Wirtschaft

Starke Nachfrage treibt Kupferpreis um 20 Prozent nach oben

Der Kupferpreis hat sich deutlich von seinem Tief im März erholt.
07.06.2020 18:57
Lesezeit: 2 min
Starke Nachfrage treibt Kupferpreis um 20 Prozent nach oben
Kupferschrott auf dem Gelände der Aurubis AG in Hamburg. (Foto: dpa) Foto: Christian Charisius

Kupfer, das wichtigste Industriemetall der Welt und eine große Einnahmequelle für die weltweiten Minen, ist am Donnerstag offiziell in einen neuen Bullenmarkt eingetreten. Denn das Metall, das bei fast allen Bauprojekten und in fast allen Haushaltsgeräten verwendet wird, stieg am Donnerstagabend gegenüber seinem März-Tief um etwas mehr als 20 Prozent auf über 5.530 Dollar pro Tonne.

Hintergrund des Preisanstiegs ist vor allem die zuletzt wieder deutlich stärkere Nachfrage in China. "Die Wirtschaftsdaten deuten auf eine robuste Erholung des chinesischen Bausektors und des verarbeitenden Gewerbes im zweiten Quartal hin", zitiert die Financial Times Robert Edwards, leitender Analyst des Beratungsunternehmens CRU.

In China, wo die Hälfte der Weltproduktion verbraucht wird, hat sich die Kupfernachfrage seit der Lockerung der Corona-Maßnahmen im März deutlich belebt. Seit die Wirtschaft im Land wieder in Gang gekommen ist, sind die Aufpreise, den Käufer für die sofortige Abnahme des Metalls zahlen müssen, stark gestiegen, und die Lagerbestände sind auch aufgrund der Angebotsknappheit stark zurückgegangen sind.

Die Auslastung der Drahtwalzwerke, die in China zwei Drittel des raffinierten Kupfers verbrauchen, erreichte schon im April wieder 90 Prozent. Und auch wenn die Produktion von Walzdraht in der zweiten Maihälfte gelassen hat, so geht Edwards jetzt dennoch davon aus, dass der Verbrauch von raffiniertem Kupfer in China im zweiten Quartal im Jahresvergleich um 2 Prozent steigen wird.

Außerdem haben die Versorgungsprobleme weiter verstärkt, da der Kampf gegen das Coronavirus die Lieferketten in Südamerika unterbrochen hat, wo sich viele große Kupferminen befinden. Nach Angaben des peruanischen Ministeriums für Bergbau und Energie sank die Kupferproduktion in Peru im April im Jahresvergleich um 33 Prozent auf 1,5 Millionen Tonnen.

"Die Minenproduktion wurde durch die Stilllegungen im Zusammenhang mit Covid beeinträchtigt, und obwohl viele Unternehmen sagen, dass sie mit reduziertem Personal auskommen können, gibt es nur sehr wenig Konzentrat auf dem Markt", zitiert die Financial Times Ben Davis, Analyst bei Liberum. Damit meint er das von den Hütten zur Herstellung von raffiniertem Kupfer verwendete Rohmaterial.

Angesichts dieser Wirtschaftsdaten und wegen der wieder wachsenden Risikofreude auf den Märkten haben Hedgefonds und andere Spekulanten bärische Wetten auf Kupfer beendet. Die Netto-Short-Position fiel von einem Höchststand von fast 59.000 Kontrakten zu Beginn dieses Jahres auf nur noch 5.300 Kontrakte Ende Mai, wie aus den Daten der Commodity Futures Trading Commission hervorgeht.

Ole Hansen, Leiter der Rohstoffstrategie bei der Saxo Bank, sagte, ein anhaltender Durchbruch über die Marke von 5.500 Dollar pro Tonne könnte die Kupferreise weiter in die Höhe treiben. "Ein Durchbruch könnte neue Käufe anziehen, nicht zuletzt seitens der Hedgefonds, denen es gerade erst gelungen ist, ihr Engagement von short auf neutral zu reduzieren", sagte er.

Laut Edwards vom Beratungsunternehmen CRU ist es nun die große Frage, ob die Kupfer-Rallye seit den Tiefstständen im März fortgesetzt werden kann. Viele Händler sind skeptisch, da 30 Prozent des in China verarbeiteten Kupfers anschließend nach Übersee exportiert werden, wo die Nachfrage aufgrund der aktuellen Wirtschaftskrise infolge von Corona eingebrochen ist.

Trotz der Wiederbelebung der chinesischen Industrietätigkeit und trotz der Unterbrechungen in den Kupferminen in Südamerika erwartet CRU für dieses Jahr, dass das Angebot die Nachfrage nach Kupfer um 400.000 Tonnen übersteigen wird. Dies wäre das größte Überangebot an Kupfer seit der globalen Finanzkrise.

"Kurzfristig könnte eine positive Dynamik den Preis weiter in Richtung 6.000 Dollar drücken", so Edwards. Doch wenn es nicht zu einer tatsächlichen Verschiebung der Fundamentaldaten von Angebot und Nachfrage komme, werde der Kupferpreis voraussichtlich wieder in Richtung der industriellen Grenzkosten von 5.000 Dollar pro Tonne fallen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Stablecoins vs. Digitaler Euro: Wie digitales Geld den globalen Zahlungsverkehr verändert
25.12.2025

Digitale Zahlungsmittel gewinnen zunehmend an Bedeutung und verändern, wie Geld transferiert und gespeichert wird. Stablecoins dringen in...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Debt im Fokus: Steigt das Risiko einer Finanzkrise an den US-Börsen?
25.12.2025

Die jüngsten Insolvenzen in der Autoindustrie haben an den internationalen Finanzmärkten eine neue Debatte über versteckte Risiken im...

DWN
Panorama
Panorama Initiative Jobsuche: Weshalb die Weihnachtszeit perfekt ist
25.12.2025

Während viele glauben, der Arbeitsmarkt schlummere zum Jahresende, öffnen sich gerade jetzt heimlich Türen. Eine erfahrene Coachin...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Tech-Aktien: Tech-Konzerne überflügeln Börsen und gewinnen neue Dominanz
25.12.2025

Die rasant steigenden Bewertungen der US-Techkonzerne verschieben die Kräfteverhältnisse an den globalen Finanzmärkten. Doch wie...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzmärkte zum Jahresende: Wie sich Anleger zwischen Rallye und Korrekturgefahr absichern
24.12.2025

Zum Jahresende verdichten sich an den globalen Finanzmärkten die Signale für Chancen, Risiken und mögliche Wendepunkte. Stehen Anleger...

DWN
Politik
Politik Cyberangriff auf Aeroflot: Wie Hacker Russlands Luftverkehr störten
24.12.2025

Ein Cyberangriff brachte die IT-Systeme von Aeroflot binnen Stunden zum Stillstand und zwang den Flugbetrieb in den Notmodus. Welche...

DWN
Politik
Politik Putins neue Gegnerin und ihr Appell an Europa
24.12.2025

Europa ringt mit seiner Haltung gegenüber Russland und der Frage nach Konsequenz und Abschreckung. Wie sollte der Westen mit einem Kreml...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handwerkspräsident: "Demokratie muss nun liefern"
24.12.2025

Die Stimmung im deutschen Handwerk ist angespannt, die Wirtschaft schwächelt seit Jahren. Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands...