Finanzen

Turbulenzen an den Börsen: Silber und Platin verzeichnen gewaltiges Preisgefälle

Das gleiche Phänomen, das zuletzt bereits den Goldmarkt durcheinander brachte, hat nun auch den Handel mit Silber, Platin und Palladium erreicht. Lieferengpässe führen nun auch hier zu starken Preisunterschieden zwischen den Börsen.
06.07.2020 14:17
Aktualisiert: 06.07.2020 14:17
Lesezeit: 2 min
Turbulenzen an den Börsen: Silber und Platin verzeichnen gewaltiges Preisgefälle
Silberbarren (Foto: dpa) Foto: Horst Ossinger

Der Zusammenbruch der globalen Lieferketten durch die Corona-Krise brachte im März den Goldmarkt erheblich durcheinander. In der Folge waren Goldbarren an der New Yorker Terminbörse plötzlich deutlich teurer als in London und anderswo, was in den folgenden Monaten einen der größten Transfers von physischem Gold in der Geschichte auslöste.

Der Goldmarkt war im März in Aufruhr geraten, weil Flugzeuge am Boden und Raffinerien geschlossen blieben. Händler mussten befürchten, dass sie das versprochene Gold nicht rechtzeitig nach New York bringen können, um es gegen ihre Terminkontrakte zu liefern. In der Folge schnellten die Gold-Futures in New York in die Höhe, die normalerweise nahe am Londoner Spotpreis gehandelt werden.

Noch immer liegen der Londoner Spotpreis und der Futures-Preis an der New Yorker Rohstoffbörse relativ weit auseinander. Dies zeigte sich erneut in der letzten Woche, als der Goldpreis am Terminmarkt zum ersten Mal seit 2011 wieder über die Marke von 1.800 Dollar stieg, während der Spotpreis deutlich unter dieser Marke verharrte.

Nun haben ähnliche Marktverwerfungen offenbar auch den globalen Handel mit Silber und den Platin erfasst, was nun auch bei diesen beiden Edelmetallen zu erheblichen Preisunterschieden zwischen den großen Handelsplätzen sowie zu einem Anstieg der Edelmetallbestände an den Rohstoffbörsen geführt hat.

Zwar handeln Silber- und Platin-Futures bereits seit Anfang April auf erhöhten Niveaus im Vergleich zum Londoner Spotpreis, doch zuletzt haben sich die Preisunterschiede noch deutlich verschärft. Und wie zuvor beim Gold so hat nun auch bei Silber und Platin der höhere Futurespreis zu einem starken Anstieg der Börsenbestände in New York geführt, wie Bloomberg berichtet.

Diese physische Lieferungen an die Rohstoffbörse Comex dienen den Banken als eine Möglichkeit, ihr Risiko von Preisverwerfungen zu reduzieren und das Risiko zu begrenzen, zitiert Bloomberg David Holmes, ein Senior Vice President bei der Edelmetallraffinerie Heraeus Metals New York.

Die starken Preisunterschiede beim Gold Anfang des Jahres hatten einigen Banken, die in der Regel Futures in New York als Absicherung für ihre Positionen auf dem Londoner Freiverkehrsmarkt verkaufen, erhebliche Verlusten zugefügt. Die britische Großbank HSBC etwa hat auf diese Weise an einem einzigen Handelstag rund 200 Millionen Dollar verloren.

Silber und Platin weisen nun ähnliche Preisunterschiede auf. Die Differenz zwischen dem Silber-Futurespreis und dem Spotpreis lag zum Ende des zweiten Quartal auf dem höchsten Stand seit fast vier Jahrzehnten. Beim Platin stieg die Differenz auf den höchsten Stand seit Anfang 2008, und bei Palladium seit Beginn der Aufzeichnungen, die bis 1993 zurückreichen.

Diese Verwerfungen haben auch dazu geführt, dass man an der Comex einen sprunghaften Anstieg der Lagerbestände verzeichnet. Die Vorräte an Silber und Platin sind kürzlich auf einen Rekordstand gestiegen und verharren weiterhin nahe diesen Niveaus, so wie es im Mai auch beim Gold der Fall war.

Verstärkt wird diese Schieflage noch dadurch, dass die Futures-Positionen stark geschrumpft sind. Denn wenn eine Bank auf niedrigere Kurse gewettet hat, ist es schwierig, die Arbitrage zu schließen. "Daher mussten sie, anstatt ihre Position mit zunehmender Ausweitung der Arbitrage zu erhöhen, ihre Position entweder konstant halten oder sie sogar reduzieren", sagt David Holmes von Heraeus Metals New York.

Das Open Interest bei Platin, also die Summe aller offenen Positionen im Terminhandel, ist seit Januar um mehr als 56 Prozent zurückgegangen und liegt nahe dem niedrigsten Stand seit acht Jahren. Das Open Interest bei Silber ist gegenüber Februar um fast ein Drittel zurückgegangen. Bei Palladium liegt das Open Interest so niedrig wie seit 16 Jahren nicht mehr. Beim Gold hat sich die Lage hingegen zuletzt wieder entspannt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Cum-Ex-Steuerskandal: Wieso hinken die Behörden bei den Ermittlungen hinterher?
21.05.2025

Die Bürgerbewegung Finanzwende kritisiert, dass die Behörden bei der Aufklärung der Cum-Cum-Deals untätig bleiben. Der Steuerbetrug...

DWN
Finanzen
Finanzen WHO verabschiedet Pandemie-Abkommen inmitten der Finanzkrise: Deutschland sagt weitere Millionen zu
21.05.2025

Der Weltgesundheitsorganisation fehlen in den kommenden zwei Jahren 1,7 Milliarden Dollar (rund 1,5 Mrd Euro), unter anderem, weil die USA...

DWN
Panorama
Panorama Jugendstudie: Junge Generation optimistischer, dennoch wird Deutschland "auf dem absteigenden Ast" wahrgenommen
21.05.2025

Deutschland werde von jungen Menschen derzeit eher als Gesellschaft „auf dem absteigenden Ast“ wahrgenommen, schreiben die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bayer-Aktie: Soll Monsanto pleitegehen?
21.05.2025

Seit vielen Jahren schon kämpft die Bayer AG mit Milliardenklagen gegen die Tochterfirma Monsanto und deren Unkraut-Vernichter Glyphosat....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Wirtschaft holt auf: Thüringen und Sachsen mit Spitzenplätzen
20.05.2025

Einer neuen ifo-Studie zufolge hat Ostdeutschland wirtschaftlich gegenüber dem Westen deutlich aufgeholt. Der Thüringer Industrieanteil...

DWN
Politik
Politik Wenn Europa falsch reagiert, wird Trump zur echten Gefahr für die NATO
20.05.2025

Donald Trump ist zurück – und mit ihm die Zweifel an der Zukunft der NATO. Ex-Sicherheitsberater John Bolton warnt: Nicht Trump allein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Amazons Geheimwaffe aus Israel: Wie ein unbekanntes Start-up den KI-Krieg entscheidet
20.05.2025

Ein unbekanntes Start-up aus Israel liefert den Treibstoff für Amazons KI-Vormarsch. Mit Annapurna Labs sichert sich der Tech-Gigant die...

DWN
Finanzen
Finanzen 30.000 Dollar für Gold – und der Westen ist bankrott
20.05.2025

Gold steigt, wenn das Vertrauen fällt. Für Hedgefonds-Manager David Einhorn wäre ein Kurs von 30.000 Dollar kein Triumph – sondern ein...