Wirtschaft

Weltweite Erzeugung von Kohlestrom erstmals rückläufig - trotz China

In diesem Jahr ist die weltweite Kohleverstromung erstmals seit Beginn der Aufzeichnung zurückgegangen. Unter den großen Staaten stellt sich nur China gegen den Trend und baut weiter zahlreiche neue Kohlekraftwerke.
03.08.2020 13:29
Lesezeit: 1 min
Weltweite Erzeugung von Kohlestrom erstmals rückläufig - trotz China
Der Kohlestrom befindet sich global auf dem Rückzug. (Foto: dpa) Foto: Julian Stratenschulte

Die Zahl der Kohlekraftwerke ist einer Studie zufolge im ersten Halbjahr weltweit erstmals geschrumpft. Zwar gingen in dem Zeitraum Anlagen mit 18,3 Gigawatt Leistung neu ans Netz. Doch zugleich wurden Meiler mit über 21 Gigawatt stillgelegt. Dies zeigt eine am Montag veröffentlichte Untersuchung der Klimaschutz-Organisationen "Global Coal Plant Trackers" und "Global Energy Monitor".

Der Nettorückgang der weltweiten Stromerzeugungskapazität der Kohle um 2,9 Gigawatt mag mit etwas mehr als 0,1 Prozent gering sein, markiert aber einen Wendepunkt in der Verbrennung des fossilen Brennstoffs zur Stromerzeugung. Kohlekraftwerke sind für etwa 40 Prozent des weltweiten Ausstoßes an CO2 verantwortlich.

"Die Covid-Pandemie hat die Entwicklung von Kohlekraftwerken auf der ganzen Welt zum Stillstand gebracht und bietet eine einzigartige Gelegenheit für Länder, ihre zukünftigen Energiepläne neu zu bewerten und den kostenoptimalen Weg zu wählen, nämlich die Kohleverstromung durch saubere Energie zu ersetzen", sagte Christine Shearer, Programmdirektorin für Kohle beim Global Energy Monitor.

Während Europa und Nordamerika zunehmend auf sauberere Energiequellen umgestellt werden, stützen die asiatischen Länder die Nachfrage nach dem fossilen Brennstoff. Dennoch wird die weltweite Kohlenachfrage voraussichtlich den größten jährlichen Rückgang seit dem Zweiten Weltkrieg verzeichnen, da die Weltwirtschaft aufgrund der Corona-Maßnahmen einbricht, so die Internationale Energieagentur im April.

Gegen den Trend: China baut weiter Kohlekraftwerke

Der Rückgang bei der Kohleverstromung ist vor allem auf Europa zurückzuführen: Hier wurden 8,3 Gigawatt stillgelegt, weitere 6 Gigawatt sollen im zweiten Halbjahr folgen. Aber auch die Planung und der Bau von Kohlekraftwerken in Südostasien sinke deutlich - um etwa 70 Prozent im Vergleich zu den durchschnittlichen Werten seit dem Jahr 2015, hieß es.

Der weltweite Rückgang ergab sich den Angaben zufolge trotz zahlreicher neuer Kohlekraftwerke in China: Hier wurden demnach auch in der ersten Hälfte dieses Jahres entgegen dem globalen Trend die Kapazitäten erweitert. Der Ausbau mache in diesem Jahr bisher 90 Prozent der geplanten Kapazität, 86 Prozent der Baubeginne und 62 Prozent der Inbetriebnahmen aus.

Ohne Berücksichtigung von China schrumpft die weltweite Kohlekraftwerksflotte bereits seit dem Jahr 2018.

Das Tempo der Neubauten in Asien insgesamt verlangsamt sich, wo Länder wie Bangladesch und Vietnam erwägen, den Bau neuer Kohlekraftwerke einzuschränken oder aufzuschieben, so der Global Energy Monitor, der Informationen aus öffentlichen Quellen wie Medienartikeln und Nichtregierungsorganisationen sammelt.

In Deutschland werden seit vielen Jahren keine neuen Kohlekraftwerke mehr gebaut. Der Meiler Datteln 4 wurde schon 2007 in Angriff genommen und wegen Planungs- und Baumängeln erst dieses Jahr in Betrieb genommen. Nach dem Ausstiegsbeschluss der Bundesregierung soll das letzte Kohlekraftwerk in Deutschland spätestens 2038 vom Netz.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Solarausbauziel in Deutschland bis 2030 zur Hälfte erfüllt
04.07.2025

Deutschland hat bereits einen großen Schritt in Richtung Solarenergie gemacht – doch der Weg ist noch weit. Trotz beachtlicher...

DWN
Politik
Politik One Big Beautiful Bill: Das steckt hinter Trumps Steuererleichterungen
04.07.2025

Am amerikanischen Unabhängigkeitstag setzt Donald Trump ein innenpolitisches Zeichen: Mit dem "One Big Beautiful Bill" will er seine...

DWN
Panorama
Panorama Waldbrand Sachsen: Gohrischheide - über 1.000 Einsatzkräfte im Einsatz
04.07.2025

Hitze, Trockenheit und starker Wind: In Sachsen und Thüringen kämpfen Einsatzkräfte gegen massive Waldbrände. Besonders die...

DWN
Politik
Politik Rentenkasse: Neue Mütterrente wohl erst ab 2028 umsetzbar
04.07.2025

Die Ausweitung der Mütterrente sorgt für Diskussionen: Einigkeit herrscht über das Ziel, Uneinigkeit über das Tempo. Millionen Mütter...

DWN
Finanzen
Finanzen Sparen für Kinder: Welche Anlagen sich wirklich lohnen
04.07.2025

Eltern wollen ihre Kinder finanziell absichern, doch viele verschenken Chancen. Statt renditestarker Anlagen dominiert Vorsicht, oft ohne...

DWN
Technologie
Technologie KI im Jobmarkt: Die große Lüge von der Objektivität
04.07.2025

Algorithmen sollen neutral entscheiden – doch KI entlarvt sich im Personalbereich als versteckter Türsteher: Diskriminierung,...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...