Finanzen

Weik & Friedrich: Hyperinflation und Währungsreform drohen - jetzt hilft nur noch Flucht in die Sachwerte

Billionen über Billionen werden ins System gepumpt - lange geht das nicht mehr gut.
24.06.2020 09:36
Aktualisiert: 24.06.2020 09:36
Lesezeit: 6 min

Durch die Corona-Pandemie ist die Welt aus den Fugen geraten. Nicht nur wirtschaftlich, politisch und gesellschaftlich, sondern vor allem finanziell. Innerhalb weniger Wochen sind global Billionen von Dollar, Euro und Gelder anderer Währungen mittels staatlicher Konjunkturprogramme oder Maßnahmen der Notenbanken ins System gepumpt worden mit dem Ziel, den Wirtschaftseinbruch und die stark ansteigende Arbeitslosigkeit aufzuhalten.

Eins steht zweifellos fest: Die von uns prognostizierte Zeitenwende ist angebrochen und damit einhergehend auch die Ära der Superlativen. Was wir in den letzten Wochen gesehen haben, wird in die Geschichtsbücher eingehen: Wir erleben die größte Wirtschaftskrise der letzten 100 Jahre und befinden uns inmitten eines historischen Wirtschaftseinbruchs. Dieser hat unter anderem zu Rekord-Arbeitslosenzahlen in den USA (45,74 Millionen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung in nur 13 Wochen!) sowie einem Allzeithoch bei den Kurzarbeitern in Deutschland (11,725 Millionen) geführt. Als Folge entstand die größte Steuerlücke der deutschen Geschichte, was wiederum zum größten Konjunkturpaket der deutschen Geschichte führte. Und all das garniert mit einem Eingreifen seitens der Notenbanken, das völlig präzedenzlos ist.

Wie stellt sich das Ganze in Zahlen dar?

Schauen wir erstmal ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten: Hier ist eine weitere Prognose aus unserem letzten Buch bereits jetzt eingetroffen – nicht nur wurden die Zinsen auf null Prozent gesenkt, nein, auch die Aufkaufprogramme durch die Notenbank Federal Reserve wurden wieder angeleiert. Im folgenden Chart sehen Sie nicht den Start von Elon Musks SpaceX-Rakete zum Mond, sondern die Bilanzsumme der US-Notenbank FED:

Diese hat sich in nur wenigen Wochen auf 7,168 Billionen Dollar fast verdoppelt! Parallel sind die US-Staatschulden um mehr als zwei Billionen Dollar auf über mittlerweile 26 Billionen Dollar hochgeschnellt. Völlig absurd!

Das Problem ist nur, dass die FED-Billionen immer weniger wirken und kaum positive Auswirkungen auf die Realwirtschaft haben, wie man am folgenden Chart erkennen kann:

Der „Wöchentliche Wirtschafts-Index“ (WEI-Index) der FED ist ein hervorragender Index der realwirtschaftlichen Aktivitäten und korrespondiert gut mit dem BIP-Wachstum. Der aktuelle Indexstand von minus 10,0 Punkten zeigt einen BIP-Verlust nach klassischer deutscher Lesart zum Vorjahresquartal an. Der WEI zeichnet zehn wöchentliche wirtschaftliche Indikatoren nach und bildet diese als Index ab: Die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung, die fortgesetzten Ansprüche auf Arbeitslosenversicherung, bereinigte Einkommens- und Lohnsteuerdaten, Eisenbahnverkehrsaufkommen, Output der Stahlproduktion, dem Großhandelsverkauf von Benzin, Diesel und Kerosintreibstoff sowie des wöchentlichen durchschnittlichen US-Stromverbrauches. Alle Bestandteile in einem Index. Für Anleger lautet die Devise: Folge der FED – don’t fight the FED!

Weltweit setzt sich immer mehr der Cantillon Effekt durch. Dieser ist benannt nach dem irischen Ökonomen Richard Cantillon. Er führt dazu, dass das frisch geschaffene Geld aus dem Nichts zuallererst in die nächste Umgebung fließt (kleiner Tipp: Banken- und Finanzsektor) und dafür sorgt, dass die Börsen und Immobilienmärkte weltweit von den Notenbanken inflationiert nach oben gepusht werden.

Diese sind nun in eine gefährliche Abhängigkeit der Notenbanken geraten. Wie abhängig die Märkte vom billigen Geld der Notenbanken sind, zeigt sich auch daran, dass die Börsen vorletzte Woche kräftig einknickten. Der Grund: Die FED hatte die Aufkäufe von US-Staatsanleihen von zu Anfang der Corona-Krise 60 Milliarden Dollar täglich auf nur noch fünf Milliarden Dollar täglich gesenkt. Letzte Woche ging es sogar noch weiter abwärts: Die Bilanzsumme der US-Notenbann stieg NUR um +3,71 Milliarden Dollar zur Vorwoche (das heißt, die Aufkäufe betrugen pro Tag nur noch circa 500 Millionen Dollar).

Es wird interessant sein zu sehen, wer jetzt die Unmengen an frisch emittierten Staatsanleihen aufkaufen soll, und ob die Zinssätze denn auch niedrig bleiben können. Fest steht nur, dass die Fed weiter Gas geben wird, ihr bleibt gar nichts anderes übrig – sie befindet sich in der Zwickmühle. Fed-Chef Jerome Powell hat schon verkündet, dass man nicht mal darüber nachdenkt, ob man über Zinserhöhungen nachdenken soll.

Hat man mit dem Denken generell aufgehört bei den Notenbanken dieser Welt?

Offensichtlich schon – anders sind die verzweifelten Maßnahmen und das gigantische Notenbank-Experiment nicht zu erklären. In diesem Jahr gab es global 138 Zinssenkungen, und es flossen 18,4 Billionen Dollar an frischem Geld ins System. Die FED kauft jetzt sogar Unternehmensanleihen (Volumen vorerst 250 Milliarden Dollar), und irgendwann wird sie alles kaufen. In den USA bleibt der Zins bei null Prozent bis mindestens 2022. Unserer Ansicht nach wird er sogar in den Negativbereich absinken. Wenn die Staatsanleihen aber auf zwei bis drei Prozent in den Minusbereich sinken, dann müssen die Notenbanken die Zinsen erhöhen und dann ist Schicht im Schacht: Dann werden wir eine Deflation sehen, die sich gewaschen hat. Und genau davor haben die Notenbanken höllische Angst. Auch die EZB: Schauen wir uns an, was in Europa passiert ist:

Die EZB steht der FED in nichts nach. Der EZB Chart sieht ähnlich parabolisch aus.

Schon jetzt steht die Bilanz der Notenbank für 47 Prozent des BIP der Eurozone. Gar nicht gut!

Die Target2-Salden Deutschlands betragen 916 Milliarden Euro. Das ist erwirtschaftetes Vermögen, welches wir verliehen haben, um unsere Exporte zu subventionieren. Eine selten dämliche und nicht nachhaltige Wirtschaftspolitik. Das ist so, als wenn Sie als Besitzer einer Kneipe einem Stammgast mit einem kleinen Alkoholproblem stetig die Rechnung auf einen Bierdeckel schreiben, um irgendwann zu erkennen, dass er nicht solvent ist und gar nicht zahlen kann. Wir sind der Kneipier, Italien und andere Länder die trinkfreudigen Stammgäste. Italien allein steht im Target2-System mit 517 Milliarden Euro in der Kreide. Das Resultat: Das Geld ist futsch. Um nochmal den Kneipen-Vergleich zu bemühen: Der Kneipier kann das Geld abschreiben und den Laden dicht machen.

Parallel wurde das PEP-Programm der EZB zur Bekämpfung der Corona-Krise (PEP steht in den Erziehungswissenschaften für „Präventionsprogramm für Expansives Problemverhalten – Anm. d. Red.) um 600 Milliarden Euro auf 1,35 Billionen Euro aufgestockt. Chef-Einkäuferin bei der EZB ist im Übrigen eine Deutsche: Meine Twitter-Followerin Isabel Schnabel. Auch bei uns in Europa werden die Zinssätze auf unbestimmte Zeit im Keller bleiben und weiter absinken. Zuletzt hat man den Einlagesatz bei minus 0,5 Prozent belassen und den Tendersatz bei 0,0 Prozent.

Fazit:

Wir befinden uns im Endspiel. Bitte nicht vergessen, dass die Notenbanken mit dem Gelddrucken schon vor Corona angefangen hatten. Im September 2019 musste die Fed massiv in den Repo-Markt eingreifen. Teilweise mit bis zu 650 Milliarden Dollar pro Woche! Und die EZB begann schon im November 2019 mit der Wiederaufnahme ihres Aufkauf-Programms, nur zehn Monate, nachdem man es für beendet erklärt hatte. Dies startete mit einem Volumen von 20 Milliarden Euro pro Monat – eine Art Abschiedsgeschenk von Mario Draghi an Christine Lagarde. Aktuell stehen hier 2,8 Billionen Euro im Feuer. Tendenz stark steigend.

Aber schon jetzt hat die Geldorgie der Notenbanken den kompletten Anleihemarkt verzerrt, man kann fast schon sagen: zerstört. Denn ebenso historisch ist, dass 90 Prozent der Staatsanleihen unter 1,0 Prozent notieren. Altersvorsorge ade, Banken- und Versicherungssterben ahoi!

Das Finanzsystem wurde natürlich auch vom Corona-Virus infiziert, war aber schon davor schwer krank – gehört also zur absoluten Risikogruppe. Da der Patient in den letzten Jahren erfolglos behandelt wurde und nach wie vor schwere erkrankt ist, sind seine Lebensaussichten nicht rosig – im Grunde ist es lediglich eine Frage der Zeit, bis er abtritt. Auch die Finanzmärkte sind am Ende eines Zyklus. Wir sind im Stadium wie 1999. Bald werden wir mit der Realität konfrontiert werden, und die Seifenblase wird zerplatzen. Es wird der größte Crash aller Zeiten. Aufgebläht und beschleunigt durch die fatale Geldpolitik der Notenbanken.Wie sollte man sich gegen diese Geldflut wappnen? Umso mehr Geld ins System gepumpt wird, umso mehr muss man in Werte setzen, die durch die Natur oder durch die Mathematik limitiert sind! Nach wie vor erwarten wir eine Deflation, und anschließend ein Überschießen der durch die Notenbank erzeugten Liquidität, welche zu einer Inflation und schließlich zu einer Hyperinflation führt. Das Ganze wird enden mit einem gigantischen Crash, worauf eine Währungsreform, ein Währungsschnitt, enorme Abgaben und vielen neue Steuern folgen werden. Wir stehen vor dem größten Vermögenstransfer aller Zeiten – bereiten Sie sich darauf vor! Es werden in naher Zukunft Vermögen auf Generationen gemacht – oder aber vernichtet!

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