Politik

DWN-EXTRA: Pentagon weiß nichts von US-Truppenabzug aus Deutschland

Lesezeit: 1 min
06.06.2020 18:37  Aktualisiert: 06.06.2020 18:37
Das Pentagon weiß nichts über einen offiziellen Plan, wonach ein Teil der US-Truppen aus Deutschland abgezogen werden soll. Doch genau das soll US-Präsident Trump einem Medienbericht zufolge angeblich angeordnet haben.
DWN-EXTRA: Pentagon weiß nichts von US-Truppenabzug aus Deutschland
US-Präsident Donald Trump. (Foto: dpa)
Foto: Patrick Semansky

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
USA  
Geopolitik  

US-Präsident Donald Trump plant nach Medienberichten einen massiven Abbau der US-Truppen in Deutschland. Das „Wall Street Journal“ berichtete am Freitag unter Bezug auf ungenannte US-Regierungsvertreter, Trump habe das Pentagon angewiesen, die US-Truppenpräsenz in Deutschland von derzeit 34.500 Soldaten um 9.500 zu reduzieren. Außerdem solle eine Obergrenze von 25.000 US-Soldaten eingeführt werden - mehr sollen nicht gleichzeitig in Deutschland anwesend sein dürfen.

Doch Pentagon-Beamte teilten dem US-Militärmagazin Stars & Stripes mit, dass sie nichts von dem Plan wüssten. Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten (DWN) hakten beim Pentagon nach. Die Presseabteilung konnte keine Antwort anbieten. Stattdessen verwies sie die DWN auf den National Security Council (NSC). Auch das US-Außenministerium hatte keine Antwort parat. Es teilte den DWN mit, dass das Weiße Haus kontaktiert werden sollte. Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten kontaktierten anschließend den NSC und das Weiße Haus. Doch eine Stellungnahme ist bisher noch nicht eingegangen.

Der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Samstag): „So etwas stimmt man mit seinen Verbündeten ab.“ In diesem Fall sei das offenbar nicht geschehen, was Kujat auf US-Präsident Donald Trump zurückführte: Man müsse zwischen ihm und den militärisch Verantwortlichen in den USA unterscheiden.

„Die Amerikaner sind nicht hier, um uns einen Gefallen zu tun, sondern weil sie strategische Interessen haben. Deshalb werden sie auch ganz sicher nicht vollständig aus Deutschland abziehen.“

Kujat verwies in diesem Zusammenhang unter anderem auf den US-Stützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz, einen Dreh- und Angelpunkt für Militäroperationen in Afrika und dem Nahen Osten, und auf die Bereitstellung von Truppenübungsplätzen, Kasernen und Personal durch die deutsche Seite.

Deutschland ist das logistische Zentrum der US-Armee und für die Lieferketten von entscheidender Bedeutung. Im Land sind 34.500 Soldaten und Waffen (einschließlich Atomwaffen) stationiert, wobei sich die Mehrheit des Personals im Südwesten befindet. Die Kaiserslautern Military Community (KMC) ist die größte amerikanische Gemeinde außerhalb des US-amerikanischen Festlandes.

Die Ramstein Airbase beherbergt den 86. Airlift Wing, das Hauptquartier der US Air Forces Europe, die US Air Forces Africa mit ihrem Hauptquartier in der Nähe von Stuttgart und das Landstuhl Regional Medical Center - das größte Militärkrankenhaus außerhalb der USA, in dem verletzte Soldaten aus Afghanistan und dem Irak gepflegt werden. Das Hauptquartier des Alliierten Luftkommandos der Nato befindet sich ebenfalls in Ramstein.

Kurzum: Ramstein sichert den militärischen Zugang in den Nahen Osten und nach Afrika. Am wichtigsten ist, dass Washingtons weltweiter Flugbetrieb von hier aus unterstützt wird: Bilder werden verarbeitet und an US-Drohnenbetreiber weitergegeben.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag zum Handelsstart mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Europäische Unternehmen sehen düstere Aussichten in China
10.05.2024

Die jährliche Geschäftsklimaumfrage der EU-Handelskammer in Peking zeigt, dass europäische Unternehmen ihre Wachstumschancen in China so...

DWN
Technologie
Technologie Lithium-Abbau in Deutschland: BGR-Forscher starten Tiefenförderung in der Lüneburger Heide
10.05.2024

Der Weg zu einer nachhaltigen Elektromobilität führt möglicherweise durch die Lüneburger Heide: Die Die Bundesanstalt für...

DWN
Finanzen
Finanzen Genomsequenzierung: Investieren in die personalisierte Medizin der Zukunft
09.05.2024

Genomsequenzierung, Gentherapie, personalisierte Medizin: Die Medizin- und Pharma-Industrie steht vor einem Wendepunkt. Gleichzeitig sind...