Finanzen

Noch eine Aktion der FED, und der Goldpreis schießt in die Höhe

Lesezeit: 3 min
21.06.2020 12:06  Aktualisiert: 21.06.2020 12:06
Die Federal Reserve will ein geldpolitisches Mittel aus dem Zweiten Weltkrieg wiederbeleben. Die Folgen sind klar - Gold wird zu den Gewinnern gehören.
Noch eine Aktion der FED, und der Goldpreis schießt in die Höhe
Die US-Notenbank "Federal Reserve" in Washington. (Foto: dpa)
Foto: Jim Lo Scalzo

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Letzte Woche sagte Jerome Powell, Präsident der Federal Reserve, dass er derzeit eine "Kontrolle der Zinskurve" erwägt. Dieses Mittel der Geldpolitik brachte die US-Notenbank in den 1940er Jahren schon einmal zur Anwendung. Auf diese Weise schuf sie stark negative Realzinsen. Unter heutigen Umständen dürften derart negative Realzinsen den Goldpreis in die Höhe schießen lassen.

Dass die Federal Reserve eine "Kontrolle der Zinskurve" startet, ist durchaus wahrscheinlich. Auch die japanische Zentralbank hat im Jahr 2016 damit begonnen, allerdings sind die Auswirkungen vor allem auf das Land selbst beschränkt. Die viel mächtigere US-Notenbank hat das extreme Mittel der Geldpolitik bisher nur im äußersten Notfall zum Einsatz gebracht.

Zuletzt geschah dies im Zweiten Weltkrieg. Ab dem Jahr 1942 legte die Fed eine Obergrenze für die Zinsen von Staatsanleihen aller Laufzeiten fest. Damit "hat sich die Fed trotz ihrer Sorge um die Inflation effektiv ihrer Verantwortung für die Geldpolitik entzogen und sich stattdessen darauf konzentriert, dem Finanzministerium bei der Finanzierung des Konflikts zu helfen", zitiert Voima den Ökonomen Owen Humpage.

Die Fed und das US-Finanzministerium vereinbarten damals, die Renditen für sämtliche Staatsanleihen konstant zu halten. So wurden Anleihen mit einer Laufzeit von 3 Monaten bei einer Rendite von 0,375 Prozent fixiert und Anleihen mit einer Laufzeit von 25 Jahren bei 2,5 Prozent. Um dies zu erreichen, musste die US-Notenbank große Mengen Geld drucken, um Staatsanleihen aller Laufzeiten kaufen zu können.

In der Folge dieser "Kontrolle der Zinskurve" verdoppelte sich von 1942 bis 1945 die Geldbasis. Die Inflation stieg und erreichte im März 1947 mit 20 Prozent ihren Höhepunkt. Die realen Zinssätze, also die nominalen Sätze abzüglich Inflation, fielen tief in den negativen Bereich unter minus 15 Prozent. Staatsanleihen waren eine bessere Investition als Bargeld, aber real machten Investoren dennoch starke Verluste.

Die große Flucht ins Gold

Bei stark negativen realen Zinssätzen wird Gold ein attraktives Investment. Doch die Investition in Gold war den Amerikanern im Jahr 1933 verboten worden, als in den USA der klassische Goldstandard abgeschafft wurde. Bis 1974 konnten die Bürger ihre Dollar nun nicht mehr wie zuvor in Gold einlösen. Ihnen wurde sogar jeglicher Besitz von Goldmünzen und Goldbarren verboten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg führten die stark negativen Realzinsen und das nominale BIP-Wachstum dazu, dass die USA sich auf dem Wege der Inflation ihrer Schulden entledigen konnten. Die Staatsschuldenquote fiel von 113 Prozent im Jahr 1945 auf nur noch 64 Prozent im Jahr 1951. Offiziell kontrollierte die Federal Reserve die Zinskurve noch bis 1951. Allerdings hielten die Nachwirkungen noch ein weiteres Jahrzehnt an.

Heute befindet sich die US-Regierung wieder in einer ähnlichen Situation wie im Zweiten Weltkrieg. Das Haushaltsdefizit scheint wegen der explodierenden Staatsausgaben in der aktuellen Wirtschaftskrise außer Kontrolle zu geraten. Vorläufigen Daten zufolge wird das Haushaltsdefizit in diesem Jahr 4 Billionen Dollar betragen, was mehr als 15 Prozent des BIP entspricht.

Neben dem starken Haushaltsdefizit trägt auch der Einbruch der Wirtschaft zu einem rasanten Anstieg der Staatsschuldenquote bei. Laut usdebtclock.org beträgt die öffentliche Verschuldung der USA im Verhältnis zum BIP inzwischen mehr als 131 Prozent - mehr als jemals zuvor in der US-Geschichte. Noch vor wenigen Monaten lag das Verhältnis bei 110 Prozent.

Schon jetzt kauft die Federal Reserve riesige Mengen von Staatsanleihen und hält die Zinsen niedrig. Der nächste Schritt könnte eine Selbstverpflichtung der Notenbank sein, die Renditekurve für einen längeren Zeitraum festzulegen. Denn die Kontrolle der Zinskurve ist eine der wenigen Optionen, die den USA zur Senkung ihrer Schuldenlast überhaupt noch bleiben.

Doch anders als in den 40-er Jahren würde dieser Versuch heute zu einem starken Anstieg des Goldpreises führen. Denn heute würden US-Bürger bei sinkenden Realzinsen wohl im großen Stil in das Edelmetall investieren, dessen Lagerungskosten dann weniger ins Gewicht fallen. Zudem haben die Staatsanleihen nur solange einen Wert, wie die USA zahlen können. Gold ist in diesem Sinne weniger riskant.

Tatsächlich sind US-Realzinsen und Goldpreis seit einigen Jahren negativ korreliert. Das heißt, der Goldpreis fällt, wenn die Realzinsen steigen. Und wenn der Goldpreis steigt, sinken die Realzinsen. Angesichts des derzeitigen wirtschaftlichen Umfelds in den USA hält der Goldanalyst Jan Nieuwenhuijs es für wahrscheinlich, dass die Realzinsen mittelfristig sinken werden, "was bullisch für Gold ist".


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Industrien retten: Hubertus Heils Strategien gegen Konjunkturkrise und Arbeitsplatzverlust
23.12.2024

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sieht in der aktuellen Konjunkturkrise eine massive Gefahr für die industrielle Basis...

DWN
Panorama
Panorama Überraschender Kulturwandel: Liebe zum Bargeld schwindet immer mehr
23.12.2024

Es gleicht einem Erdbeben. Aber auch die Deutschen scheinen die Vorzüge von Plastikkarten beim Zahlen und einlaufen zu schätzen. das...

DWN
Finanzen
Finanzen Antizyklisches Investieren: Lässt sich damit der Markt schlagen?
23.12.2024

Wer antizyklisch investiert, macht das Gegenteil dessen, was die meisten Anleger tun. Ist dabei eine höhere Rendite zu erwarten als bei...

DWN
Politik
Politik Und noch ein europäischer Alleingang: Fico zu Gesprächen mit Putin im Kreml
23.12.2024

Der slowakische Regierungschef Fico zeigt mit einem Überraschungsbesuch im Kreml, dass die EU-Front gegen Russlands Präsidenten Putin...

DWN
Panorama
Panorama Amokfahrt von Magdeburg: Trauer, Entsetzen und offene Fragen halten Deutschland in Atem
22.12.2024

Fünf Menschen sind tot, 200 verletzt: Nach der folgenschweren Fahrt mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg stellt sich die...

DWN
Politik
Politik Donald Trump hofft: Elon Musk übernimmt (noch) nicht die US-Präsidentschaft
22.12.2024

Kritiker nennen den Tech-Milliardär süffisant «Präsident Musk». Donald Trump stellt klar, wer das Sagen hat - bestreitet aber auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quiet Quitting: Der stille Job-Rückzug mit gefährlichen Folgen
22.12.2024

Ein stiller Rückzug, der Unternehmen erschüttert: Quiet Quitting bedroht die Substanz deutscher Betriebe. Warum immer mehr Beschäftigte...

DWN
Politik
Politik Steuern und Abgaben: Mehrheit der Steuerzahler zahlt 2025 noch mehr – mit oder ohne Ampel!
22.12.2024

Das „Entlastungspaket“ der Ampel ist eine Mogelpackung, denn Steuersenkungen sind nicht vorgesehen. Im Gegenteil: Ab dem 1. Januar 2025...