Finanzen

Islamisten und Clans decken sich ein: Großangelegte Betrügereien bei Corona-Soforthilfen in Berlin aufgeflogen

In Berlin haben Betrüger mithilfe gefälschter Dokumente Millionen Euro an Corona-Soforthilfen eingestrichen. Das Ausmaß des Betrugs wird täglich größer. Auch kriminelle Clans haben abgesahnt.
25.06.2020 21:00
Lesezeit: 1 min
Islamisten und Clans decken sich ein: Großangelegte Betrügereien bei Corona-Soforthilfen in Berlin aufgeflogen
Ostdeutsche Ampelmännchen in Berlin. (Foto: dpa) Foto: Peter Endig

Zehntausende Berliner haben in der Corona-Krise Soforthilfen für Unternehmer erhalten - doch längst nicht alle waren dazu berechtigt. Polizei und Staatsanwaltschaft brachten Mitte Juni den Fall eines 30-Jährigen ans Licht. Er soll mit Komplizen in nur einem Monat 145.000 Euro Soforthilfen erschlichen haben - und sitzt nun in Untersuchungshaft. Der 30-Jährige soll dafür nach bisherigen Erkenntnissen mit seinem Partner mittellose Personen veranlasst haben, Konten zu eröffnen und eine unternehmerische Tätigkeit vorzutäuschen, um dann Gelder aus Corona-Soforthilfeprogrammen zu bekommen.

„Wir haben eine sehr dynamische Lage“, wird ein Sprecher der Staatsanwaltschaft vom Berliner Tagesspiegel damals zitiert. „Täglich werden inzwischen 40 neue Verfahren eröffnet.“ Ein Sprecher der landeseigenen Förderbank IBB sprach damals auf Anfrage der Zeitung von aktuell 880 Ermittlungsfällen, in denen einem Betrugsverdacht nachgegangen wird – inzwischen dürften es deutlich mehr sein. Insgesamt sollen bis Mitte Juni in Berlin bereits mehr als 4 Millionen Euro Steuergeld unrechtmäßig als Soforthilfen kassiert worden sein.

Schon Ende April war bekanntgeworden, dass in Berlin Mitglieder arabischstämmiger Clans Corona-Soforthilfen erhalten haben sollen. Die Berliner Kriminalpolizei stieß laut einem Bericht von Spiegel TV bei einer ersten Prüfung auf Hunderte Anträge. Und auch Islamisten sind mit von der Partie: So durchsuchten 250 Polizeikräfte am Dienstag in Berlin mehrere Objekte und eine Moschee im Stadtteil Tempelhof in Zusammenhang mit den Betrügereien, berichtet die Morgenpost.

Inzwischen muss sich Berlin kritische Fragen des Bundes gefallen lassen. Wirtschaftsstaatssekretär Ulrich Nußbaum fordert Rechenschaft darüber, wie Berlin Bundesmittel verwendet hat. Im Tagesspiegel drohte der frühere Berliner Finanzsenator mit „signifikanten Rückforderungsansprüchen“. Nußbaum vermutet, dass Berlin den Kreis der Berechtigten zu groß gezogen hat. Und das Bundesgeld auch für Kosten geleistet hat, für die es nicht vorgesehen war.

Bis zum 30. April hatte die landeseigene Förderbank in der Corona-Krise Soforthilfen an gut 207.000 Kleinunternehmer und Solo-Selbstständige genehmigt. Durchschnittlich lag der Zuschuss bei 8.502 Euro. Die Gesamtsumme beläuft sich auf 1,76 Milliarden Euro.

Nußbaum geht davon aus, dass aber nur rund 170.000 Unternehmer überhaupt für eine Antragstellung in Betracht kommen. Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) führte die Differenz auf unterschiedliche Statistiken zurück. Es seien noch Solo-Selbstständige hinzuzuzählen, die keine Umsatzsteuer zahlen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Kontostand-Steuer gegen Konsumtief? Marktforscher wollen höhere Ausgaben anreizen
03.12.2025

Die Stimmung der deutschen Verbraucher bleibt auch beim Weihnachtsgeschäft auf dem Tiefpunkt: Das Land der Sparer hält das Geld zusammen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wirtschaftskrise: Trumpf-Unternehmenschefin für Streichung eines Feiertages
03.12.2025

Weniger Feiertage = mehr Wirtschaftsleistung? Die Debatte reißt nicht ab. Eine Konzernchefin aus Schwaben macht einen konkreten Vorschlag...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutschland nicht wettbewerbsfähig: Coca-Cola beklagt Standortbedingungen
03.12.2025

Der Chef des Coca-Cola-Abfüllers bemängelt die Bürokratie und komplizierte Verhältnisse für Unternehmen. Noch steht er zum Standort...

DWN
Politik
Politik Falsche Daten, statistische Mängel: Deutsche Klimaforscher ziehen Studie zum Klimawandel zurück
03.12.2025

Falsche Wirtschaftsdaten zu Usbekistan, statistische Mängel: Nach einiger Kritik ziehen Klimaforscher eine Studie des Potsdamer Instituts...

DWN
Politik
Politik Sicherheitspolitik: Deutsche Führungsrolle in Europa? Bevölkerung gespalten
03.12.2025

Russland als Bedrohung, Zweifel an den USA, Europa mittendrin: Eine Umfrage im Auftrag der Münchner Sicherheitskonferenz zeigt, wie...

DWN
Politik
Politik Gewerkschaften: Koalition plant Steuerprivileg für Gewerkschaftsbeitrag
03.12.2025

Die schwarz-rote Koalition will den Gewerkschaften den Rücken stärken. Geplant ist eine Steuerersparnis, die die Mitgliedschaft...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hochleistungsteams: Wie Führungskräfte ihre größten Talente verlieren – oder halten
03.12.2025

Wer Spitzenleistungen will, braucht mehr als gute Mitarbeiter. Vertrauen, Offenheit und Konfliktfähigkeit entscheiden darüber, ob Teams...

DWN
Politik
Politik Trumps Verteidigungsminister im Sturm: Angeklagt des möglichen Kriegsverbrechens
03.12.2025

Ein mutmaßlicher US-Verteidigungsskandal erschüttert Washington. Neue Enthüllungen legen nahe, dass Verteidigungsminister Pete Hegseth...