Deutschland

Autozulieferer ZF Friedrichshafen beschreitet neue Wege im Umgang mit der Krise

ZF regiert mit einem Mix umfangreicher Maßnahmen auf die Corona-Krise. Kündigungen wird es an den deutschen Standorten aber vorerst nicht geben.
24.07.2020 13:38
Lesezeit: 1 min
Autozulieferer ZF Friedrichshafen beschreitet neue Wege im Umgang mit der Krise
Eine Monteurin arbeitet bei ZF Friedrichshafen an einem Getriebe für Lastwagen. (Foto: dpa) Foto: Felix K

Der schwäbische Autozulieferer ZF Friedrichshafen schließt auf seinem Schrumpfkurs betriebsbedingte Kündigungen für die nächsten zweieinhalb Jahre aus. Nach dem mit der IG Metall ausgehandelten "Tarifvertrag Transformation" will ZF mit Hilfe von Kurzarbeit, Abfindungen, Altersteilzeit-Regelungen und einer Verkürzung der Arbeitszeiten um bis zu 20 Prozent bis Ende 2022 alle deutschen Standorte erhalten und auf Kündigungen unter den 50.000 Mitarbeitern verzichten, wie Arbeitsdirektorin Sabine Jaskula am Freitag sagte.

Der Stiftungskonzern vom Bodensee ist eines der ersten Unternehmen der Autobranche, das den Einbruch der Nachfrage mit einer Reduzierung der Wochenarbeitszeit bewältigen will.

Jaskula betonte, es bleibe aber bei dem Ziel, die Kapazität weltweit in den nächsten Jahren um zehn Prozent zu reduzieren. "Diese Vereinbarung ist erst der Anfang. Durch Corona haben wir über Nacht zehn Jahre Wachstum in der Autobranche verloren. Eine Erholung wird Jahre dauern, die Krise ist lange nicht vorbei."

ZF-Chef Wolf-Henning Scheider hatte im Mai angekündigt, 12.000 bis 15.000 der 160.000 Arbeitsplätze zu streichen, davon etwa die Hälfte in Deutschland - wegen des großen Umbruchs in der Autoindustrie, aber auch wegen der Engpässe in der Corona-Krise. Im Ausland war es bereits zu Kündigungen gekommen.

Der baden-württembergische IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger lobte die Haltung von ZF, "keinen Weg der harten Einschnitte zu gehen". Die Gewerkschaft fordert seit längerem eine kollektive Arbeitszeitverkürzung, um einen Stellenabbau zu vermeiden. ZF-Gesamtbetriebsratschef Achim Dietrich sprach von "einer großen Erleichterung in der Belegschaft".

"Die Kurzarbeit ist bis auf weiteres unser wirksamstes Instrument, um Beschäftigung in Deutschland zu sichern", sagte Jaskula. Bisher ist Kurzarbeit auf zwölf Monate begrenzt, die Bundesregierung erwägt aber eine Verlängerung auf 24 Monate. Wenn die Regelung ausläuft, kann ZF die Arbeitszeit um bis zu 20 Prozent reduzieren; einen Teil der Einkommensverluste will das Unternehmen ausgleichen. Von 2023 an seien Standortschließungen nicht ausgeschlossen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...

DWN
Politik
Politik Schlachtfeld der Zukunft: Die Ukraine schickt ihre Kampfroboter ins Gefecht
01.07.2025

Die Ukraine setzt erstmals schwere Kampfroboter an der Front ein. Während Kiew auf automatisierte Kriegsführung setzt, treiben auch...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technik streikt: Zählt Ausfallzeit zur Arbeitszeit?
01.07.2025

Wenn im Büro plötzlich die Technik versagt, stellt sich schnell eine Frage: Muss weitergearbeitet werden – oder zählt die Zeit...

DWN
Politik
Politik NATO ohne Substanz: Europa fehlen Waffen für den Ernstfall
01.07.2025

Europa will mehr für die Verteidigung tun, doch der Mangel an Waffen, Munition und Strategie bleibt eklatant. Experten warnen vor fatalen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...