Deutschland

Neue Gesetze auf dem Weg: Auf die Deutschen kommen höhere Fleisch-Preise zu

Aufgrund geplanter Gesetzesverschärfungen kommen auf die deutschen Verbraucher in der kommenden Zeit höhere Fleisch-Preise zu. Das hatten die Deutschen Wirtschaftsnachrichten bereits im Februar 2020, also noch vor der Corona-Pandemie, angekündigt.
24.07.2020 14:16
Lesezeit: 2 min
Neue Gesetze auf dem Weg: Auf die Deutschen kommen höhere Fleisch-Preise zu
Fleisch in einer Metzgerei in Bonn. (Foto: dpa) Foto: Oliver Berg

Auf die Verbraucher in Deutschland kommen voraussichtlich höhere Preise für Fleisch aus Großschlachtereien zu. Grund sind geplante Gesetzesverschärfungen nach dem massenhaften Corona-Ausbruch beim Branchenriesen Tönnies in Nordrhein-Westfalen. Dadurch könnten Mehrkosten für die Unternehmen entstehen, heißt es in einem Referentenentwurf des Bundesarbeitsministeriums. Soweit diese Kosten auf die Verbraucher umgewälzt werden, "kann dies zu höheren Verbraucherpreisen in dem entsprechenden Segment führen", steht in dem geplanten Gesetzestext. Der Entwurf soll am kommenden Mittwoch vom Bundeskabinett beschlossen werden. Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten hatten bereits im Februar 2020, also noch vor der Corona-Pandemie, berichtet: "Die Einführung einer Fleischsteuer ist mehr als wahrscheinlich. Künftig könnte bei vielen Deutschen - wie in früheren Zeiten - Fleisch nur noch in Form des “Sonntagsbratens” auf den Tisch kommen."

Über das Ausmaß und den Umfang von möglichen Preissteigerungen stellt das Ministerium in seinem Entwurf keine Prognosen an. "Ein signifikanter Anstieg der Verbraucherpreise insgesamt dürfte auf Grund des Gesetzentwurfs nicht zu erwarten sein", heißt es dort lediglich. Wie angekündigt, soll im Kern künftig gelten, dass die Unternehmen der Fleischindustrie in der Schlachtung, der Zerlegung und der Fleischverarbeitung kein Fremdpersonal mehr einsetzen dürfen. "Der Einsatz von Werkvertrags- sowie Leiharbeitnehmerinnen und -arbeitnehmern ist damit künftig in diesen Bereichen nicht mehr zulässig", stellt der Entwurf klar. Bei Verstößen drohen Bußgelder.

MISSSTÄNDE: Das Ministerium führt eine Prüfung der NRW-Arbeitsschutzverwaltung an, bei der im vergangenen Jahr rund 8800 Rechtsverstöße entdeckt wurden. Arbeitnehmer arbeiteten teils 16 Stunden am Tag - und vielfach ohne Pause. Lohn wurde für Schutzausrüstung oder Miete einbehalten. Leidtragende waren vielfach osteuropäische Beschäftigte aus Werkvertragsunternehmen, die anders als in anderen Branchen im Kerngeschäft der Firmen eingesetzt waren. "Daneben werden, wenn auch in geringerem Umfang, Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmer eingesetzt", heißt es im Referentenentwurf. Oft gebe es ein schwer durchschaubares Nebeneinander verschiedenster Beschäftigungsverhältnisse.

WEITERE REGELN: Die Arbeitszeit soll in der Fleischindustrie künftig elektronisch aufgezeichnet werden. Um die oft miserable Situation bei der Unterkunft von Beschäftigten zu verbessern, "wird explizit klargestellt, dass die Unterbringung von Beschäftigten in Gemeinschaftsunterkünften auch außerhalb des Geländes eines Betriebs oder einer Baustelle branchenübergreifend Mindestanforderungen zu genügen hat", so der Gesetzentwurf weiter.

AUSNAHMEN: Handwerksbetriebe im Bereich Schlachtung, Zerlegung oder Fleischverarbeitung mit in der Regel nicht mehr als 30 Personen sollen von dem Verbot des Einsatzes von Fremdpersonal ausgenommen werden. Kontrollbehörden hätten hier keine Hinweise auf Missstände gefunden.

ARBEITSSCHUTZ: Auch über die Fleischwirtschaft hinaus soll der Arbeitsschutz verstärkt werden. Denn für Betriebsbesichtigungen fehlt es derzeit an Vorgaben - über Anzahl und Häufigkeit entscheiden die Arbeitsschutzbehörden nach eigenem Ermessen. "In der Praxis ist seit Jahren eine rückläufige Entwicklung bei der Zahl der von den Arbeitsschutzbehörden durchgeführten Betriebsbesichtigungen zu beobachten", steht im Referentenwurf. Ab dem Jahr 2026 solle eine verbindliche Besichtigungsquote von mindestens fünf Prozent der Betriebe eines Landes gelten.

Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten hatten zuvor eine Liste mit den besten Metzgereien erstellt - Mehr Hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlandfonds startet: Wie der Staat 130 Milliarden Euro private Investitionen lostreten will
18.12.2025

Deutschland braucht Wachstum, aber der Staat allein kann es nicht finanzieren. Die Bundesregierung setzt deshalb auf einen neuen Hebel: den...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB-Zinsentscheidung: Leitzinsen der Eurozone bleiben erneut unverändert
18.12.2025

Die EZB-Zinsentscheidung ist gefallen: Wie erwartet lassen die Währungshüter der Europäischen Zentralbank den Leitzins für die Eurozone...

DWN
Immobilien
Immobilien Unser neues Magazin ist da: Urbane Zukunft – von Smart-Cities bis hin zu futuristischen Utopien
18.12.2025

Städte entscheiden, wie Freiheit, Wohlstand und Klimaschutz in der nahen Zukunft zusammengehen. Zwischen Sensoren, Sanierungswellen und...

DWN
Technologie
Technologie SMR in Schweden: Blykalla sichert fast 48 Mio Euro für KI-Energie
18.12.2025

Blykalla sammelt fast 48 Millionen Euro für kleine modulare Reaktoren (SMR) ein. Investoren aus Schweden, den USA und Japan setzen auf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Steuersenkung in Restaurants: Warum Gäste kaum profitieren
18.12.2025

Die Politik senkt die Mehrwertsteuer in der Gastronomie - wird der Restaurantbesuch damit endlich wieder erschwinglicher? Wohl kaum....

DWN
Politik
Politik Trumps Rede an die Nation: Eigenlob und Schweigen im Walde
18.12.2025

Zwischen Weihnachtsbäumen und Selbstlob inszeniert Donald Trump seine Rede an die Nation als Erfolgsgeschichte. Er verspricht...

DWN
Politik
Politik EU-Gipfel in Brüssel: Streit um russisches Vermögen und Mercosur-Freihandelsabkommen
18.12.2025

In Brüssel beginnt ein EU-Gipfel, der über Milliarden und Handel entscheidet. Es geht um festgesetztes russisches Vermögen, die...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitaler Euro: Kryptowährung für den Euroraum kommt – EU-Finanzminister ebnen den Weg
18.12.2025

Die EU-Finanzminister haben sich zweieinhalb Jahre nach dem Start des Gesetzesverfahrens auf eine Kryptowährung für die Eurozone...