Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben Ziele im Süden Syriens mit Kampfflugzeugen und -Hubschraubern beschossen. Angegriffen worden seien unter anderem Beobachtungsposten sowie Kommando- und Kontrollsysteme auf Stützpunkten der syrischen Armee, teilte das Militär (Israeli Defense Forces - IDF) am Montagabend mit. Dies sei eine Reaktion auf den vereitelten Sprengstoffanschlag an der Grenze zu Syrien auf den Golanhöhen gewesen. „Die IDF machen die syrische Regierung für alle Aktivitäten auf syrischem Boden verantwortlich“, hieß es.
Nach Angaben der sogenannten "Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte" in London erfolgte der Angriff auf Militärstellungen in der Region Tel al-Ahmar in der Provinz Kuneitra. Die von israelischen Hubschraubern aus abgeschossenen Raketen hätten nur Sachschäden angerichtet, hieß es in dem Bericht des syrischen Fernsehens. Die syrische Armee habe die Angriffe vom Boden aus erwidert.
Israel hatte in den vergangenen Jahren zahlreiche Angriffe auf Syrien ausgeführt - zuletzt Ende Juli einen Raketenangriff.
Nach Angaben der "Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte" gab es außerdem Angriffe auf pro-iranische Stellungen in der Ortschaft Abu Kamal nahe der syrischen Grenze zum Irak, bei der 15 Angehörige einer irakischen Miliz umgekommen sein sollen, welche zusammen mit iranischen Kräften den syrischen Präsidenten Baschar al Assad unterstützen. Das israelische Militär hatte zuvor mitgeteilt, eine vierköpfige Gruppe daran gehindert zu haben, Sprengstoff an einem unbesetzten IDF-Posten nahe dem Sicherheitszaun auf den Golanhöhen zu platzieren. Die vier Männer seien daraufhin beschossen worden. Ein IDF-Offizier sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Armee gehe davon aus, dass alle Mitglieder der Gruppe getötet worden seien.
Auf den Golanhöhen im Norden des Landes nahmen die Spannungen an den Grenzen zum Libanon und zu Syrien zuletzt zu. Die israelische Armee verstärkte ihre Truppen dort. Ein zur libanesischen Hisbollah gehörender TV-Sender hatte Israel zuvor für den Tod eines ranghohen Mitglieds der Schiitenmiliz bei einem Angriff in Syrien verantwortlich gemacht. Befürchtet wurden daraufhin Vergeltungsaktionen. Die Golanhöhen sind ein strategisch wichtiges Felsplateau, etwa 60 Kilometer lang und 25 Kilometer breit. 1967 wurde es von Israel erobert und 1981 annektiert. Das wurde international aber nicht anerkannt. Nach internationalem Recht gelten die Gebiete als von Israel besetztes Territorium Syriens.
Auffallend ist, dass sich die Auseinandersetzungen in Syrien in einer Zeit mehren, in der im Iran eine Reihe mysteriöser Brände, Explosionen und Sabotageakte stattfindet. Zuletzt kam es am Dienstag zu einem Brand in einer Industrieanlage nahe der Hauptstadt Teheran, wie der englischsprachige Dienst von Reuters berichtet.
Kämpfe auch am Gazastreifen
Nach Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen hatte die israelische Luftwaffe in der Nacht zu Montag zudem erneut Ziele in dem Palästinensergebiet angegriffen. „Unsere Kampfjets und Flugzeuge haben als Reaktion auf die auf Israel abgefeuert Rakete unterirdische Terroreinrichtungen der (Palästinenserorganisation) Hamas getroffen“, schrieb die israelische Armee auf Twitter. „Wir machen die Hamas für alle Aktivitäten verantwortlich, die von Gaza ausgehen.“ Berichte über Opfer gab es zunächst nicht, berichtete die dpa am 3. August.
Zuvor war eine Rakete vom Gazastreifen aus in Richtung Südisrael geschossen worden. Sie war laut IDF von der Raketenabwehr Iron Dome (Eisenkuppel) abgefangen worden. Laut Jerusalem Post wurden die Angriffe unter anderem auch gegen eine Anlage zur Herstellung von Beton, der zum Bau von Tunneln benötigt wird, geflogen. Darüber hinaus sei unterirdische Infrastruktur angegriffen worden.
Die im Gazastreifen herrschende Hamas wird von Israel, den USA und der EU als Terrororganisation eingestuft. Sie hat sich die Zerstörung Israels auf die Fahnen geschrieben. Zwischen Israel und militanten Palästinensern im Gazastreifen kommt es immer wieder zu Konfrontationen. Unterhändler Ägyptens und der Vereinten Nationen setzen sich regelmäßig für eine Beruhigung der Lage ein. Rund zwei Millionen Einwohner leben unter sehr schlechten Bedingungen in dem Küstenstreifen.
UN im Konflikt mit Libanon eingeschaltet
Im sich zuspitzenden Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon will der Libanon den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen einschalten. Das Kabinett in Beirut beschloss am vergangenen Dienstag, eine Beschwerde beim UN-Sicherheitsrat gegen Israel einzulegen, wie das libanesische Präsidialamt bei Twitter mitteilte. Regierungschef Hassan Diab warf Israel vor, die Souveränität des Libanon verletzt zu haben. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu schickte unterdessen Drohungen an die Hisbollah.
Die angespannte Lage an der israelisch-libanesischen Grenze war am Montag vor einer Woche gefährlich eskaliert. Israels Militär hatte nach eigenen Angaben das Feuer auf eine Gruppe von Hisbollah-Kämpfern eröffnet und sie daran gehindert, nach Israel vorzudringen. Dabei seien auch Schusswaffen, Panzer und Artillerie zum Einsatz gekommen. Die Schiitenmiliz Hisbollah dementierte die Berichte derweil - obwohl Hisbollah-Kreise zunächst einen Angriff bestätigt hatten.
Die UN-Friedenstruppen im Libanon (Unifil) haben eine Untersuchung zu dem Vorfall gestartet. Dabei sollten „Fakten und Umstände“ geklärt werden, sagte Unifil-Sprecher Andrea Tenenti der Deutschen Presse-Agentur. Die Lage in der Gegend habe sich aber beruhigt. Die Blauhelme, die das Grenzgebiet zwischen dem Libanon und Israel seit 1978 überwachen, seien mit den libanesischen Streitkräften vor Ort.
Israels Ministerpräsident Netanjahu besuchte am Dienstag vor einer Woche das für den Norden des Landes zuständige Kommando des Militärs. Dort traf er unter anderem mit Generalstabschef Aviv Kochavi zusammen. Nach den Beratungen sagte der 70-Jährige: „Wir werden alles tun, was nötig ist, um uns zu verteidigen. Und ich empfehle der Hisbollah, diesen simplen Fakt zu beachten. Israel ist bereit für jedes Szenario.“ Das israelische Militär kündigte weitere Verstärkung für das Nord-Kommando an, unter anderem mit Spezialeinheiten.
„Ich rufe auf zur Zurückhaltung in den kommenden Tagen aus Angst, dass die Dinge sich zum Schlimmsten wenden werden“, sagte der libanesische Regierungschef Diab in einer Sitzung des Obersten Verteidigungsrats. An der Grenze gebe es „starke Spannungen“. Zuletzt war es 2006 zu einem rund einmonatigen Krieg zwischen Israel und der Hisbollah gekommen, den die Schiitenmiliz als Sieg feierte. Auf libanesischer Seite wurden mehr als 1200 Menschen getötet, auf der israelischen mehr als 160 Soldaten und Zivilisten.