Finanzen

Goldpreis übersteigt Allzeithoch aus dem Jahr 2011

Der Goldpreis hat nun auch in US-Dollar sein Allzeithoch aus dem Jahr 2011 überstiegen. Schon in den vergangenen Monaten wurden die Allzeithochs in anderen Währungen geknackt.
27.07.2020 08:38
Aktualisiert: 27.07.2020 08:38
Lesezeit: 2 min
Goldpreis übersteigt Allzeithoch aus dem Jahr 2011
Gold. (Foto: dpa) Foto: Sven Hoppe

Gold ist wegen der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise so teuer wie noch nie. In der Nacht auf Montag stieg der Preis für eine Feinunze (31,1 Gramm) an der Börse in London bis auf 1944,71 US-Dollar. Damit wurde das bisherige Rekordhoch von rund 1921 Dollar vom September 2011 deutlich übertroffen. Zuletzt bröckelte der Kurs wieder etwas ab, lag am Montagmittag aber immer noch fast zwei Prozent im Plus bei 1939 Dollar.

Marktbeobachter sprachen von einer starken Preisdynamik und wollten einen Anstieg über 2000 Dollar nicht ausschließen. Seit Beginn des Jahres ist der Goldpreis um etwas mehr als ein Viertel gestiegen, wobei der Kurs vor allem seit Mitte Juni stark zulegte. Mitte März kostete eine Feinunze zeitweise weniger als 1500 Dollar.

Als der wichtigste Preistreiber beim Gold gilt die Unsicherheit über den Fortgang der Corona-Krise. Zuletzt rückte mit einer hohen Zahl von Neuinfektionen in den Vereinigten Staaten die Sorge vor einem konjunkturellen Rückschlag in der größten Volkswirtschaft der Welt in den Vordergrund. Die enormen Hilfspakete führender Notenbanken und großer Industriestaaten zur Ankurbelung der Wirtschaft verstärkte bei vielen Anlegern die Sorge vor einem künftigen Anstieg der Inflation.

Rohstoffexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank verwies auf einen starken Zuwachs der Geldmenge und einer damit verbundenen Sorge vor einer schleichenden Geldentwertung. Gold wird von vielen Anlegern als Krisen- und Inflationsschutz geschätzt.

Goldhändler berichten von einer hohen Nachfrage nach Wertpapieren, die mit Gold hinterlegt sind. "Zweifellos ist die globale Nachfrage der ETF-Investoren derzeit die große Kraft, die die Preise nach oben treibt", kommentierte Hans-Günther Ritter, Leiter des Edelmetallhandels beim Technologiekonzern Heraeus. Commerzbank-Experte Fritsch bezifferte die ETF-Zuflüsse in der vergangenen Woche auf 55 Tonnen.

Die Corona-Krise zeigte aber auch direkte Auswirkungen auf die Fördermenge. Heraeus-Experte Ritter verwies auf Aussagen des Interessenverbands World Gold Council. Demnach sei die Minenproduktion in wichtigen Förderländern im ersten Quartal um drei Prozent auf das niedrigste Volumen seit 2015 gesunken. Für das zweite Quartal liegen noch keine Daten zur Fördermenge vor. Bei Heraeus wird aber allenfalls "eine marginale Erholung" erwartet.

Darüber hinaus sorgt auch die jüngste Kursentwicklung am Devisenmarkt für eine stärkere Nachfrage nach Gold. Wegen der Sorge um die weitere Entwicklung der US-Wirtschaft ist die amerikanische Währung zuletzt spürbar unter Druck geraten. Weil Gold auf dem Weltmarkt in US-Dollar gehandelt wird, macht ein Kursrückgang der amerikanischen Währung das Edelmetall außerhalb des Dollar-Raums günstiger und stärkst so die Nachfrage.

Nach Einschätzung von Fritsch spricht die derzeitige Dynamik für eine Fortsetzung der Preisrally. "Gold könnte daher schon in den nächsten Tagen die Marke von 2000 Dollar in Angriff nehmen", sagte der Commerzbank-Experte. Rohstoffexpertin Gabriele Widmann von der Dekabank warnte hingegen, dass es nach dem jüngsten starken Anstieg des Goldpreises "durchaus zu einer Korrektur kommen könnte".

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Nord-Stream-Anschlag: Carabinieri verhaften Ukrainer wegen Sprengstoff-Operation
21.08.2025

Seit zwei Jahren ermittelt die Bundesanwaltschaft im Fall der gesprengten Nord-Stream-Pipelines. Nun gerät ein Ukrainer ins Visier, den...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Homeoffice auf Rezept? Ärztliches Attest bedeutet keinen Anspruch aufs Homeoffice – was zu beachten ist
21.08.2025

Ärztliche Homeoffice-Atteste liefern Hinweise, sind aber kein automatischer Freifahrtschein. Fehlen verbindliche Regeln und ein...

DWN
Politik
Politik Russland erklärt, in die Sicherheitsgarantien für die Ukraine „einbezogen“ werden zu wollen
21.08.2025

Russland will bei den Sicherheitsgarantien für die Ukraine mitreden – und verlangt ein Vetorecht. Experten warnen: Damit droht Moskau,...

DWN
Finanzen
Finanzen Millionen PayPal-Zugangsdaten im Umlauf – das sollten Nutzer jetzt tun
21.08.2025

Millionen PayPal-Zugangsdaten sollen im Darknet zum Verkauf stehen – zu einem erstaunlich niedrigen Preis. Ob es sich um aktuelle Daten...

DWN
Panorama
Panorama Streit um neue Praxisgebühr: Ärzte, Gewerkschaften und Politik in Alarmbereitschaft
21.08.2025

Die Forderung nach einer neuen Praxisgebühr entfacht heftige Debatten zwischen Arbeitgebern, Ärzten, Gewerkschaften und Politik. Während...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Südkorea folgt China in die Arktis: Fünfjahresplan für die nördliche Seeroute
21.08.2025

Südkorea will in die Arktis – mit einem Fünfjahresplan für die Nördliche Seeroute. Während China und Russland bereits Milliarden...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lohnfortzahlung Krankheit: IW fordert drastische Reformen
21.08.2025

Immer mehr Krankschreibungen treiben die Kosten für Arbeitgeber in die Höhe. Allein 2024 stiegen die Ausgaben auf 82 Milliarden Euro. Nun...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Umsatzeinbruch: Gastgewerbe rutscht tiefer in die Krise und verliert weitere Kunden
21.08.2025

Gastronomie in der Krise: Für immer mehr Menschen wird das Essengehen zum Luxus – und immer mehr Restaurants gehen pleite. Deutsche...