Innerhalb von nur sieben Wochen (bis Stichtag 23. Juni) wurden in USA neue Aktien im Umfang von 113 Milliarden Dollar auf den Markt gebracht. Mehr als die Hälfte des Umfangs bestand aus Aktienverkäufen durch bestehende Unternehmen. Eine wichtige Rolle spielten auch Wandelanleihen (in Aktien konvertierbare Schuldpapiere). Börsengänge waren der geringste Faktor.
Niemals zuvor haben Unternehmen in den USA innerhalb so kurzer Zeit neue Aktien in einem derart hohen Umfang auf den Markt gebracht, wie aus einer Studie von Goldman Sachs hervorgeht. Auch weltweit betrachtet lag das Volumen neuer Aktienemissionen zuletzt auf einem Rekordniveau. Das Niveau war zuletzt höher als die drei Siebenwochenzeiträume im Jahr 2010, welche die Liste bisher anführten.
"Wir stehen kurz vor dem Ende eines weiteren Rekordmonats bei den weltweiten Aktienemissionen, wobei der Juni den jüngsten Rekord vom Mai in den Schatten stellen dürfte", so die Goldman-Analysten. "Die Zahlen (ein Angebot von mehr als 230 Milliarden Dollar in 7 Wochen) und die Fähigkeit des Marktes, dieses beträchtliche Angebot zu absorbieren, waren beeindruckend", so die Analysten.
Die Umsatzeinbrüche wegen Corona lösten bei den Unternehmen weltweit einen plötzlichen Bedarf an Liquidität und zusätzlichem Eigenkapital aus. Der Aktienmarkt bot ihnen dazu eine günstige Gelegenheit. Die Unternehmen verkauften ihre Aktien in einen Markt, der zuletzt auch verstärkt von unerfahrenen Kleinanlegern gestürmt wurde.
Waren zunächst nur Aktien von Gewinnern der Coronakrise markant gestiegen, so weitete sich das Spektrum deutlich aus, selbst auf Aktien von Verlierern der Krise. Auch deren Kurse zogen an. Besonders deutlich wurde dies, als Kleinanleger im großen Stil Aktien eines bankrotten Unternehmens (Hertz) kauften. Die Unternehmen nutzten die gestiegenen Kurse, um sich zu günstigen Konditionen am Markt einzudecken.
Es sind im Übrigen nicht nur die Unternehmen selbst, die zuletzt von der beispiellosen Nachfrage nach Aktien profitiert haben. Auch für die Banken waren diese Deals im Rekordumfang eine Möglichkeit, ihre heftigen Umsatzeinbußen auszugleichen. Denn weniger Börsengänge, weniger Übernahmen und Fusionen, reduzierte Zinsmargen und erhöhte Kreditrückstellungen drücken auf ihre Erträge.