Wirtschaft

Wie die deutschen Einzelhändler beim Einsatz von KI international hinterher hinken

Die künstliche Intelligenz (KI) im Einzelhandel kommt weltweit voran, in Deutschland hingegen spielt sie weiterhin nur eine unterordnete Rolle. Das belegt eine aktuelle Studie.
15.08.2020 08:13
Lesezeit: 1 min
Wie die deutschen Einzelhändler beim Einsatz von KI international hinterher hinken
Der Service-Robotoer mit dem Namen «Werner» bewegt sich in einer Filiale von Electronic Conrad in Stuttgart. In Deutschland ist das allerdings nur ein seltenes Bild. (Foto: dpa) Foto: Bernd Weissbrod

Der Markt für die Anwendung von künstlicher Intelligenz (KI) im Einzelhandel dürfte bis 2027 auf fast 20 Milliarden Dollar anwachsen. Davon geht eine aktuelle Studie aus, die das US-Institut Research and Market (RAM) veröffentlicht hat. Die Fachleute rechnen damit, dass die Umsätze, die die KI-Hersteller erzielen, pro Jahr um mehr als 34 Prozent wachsen. Ihrer Einschätzung zufolge werden die Erlöse unter anderem von der wachsenden Zahl der Internet-Nutzer und der verstärkten Anwendung von Retail-Applikationen nach vorne getrieben.

Ein weiterer Grund besteht darin, dass die Einzelhandelsunternehmen zunehmend ihre Strategie geändert haben und zunehmend ihre Vertriebskanäle erweitern. In diesem Gesamtkonzept spielen die Online-Kanäle eine immer größere Rolle. Die Fachleute glauben, dass verhältnismäßig hohe Kosten, um die KI in den Handel zu integrieren, ein Wachstumshindernis darstellt. Darüber hinaus fehlt es nach wie vor an der notwendigen Infrastruktur für die Roboter, berichten die Experten, die als wichtigste Anbieter an diesem Markt die US-Riesen Amazon, Google und IBM nennen.

In Deutschland sieht es allerdings nicht danach aus, dass der Einzelhandel schnell spürbar vom Einsatz von Robotern profitieren kann. Denn bei den Unternehmen spielt diese Technologie nach wie vor nur eine untergeordnete Rolle. Grundsätzlich ist die Investitionsbereitschaft der deutschen Firmen bei den deutschen Managern noch sehr schwach ausgeprägt.

Wie aus einer Studie des Branchenverbandes Bitkom hervorgeht, plant derzeit nur jede siebte Firma Ausgaben in diesem Bereich. „Dabei geht es darum, sich mit dem Thema so früh wie möglich zu beschäftigen, sonst fehlen die Erfahrungswerte", sagte Bitkom-Präsident Achim Berg.

Vergangenes Jahr haben lediglich sechs Prozent der Unternehmen finanzielle Mittel verwendet, um KI im Unternehmen einzusetzen. „Die Investitionsbereitschaft ist ernüchternd", sagte Berg. Trotzdem sind drei Viertel der insgesamt 603 befragten Firmen der Meinung, dass KI die wichtigste Zukunftstechnologie ist. "Wir haben bei Künstlicher Intelligenz kein Erkenntnis-, sondern ein massives Umsetzungsproblem", so Berg.

Dies ist kein besonders gutes Zeichen, weil die Branche nach wie vor von der Pandemie gebeutelt wird. Denn die Händler haben laut statistischem Bundesamt bis Ende Juni 1,6 Prozent weniger umgesetzt als noch im Vormonat. Der Wirtschaftszweig ist eigentlich sehr wachstumsstark und mit jährlichen Erlösen im dreistelligen Milliarden-Euro-Bereich eine der Säulen der deutschen Wirtschaft.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Steuern, Deutschlandticket, Musterung – die Änderungen 2026 im Überblick
27.12.2025

2026 bringt spürbare Änderungen bei Lohn, Rente, Steuern und Alltag. Manche Neuerungen entlasten, andere verteuern Mobilität oder...

DWN
Panorama
Panorama Keine Monster, keine Aliens: Prophezeiungen für 2025 erneut widerlegt
27.12.2025

Düstere Visionen und spektakuläre Vorhersagen sorgen jedes Jahr für Schlagzeilen – doch mit der Realität haben sie meist wenig zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen E-Mail-Betrug im Mittelstand: Die unterschätzte Gefahr im Posteingang – und welche Maßnahmen schützen
27.12.2025

E-Mail-Betrug verursacht im Mittelstand mehr Schäden als Ransomware. Stoïk, ein auf Cybersecurity spezialisiertes Unternehmen, zeigt,...

DWN
Technologie
Technologie China überholt Europa: Wie europäische Energieprojekte den Aufstieg befeuerten
27.12.2025

Europa hat in den vergangenen Jahrzehnten erheblich zum Aufbau der chinesischen Industrie beigetragen, ohne die langfristigen Folgen zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Hoffnung auf den Aufschwung: Kann 2026 die Wirtschaftswende bringen?
27.12.2025

Nach mehreren Jahren der Stagnation und anhaltend schlechter Stimmung in vielen Branchen richtet sich der Blick der deutschen Wirtschaft...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handelspolitik ist von Unsicherheit geprägt: Experten erwarten weniger Investitionen
27.12.2025

Die Unsicherheiten in der Handelspolitik lassen die Investitionen schrumpfen und führen zu Wachstumsverlusten. Zölle schaden der...

DWN
Finanzen
Finanzen KI-Blase: Warum der Hype um die Nvidia und Co. gefährlich werden könnte
27.12.2025

Die weltweite Euphorie rund um künstliche Intelligenz treibt Aktien wie Nvidia und Microsoft in immer neue Höhen und heizt die Diskussion...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflationskrise USA: Warum 2026 zum gefährlichsten Jahr werden könnte
26.12.2025

Die Warnung eines führenden Ökonomen zeichnet ein düsteres Bild für die USA. Die Rückkehr einer hartnäckigen Inflationswelle könnte...