Die Türkei gab am Dienstag ihre Meinung kund, dass Frankreich den Konflikt in Libyen mit seiner Unterstützung für den Söldner-General Chalifa Haftar verschärfe. Der Sprecher des türkischen Außenministeriums, Hami Aksoy, sagte, die französische Unterstützung ermutige Haftar, auf militärischen Mitteln zu bestehen. Er fügte hinzu, dass die türkische Präsenz in Libyen rechtlich begründet sei, und sagte, die französische Politik in dem vom Krieg betroffenen Land sei einem Mitglied des Nato-Bündnisses nicht würdig. Das französische Verteidigungsministerium forderte hingegen die Nato am Mittwoch auf, ihr „Türkei-Problem“ angesichts der zunehmenden Spannungen in Libyen und andere Probleme endlich anzugehen.
„Wir haben komplizierte Momente in der Allianz erlebt, aber wir können unsere Köpfe nicht in den Sand stecken. Wir können nicht so tun, als gäbe es kein Türkei-Problem innerhalb der Nato. Wir müssen es sehen, benennen und damit umgehen“, zitiert die Deutsche Welle das Ministerium.
Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten hatten im Dezember 2019 berichtet: „Insbesondere zwischen der Türkei und Frankreich tobt in Libyen ein Stellvertreterkrieg. Am 27. November 2019 unterzeichnete die Türkei mit der libyschen Regierung ein Memorandum of Understanding (MoU), das einseitig Seezonen im östlichen Mittelmeer abgrenzt und die Ansprüche der Türkei und der türkischen Zyprioten im Meer bekräftigt (…) Frankreich, Griechenland, Israel, Zypern, Italien und Ägypten haben faktisch eine inoffizielle Allianz geschmiedet, um die Türkei im östlichen Mittelmeer von ihrer Expansion abzuhalten. Denn das von ihnen betriebene Energie-Projekt der EastMed-Pipeline wird durch die Ansprüche der Türken im östlichen Mittelmeer gefährdet.“
Frankreich tritt in Afrika über finanzielle und politische Kanäle immer noch als Kolonialmacht auf – und zwar über einen offiziellen Kolonialpakt. Zudem ist Paris beunruhigt über die Libyen-Gespräche, die zwischen den USA, Russland und der Türkei geführt werden. Es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass Frankreich zu den Verhandlungen eingeladen wird.