Deutschland

Wie Deutschland bei den E-Batterien gegen China aufrüstet

Deutschland hängt weit hinter China hinterher, wenn es um die E-Mobilität geht. Doch jetzt beginnt das Land, mit Milliarden-Förderungen die Entwicklung voranzutreiben.
15.08.2020 08:14
Lesezeit: 2 min
Wie Deutschland bei den E-Batterien gegen China aufrüstet
Der Batteriehersteller VARTA gehört zu den deutschen Hoffnungsträgern, wenn es um die E-Mobilität geht (Foto: dpa) Foto: Sina Schuldt

China hat den größten Wettbewerbsvorteil gegenüber Europa beim E-Auto bei der Entwicklung der E-Batterien. Jetzt rüstet Deutschland hier auf – und das gleich doppelt: Ein etablierter Konzern und ein Startup machen mit besonderen Entwicklungen auf sich aufmerksam und werden besonders vom deutschen Staat unterstützt.

Der Batterie-Hersteller Varta gehört zu den wichtigen Unternehmen, auf denen die Hoffnungen ruhen. So hat der Produzent aus Ellwangen aus Baden-Württemberg gerade den Grundstein für die Erweiterung der Produktion am Standort Nördlingen in Bayern gelegt. Der Neubau, der direkt an das bestehende Gebäude anschließt, wird eine Produktionsfläche von mehr als 15.000 Quadratmetern auf zwei Etagen umfassen. Das entspricht mehr als zwei Fußballfeldern.

Ab Anfang kommenden Jahres werden dort Lithium-Ionen Zellen der neusten Generation mit hochautomatisierten Fertigungslinien hergestellt. Das berichtet der Konzern in einer offiziellen Erklärung. „In Nördlingen entsteht die modernste Lithium-Ionen Batteriezellenfabrik für den großen Wachstumsmarkt des Internet of Things", sagt der Vorstandsvorsitzende Herbert Schein.

Zur Einordnung: Wearables sind Computertechnologien, die am Körper und am Kopf getragen werden. Das Internet of Things ist ein Sammelbegriff für Technologien, die es ermöglichen, physische und virtuelle Gegenstände zu vernetzen.

Die Investition in Nördlingen wird insgesamt mit 105 Millionen gefördert. 70 Prozent kommt vom Bund, der Rest entrichtet Bayern. Für die Entwicklung von E-Batterien erhält VARTA mehr als 300 Millionen Euro an Fördermitteln von Bund und Ländern.

Diese gehören zu den Schlüsseltechnologien. Sie zählen zu den Projekten, die von einem besonderen europäischen Interesse ist – ein sogenanntes „Important Project of Common European Interest“ (IPCEI). Dabei handelt es sich um ein Vorhaben, das für die EU sehr wichtig ist. Deshalb erlaubt die Gemeinschaft ausnahmsweise, dass die Unternehmen von ihren Regierungen eine besondere Förderung erhalten. Die Bundesregierung unterstützt die Entwicklung dieser Technologien mit insgesamt 1,7 Milliarden Euro.

Und Varta erhält davon von 20 Prozent und gehört damit zu den Firmen, die besonders gefördert werden. In Nördlingen hat Varta nun einen wichtigen Schritt gemacht, um seine eigene Strategie voranzubringen. Das Unternehmen hatte im vergangenen Jahr eine deutliche Ausweitung seiner Produktionskapazitäten angekündigt. Sie soll bis 2022 auf über 150 Millionen Batteriezellen pro Jahr steigen.

Das wäre ein Plus von etwa 50 Millionen Zellen jährlich. Vorstandschef Schein hatte damals Investitionen von insgesamt 130 Millionen Euro angekündigt. „Wir stehen am Anfang eines großen Booms, von dem wir am stärksten profitieren werden“, hatte der Manager gesagt. VARTA strebt im kommenden Jahr einen Marktanteil bei Lithium-Ionen-Zellen von mehr als 50 Prozent an. Damit wäre Konzern Weltmarktführer.

Bisher ist das Unternehmen von der Pandemie kaum in Mitleidenschaft gezogen worden. So hat Varta im ersten Quartal seinen Erlös im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 170 Prozent auf fast 200 Millionen Euro geklettert. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stieg um 197 Prozent auf 51,7 Millionen Euro.

Münchener Startup mit Analyse-Software für E-Batterien

Varta ist nicht das einzige Unternehmen, das auf sich aufmerksam macht. So entwickelt das Startup Twaice, eine Ausgründung aus der TU München, eine Analyse-Software für Batteriesysteme. Die Firma schafft einen „digitalen Zwilling“ – ein virtuelles Abbild der Batterie. Dadurch sollen beispielsweise Betriebsausfälle rechtzeitig erkannt und verhindert werden.

Twaice hat im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben einen Umsatz im sechsstelligen Bereich erwirtschaften können. 2020 sollen Bruttovolumina in siebenstelliger Höhe in den Büchern stehen. Die Zahl der Mitarbeiter wurde von 22, die das Unternehmen noch im vergangenen Jahr beschäftigt hat, auf mittlerweile etwa 50 Kolleginnen und Kollegen erhöht.

Viele Kunden der Firma haben zwar derzeit aufgrund der Corona-Pandemie finanzielle Problem. „Doch sind wir mit der Finanzierung jetzt auf Jahre hin gut aufgestellt“, zitiert der Fachdienst Gründerszene den Vertreter von Twaice, Lennart Hinrichs.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Frankreichs Schulden bedrohen Europa: Kommt jetzt die Eurokrise zurück?
23.11.2025

Steigende Zinsen, explodierende Schulden, nervöse Märkte: Europa erlebt ein gefährliches Déjà-vu. Immer mehr Experten warnen vor einer...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 645 Millionen Euro Verlust: Cannabis-Betrug und Geldwäsche-Netzwerk erschüttern Europa
23.11.2025

Europa ist von einem der größten Cannabis-Investmentbetrugsfälle der letzten Jahre erschüttert worden, der Anleger in mehreren Ländern...

DWN
Finanzen
Finanzen Ukraine-Friedensplan: Welche Aktien vom Ende des Ukraine-Krieges profitieren könnten – und welche nicht
23.11.2025

Frieden bedeutet nicht nur geopolitische Stabilität, es zieht auch ein gigantisches Investitionsprogramm nach sich. Wer auf die richtigen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kritische Rohstoffe: Ein Fund in Grönland sorgt für Streit
23.11.2025

In einer abgelegenen Mine in Westgrönland wurden gleich mehrere kritische Rohstoffe entdeckt, die für Mikrochipproduktion, Rüstung und...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa-Aktien im Aufschwung: Welche Chancen Anleger jetzt nutzen können
23.11.2025

Die Kapitalmärkte befinden sich im Umbruch, Investoren suchen verstärkt nach stabilen Alternativen. Europa gewinnt dabei durch Reformen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Autoindustrie in der Krise: Warum die Lage dramatisch ist
23.11.2025

Europas Autohersteller stecken in existenziellen Nöten und Beobachter sprechen schon von einem drohenden Niedergang. Neben den Problemen...

DWN
Technologie
Technologie Experten warnen vor 2035: Plug-in-Hybride sind ein Weg ins Nichts
23.11.2025

Ein neuer französischer Bericht rüttelt an der europäischen Autoindustrie. Plug-in-Hybride gelten darin als teurer, klimaschädlicher...

DWN
Unternehmen
Unternehmen NATO-Ostflanke: Drohnenhersteller Quantum Systems unterstützt die Bundeswehr-Brigade in Litauen
22.11.2025

Der deutsche Drohnenhersteller Quantum Systems expandiert nach Litauen und baut dort ein umfassendes Wartungs- und Logistikzentrum für...