verbündete Staaten gemeint seien). Weiterhin sei der Atomwaffen-Einsatz in einem konventionellen Krieg möglich, wenn „Feindeinwirkung auf politische oder militärische Einrichtungen der Russischen Föderation es möglich machen, dass die Fähigkeit zur Ausführung eines atomaren Gegenschlags nicht mehr gegeben ist“. Darüber hinaus heißt es, dass der Einsatz von Nuklearwaffen auch erfolgen könne, wenn ein feindlicher Angriff zwar noch nicht erfolgt sei, es jedoch „verlässliche Informationen“ gebe, dass er erfolgen werde.

Rund 30 Jahre, nachdem die Gefahr eines nuklearen Waffengangs zwischen den beiden militärischen Supermächten gebannt schien, werden Atomwaffen wieder zum wichtigen Thema. Im August letzten Jahres wurde der 1987 zwischen US-Präsident Ronald Reagan und dem sowjetischen Generalsekretär Michael Gorbatschow geschlossene INF-Vertrag über nukleare Mittelstreckenwaffen außer Kraft gesetzt. Sowohl die USA als auch Russland haben angekündigt, neue Mittelstreckenwaffen zu entwickeln. Die USA beschuldigen Russland zudem, die Welt über die wahre Anzahl seiner Raketen zu täuschen. Darüber hinaus hat sich Streit über den Umgang mit China entfacht. Die Trump-Regierung ließ wissen, sie wolle einen neuen Rüstungskontrollvertrag, der auch China mit einschließe. Russland antwortete, dass dies unmöglich sei – Peking wolle sich bekanntermaßen nicht auf einen Vertrag einlassen, der das chinesische Nuklear-Arsenal verkleinere, weil dieses deutlich kleiner ist als das der USA und Russlands. Implizit erhielt diese Aussage den Vorwurf an die USA, sie mache mit voller Absicht unrealistische Vorschläge und sei in Wahrheit an Abrüstung überhaupt nicht interessiert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN-Wochenrückblick

Weniger E-Mails, mehr Substanz: Der DWN-Wochenrückblick liefert 1x/Woche die wichtigsten Themen kompakt und Podcast. Für alle, deren Postfach überläuft.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neun von zehn Haushaltshilfen werden schwarz beschäftigt
30.12.2025

Fast vier Millionen Haushalte setzen auf Schwarzarbeit – warum viele die Anmeldung umgehen und wie viel Geld dabei wirklich fließt.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Generation Z: Warum Sinnhaftigkeit zur neuen Währung im Job wird
30.12.2025

Führungskraft? Nein danke. Für die Generation Z zählt im Beruf längst nicht mehr die steile Karriere, sondern Sinn, Freiheit und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lebensmittelpreise 2025: Butter billiger, Schokolade teurer
30.12.2025

2025 wurden Verbraucher bei Lebensmitteln kräftig durchgeschüttelt. Butter fiel im Preis deutlich, während Schokolade, Rinderhack und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Alarm: Deutschland hat die höchsten Unternehmenssteuern der G7
30.12.2025

Deutschland gilt als Hochsteuerland – nun belegen es die Zahlen. Eine große Mehrheit der Unternehmen empfindet Steuern und Abgaben als...

DWN
Politik
Politik Angriff auf Putin? USA kritisieren Ukraine, versenken zugleich weiter Schiffe vor Venezuela
30.12.2025

Ein angeblicher Drohnenangriff auf eine Residenz von Wladimir Putin bringt neue Unruhe in die festgefahrenen Gespräche über den...

DWN
Panorama
Panorama Rätsel um Verschwinden des Fluges MH370: Eine neue Suche nach Antworten beginnt
30.12.2025

Was passierte mit Flug MH370? Das Verschwinden der Boeing 777 zählt zu den Mysterien der Luftfahrtgeschichte. Ab dieser Woche soll noch...

DWN
Politik
Politik Kontaktgebühr gegen Ärzte-Hopping? Kassenärzte-Chef für Gebühr bei Praxisbesuch
30.12.2025

Wie sind steigende Milliardenkosten für die medizinische Versorgung zu begrenzen? Vorschläge von Ärzten und Kliniken zielen auf die...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Die letzte Woche des Jahres begann an der Wall Street im roten Bereich
29.12.2025

Die US-Aktienmärkte starteten mit Verlusten in die letzte Handelswoche des Jahres, da eine Schwäche im Technologiesektor die wichtigsten...