Politik

Spannungszone Himalaya: Indien und China rüsten auf

Indien und China rüsten nach den tödlichen Zusammenstößen der vergangenen Wochen im Himalaya weiter auf. Indien hat in Russland dutzende Kampfjets gekauft, die Chinesen bauen in Windeseile eine Luftwaffenbasis aus.
29.06.2020 09:00
Lesezeit: 2 min
Spannungszone Himalaya: Indien und China rüsten auf
Xi Jinping und Narendra Modi. (Foto: dpa) Foto: Harish Tyagi

Indien steht kurz davor, 33 Kampfjets in Russland zu kaufen. Wie die in Neu Delhi erscheinende ANI News Agency berichtet, sollen für umgerechnet etwa 600 Millionen Dollar 21 MIG-29-Flugzeuge und 12 SU-30-Jets erworben werden.

Die Pläne zur Erweiterung der Luftwaffe existieren schon seit einigen Monaten, wurden aber mit Blick auf die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen chinesischen und indischen Grenzsoldaten vor einigen Tagen in einem von beiden Seiten beanspruchten Tal in der Region Kaschmir nun vorrangig behandelt.

Auch die chinesische Volksbefreiungsarmee hat damit begonnen, ihre Grenzeinheiten in der Himalaya-Region auszubauen. So führte sie nicht nur ein Großmanöver in Tibet durch, sondern soll auch unweit der umstrittenen Grenzregion zu Kaschmir im April und Mai eine Luftwaffenbasis deutlich ausgebaut haben, wie das indische Portal Insider Paper berichtet.

China und Indien hatten 1962 einen kurzen Krieg um ihre Grenze im Himalaya geführt, den China gewann. Seither gibt es immer wieder Zwischenfälle, die aber meist ohne Opfer verliefen und durch Gespräche gelöst werden konnten. Der Grenzverlauf ist nach wie vor nicht geklärt. Neben der Region des östlichen Kaschmirs (Ladakh) herrscht auch Uneinigkeit über die mehr als 1000 Kilometer weiter östlich liegende Region Arunchal Pradesh, welche unter indischer Verwaltung steht.

Interessant: Auch US-Präsident Donald Trump hatte kürzlich angeboten, in dem Konflikt zu vermitteln, was die Nachbarländer nicht wollten. Russland hatte bereits angekündigt, in dem Konflikt nicht als Vermittler zwischen Indien und China fungieren zu wollen. Das Land gilt traditionell als wichtiger Waffenlieferant Indiens und ein Großteil der dortigen Luftwaffe besteht aus Flugzeugen russischen Ursprungs. Gleichzeitig ist Russland Chinas wichtigster Verbündeter und hat darüber einen gewissen Einfluss auf die Führung in Peking.

„Unsere offizielle Position dazu ist, dass diese bilateralen Dispute bilateral gelöst werden sollten. Wir respektieren die Souveränität Indiens und Chinas. Russland sollte sich bei dieser Art von Disputen nicht beteiligen. Wir ermutigen zum Dialog und zum Verzicht auf Waffengewalt“, wird der Vorsitzende des russischen auswärtigen Rates, Konstantin Kosachew von The Hindu zitiert.

Russland lehnt überdies eine Teilnahme an einer von Trump vorgeschlagenen „erweiterten“ Runde der G7-Staaten zu den Spannungen in Asien ab, zu der auch Indien und Russland beitreten könnten. „Das Problem mit dieser Einladung zu einem erweiterten G7-Forum besteht darin, dass Herr Trump diese erweitert, ohne dazu alleine berechtigt zu sein. Herr Trump will Länder zusammentrommeln, um eine gemeinsame Position gegen China aufzubauen. Angesichts unserer spezifischen Beziehungen zu China oder Indiens Beziehung zu China glaube ich nicht, dass dies funktionieren wird. Ich bin dagegen, einen gegen ein anderes Land gerichteten Block aufzubauen.“

Himalaya wird zum Spannungsgebiet

Im Himalaya haben sich zuletzt aber nicht nur Spannungen zwischen Indien und China, sondern auch mit anderen Staaten intensiviert. So hat Nepal ein strategisch wichtiges Land im Himalaya für sich beansprucht, das auch Indien seinem Staatsgebiet zurechnet. Die Präsidentin Nepals stimmte am Donnerstag nach dem Parlament einer neuen Landkarte zu. Indien lehnt die Karte ab. In dem betroffenen Gebiet sind seit Jahrzehnten indische Truppen stationiert.

In der umstrittenen Grenzregion Kaschmir waren nach Angaben der pakistanischen Streitkräfte vor einigen Tagen zudem vier Zivilisten durch indischen Beschuss getötet worden. Indien äußerte sich zu dem Vorfall zunächst nicht. In Kaschmir kam es in den vergangenen Wochen immer wieder zu kleineren Vorfällen zwischen Indien und Pakistan. Seit Indiens Regierung im August 2019 ihrer mehrheitlich muslimischen Region Jammu und Kaschmir den Teilautonomiestatus entzogen hatte, kam es vermehrt zu Gefechten entlang der 740 Kilometer langen Kontrolllinie, die Kaschmir in ein indisch und ein pakistanisch kontrolliertes Gebiet teilt. Ein kleiner Teil gehört zudem zu China.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Wie schützt man seine Krypto-Wallet? CLS Mining ermöglicht Nutzern eine stabile tägliche Rendite von 6.300 €.

Der Kryptowährungsmarkt erholte sich heute umfassend, die Stimmung verbesserte sich deutlich. Meme-Coins führten den Markt erneut an....

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Gewalt gegen Frauen in den eigenen vier Wänden nimmt zu: Justizministerin kündigt Reformen an
21.11.2025

Häusliche Gewalt trifft überwiegend Frauen – und die Zahlen steigen. Nach der Einführung der Fußfessel plant Justizministerin Hubig...

DWN
Politik
Politik Schwarzarbeit bekämpfen: Sozialschutz für Paketboten soll dauerhaft gewährleistet werden
21.11.2025

Der Schutz von Paketboten vor Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung wird dauerhaft gestärkt: Der Bundesrat hat die Verlängerung der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handelsriesen setzen Verbraucher unter Druck – Gutachten kritisiert Marktmacht
21.11.2025

Steigende Lebensmittelpreise sorgen bei vielen Verbrauchern für Unmut – und laut einem aktuellen Gutachten der Monopolkommission liegt...

DWN
Politik
Politik Klimagipfel unter Druck: Deutschland fordert ambitioniertere Ziele
21.11.2025

Die Gespräche auf der Weltklimakonferenz befinden sich in einer entscheidenden Phase – doch aus Sicht des deutschen Umweltministers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mobilitätsstudie zeigt Wandel: Autos stehen öfter still – Fußverkehr gewinnt an Bedeutung
21.11.2025

Eine neue bundesweite Mobilitätsstudie legt offen, wie sich das Verkehrsverhalten der Menschen in Deutschland verändert. Zwar bleibt das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Small Talk im Job: In 5 Schritten souverän werden
21.11.2025

Im Job entscheidet oft nicht nur Fachwissen, sondern auch wirkungsvolle Kommunikation. Besonders Small Talk kann Türen öffnen,...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs im Fall: Marktverwerfungen schüren Angst vor Krypto-Crash – BTC-Kurs zeitweise unter 82.000 Dollar
21.11.2025

Der Bitcoin-Kurs stürzt im Freitagshandel erneut ab und sorgt unter Anlegern für wachsende Verunsicherung. Experten warnen vor einem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bovenschulte mahnt zum Handeln: Bundesratspräsident fordert mehr soziale Gerechtigkeit
21.11.2025

Mit deutlichen Worten hat der neue Bundesratspräsident Andreas Bovenschulte seinen Amtsantritt genutzt, um auf die wachsende soziale...