Wirtschaft

„Der Große Neustart“: Folgen der Pandemie sind vergleichbar mit denen eines Weltkriegs

Der Gründer des Weltwirtschaftsforums, Klaus Schwab, sagt, dass die Folgen der Corona-Pandemie vergleichbar mit denen eines Weltkriegs seien. Die Welt steht an der Schwelle zur Schaffung einer neuen Wirtschaftsordnung. Das Weltwirtschaftsforum übt mittlerweile massive Kritik am „Aktionärs-Kapitalismus“ und an der Globalisierung.
15.07.2020 15:03
Aktualisiert: 15.07.2020 15:03
Lesezeit: 2 min
„Der Große Neustart“: Folgen der Pandemie sind vergleichbar mit denen eines Weltkriegs
Der Gründer des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Genf, Klaus Schwab. (Foto: dpa) Foto: Laurent Gillieron

Der Gründer des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Genf, Klaus Schwab, sieht bei allen verheerenden Folgen der Coronavirus-Pandemie eine große Chance für die Welt. „Wir sind an einer Weggabelung“, schreibt Schwab mit seinem Koautor Thierry Malleret in seinem neuen Buch „The Great Reset“ - Der große Neustart. „Einer der Wege führt uns in eine bessere Welt: integrativer, gleicher und respektvoller gegenüber der Natur. Der andere Weg wird uns in eine Welt führen, die derjenigen ähnelt, die hinter uns liegt - nur schlechter und ständig von überschattet von unangenehmen Überraschungen. Wir müssen sicherstellen, dass wir den richtigen Weg nehmen.“

Das Buch skizziert die Folgen der Coronavirus-Pandemie für Wirtschaft und Gesellschaft, für Branchen und Unternehmen und die Menschen, und bietet Gedankenanstöße für den Aufbau einer besseren Zukunft. „Die Folgen der Pandemie sind vergleichbar mit denen eines Weltkriegs“, sagte Schwab, dessen Forum jedes Jahr unter anderem das Elitetreffen von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft in Davos ausrichtet.

Die Umwelt könne der Gewinner der Krise sein, meinte Malleret am Dienstag bei der Vorstellung des Buches. Die Menschen achteten schon jetzt mehr als natürliche Ressourcen, und ein wichtiger Teil der weltweit zehn Billionen Dollar Unterstützungsmaßnahmen für die Wirtschaft seien daran gebunden, grüne Technologien zu fördern. Die wichtige Rolle von Regierungen, um Gesellschaftsrahmen zu setzen, sei deutlich geworden, sagte Schwab. Er rief sie auf, noch stärker als vorher mit Unternehmern und Zivilgesellschaft an einem Strang zu ziehen. „Es müssen alle mitgenommen werden, sonst sehen wir uns sozialen Unruhen oder Revolten auf der Straße ausgesetzt.“

The „The Great Reset“ ist faktisch ein Programm zur Schaffung einer neuen Wirtschaftsordnung. Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten hatten zuvor als erstes Medium in Deutschland über den Vorstoß des WEF berichtet. „Wir brauchen ein Umdenken, den Übergang vom kurzfristigen zum langfristigen Denken, den Übergang vom Aktionärskapitalismus zur Verantwortung der Stakeholder. Ökologische, soziale und Good Governance müssen ein angemessener Teil der Rechenschaftspflicht von Unternehmen und Regierungen darstellen“, heißt es in einer Mitteilung des WEF.

Die Globalisierung habe lange eine moralische Rechtfertigung gehabt, weil sie deutlich mehr Gewinner als Verlierer hervorgebracht habe. „Heute ist dieses Argument aus zwei Gründen nicht mehr überzeugend: Erstens haben wir ein neues soziales Bewusstsein, vor allem in der jüngeren Generation. Und zweitens kann man heute keine Politik mehr verfolgen, bei der die Bürger zurückbleiben“, so Schwab.

Im Januar 2021 wird das Weltwirtschaftsforum unter dem Titel „The Great Reset“ („Der Große Neustart“) einen Zwillingsgipfel durchführen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie Jeder Sechste sorgt sich wegen KI um eigenen Arbeitsplatz
02.12.2025

Künstliche Intelligenz verändert den Arbeitsmarkt rasant. Jeder sechste Beschäftigte in Deutschland fürchtet, dass sein Job bedroht...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russische Wirtschaft unter Spannung: Industrie, Konsum und Haushalt schwächeln
02.12.2025

Die wirtschaftliche Lage in Russland wird spürbar fragiler, da strukturelle Schwächen und geopolitische Belastungen zunehmen. Damit...

DWN
Politik
Politik Drohnenabwehreinheit der Bundespolizei in Dienst gestellt
02.12.2025

Die Bundespolizei verstärkt ihre Drohnenabwehr erheblich. Mit 130 Spezialkräften, KI-gestützten Störsystemen und automatischen...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple XRP News: Digitale Zahlungen im Asien-Pazifik-Raum wachsen stark
02.12.2025

XRP, die Kryptowährung von Ripple, könnte sich bald von Bitcoin abkoppeln. In Singapur erhält das Unternehmen eine erweiterte Lizenz, um...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Das italienische Wunder: Geschaffen mit EU-Geld und Schattenwirtschaft
02.12.2025

Italien feiert eine Hochstufung seiner Bonität und spricht vom „neuen Wirtschaftswunder“. Doch unter der Oberfläche zeigen sich...

DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährung kaufen: So erkennen Anleger gute Einstiegsphasen
02.12.2025

Kryptowährungen gewinnen weltweit an Bedeutung, zugleich bleibt der richtige Einstiegszeitpunkt für viele Anleger schwer zu bestimmen....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mindestlohnerhöhung 2026: Praxisleitfaden mit Checkliste und Rechenbeispielen für Betriebe
02.12.2025

Die Mindestlohnerhöhung ab 2026 bringt spürbare Veränderungen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Wie stark Betriebe tatsächlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Schufa öffnet Blackbox: Neuer Score ab Ende März einsehbar
02.12.2025

Ab Ende März 2026 können Verbraucher den neuen Schufa-Score kostenfrei einsehen. Die Berechnung orientiert sich an zwölf...