Technologie

Immer mehr Windkraft-Anlagen: Russland setzt auf Grüne Energie

Auch Russland ist am Geschäft mit den Windparks interessiert. Der einheimische Stahlgigant NLMK spielt dabei eine wichtige Rolle.
23.08.2020 13:56
Aktualisiert: 23.08.2020 13:56
Lesezeit: 2 min
Immer mehr Windkraft-Anlagen: Russland setzt auf Grüne Energie
Geht in Russland bald die Sonne für die Windpark-Industrie auf? (Foto: dpa) Foto: Tom Weller

Dem Management der russischen NLMK-Stahl-Gruppe – einem der größten Konzerne Russlands – weht derzeit ein eisiger Wind entgegen. Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass das Unternehmen von massiven Rückgängen im zweistelligen Prozentbereich gebeutelt wird, weil die Absatzmärkte weggebrochen sind.

Dies ist sogar für ganz Russland ein Problem, weil die Gruppe aufgrund ihrer Größe der gesamten russischen Wirtschaft ihren Stempel aufdrückt. Sie generiert pro Jahr zehn Milliarden Dollar Umsatz und ist Marktführer in der Stahlbranche – einer Schlüsselindustrie.

Doch setzt nun die Führungsriege um CEO Oleg Bagrin, der seit acht Jahren den Stahl-Giganten führt, auf ein völlig neues Geschäftsfeld, um die Krise zu meistern: So hat das Unternehmen eine besondere Stahlsorte für den russischen Windpark-Betreiber NovaWind (NW) entwickelt, der damit seine Anlagen baut. NW ist eine Tochtergesellschaft des einheimischen Atomkonzerns Rosatom, die bis 2023 Windpark-Projekte im Süden Russlands bauen will. Das geht aus einer offiziellen Erklärung des Konzerns hervor.

Demzufolge hat der Windpark-Betreiber vor, Anlagen zu bauen, die über eine Kapazität von 1.000 Megawatt (MW) verfügen – also etwa so viel, wie ein klassischer Kohlekraftwerks-Block im Jahr produziert. „Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, braucht NW einheimischen Stahl, der über verbesserte Eigenschaften verfügt, die bei der Produktion von Energie-Turbinen notwendig ist – dem Kernstück der Windparks“, sagte Ilya Guschin, der Sprecher von NLMK. „Der Konzern verfügt über alle Kompetenzen, um innovative Formen von Stahl zu entwickeln und herzustellen. Es ist für uns sehr spannend, Teil eines sehr ehrgeizigen grünen Energieprojektes zu sein“, erklärte der Sprecher.

Russland beginnt 2017 mit Windpark-Programm

Hintergrund: Der russische Atomkonzern Rosatom hat bereits vor drei Jahren seine neue Windpark-Tochter NW gegründet, um die Strategie der russischen Regierung für die Erzeugung von Grüner Energie umzusetzen. NW hat nun mit dem Bau der Anlagen in Marchenkowskaja (Region Rostow) und in Karmalinovskaya (Region Stawropol) begonnen – an der ukrainischen Grenze beziehungsweise nördlich von Georgien.

Der Park in der Nähe von Rostow soll eine Gesamtkapazität von 120 MW erreichen. An diesem Standort werden 48 Turbinen mit jeweils 2,5 MW errichtet. Das Investitionsvolumen: 16 Milliarden Rubel oder 184 Millionen Euro.

In der Region Stawropol hat bereits Ende Juli 2020 der Bau eines weiteren Windparks in der Gegend begonnen. Die Leistung, die hier gebaut werden soll, beträgt 60 MW, die Stromerzeugung soll 147 Mio. kWh erreichen. Am Standort werden 24 Windkraftanlagen mit ebenfalls je 2,5 MW installiert.

Nettogewinn des Stahlgiganten bricht um 54 Prozent ein

Vom Bau der Windparkanlagen will auch die NLMK-Gruppe profitieren. Das ist derzeit besonders wichtig, weil der Konzern bis Ende Juni massive Einbrüche hat hinnehmen müssen. So sind die Umsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 18 Prozent auf 4,6 Milliarden Dollar eingebrochen. Ebenso reduzierte sich der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) auf 1,2 Milliarden Dollar. Darüber hinaus verringerte sich der Nettogewinn um 54 Prozent auf 366 Millionen Dollar.

Allerdings muss man das gesamte Windpark-Projekt doch sehr skeptisch sehen, auch wenn sich Konzernsprecher Guschin von der NLMK-Gruppe so freut daran teilzunehmen. Denn die Kapazität, die hier gebaut werden soll, ist mit 1.000 MW nicht sonderlich groß. Sie würde damit nur einen Bruchteil dessen erreichen, was Deutschland bereits gebaut hat.

Zum Vergleich: Die fast 30.000 Windparks, die in Deutschland betrieben werden, hatten bis Ende Juni 2020 eine Kapazität von mehr als 54.000 MW, wie aus Statistiken des Bundesverbandes Windenergie (BWE) hervorgeht. Das Vorhaben ist sehr ambitioniert, dürfte doch es kurzfristig nur wenig wirtschaftliche Effekte bringen, selbst wenn es vollständig umgesetzt wird. Ob der NLMK-Gruppe tatsächlich geschäftlich so viel bringt, steht in den Sternen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Wie schützt man seine Krypto-Wallet? CLS Mining ermöglicht Nutzern eine stabile tägliche Rendite von 6.300 €.

Der Kryptowährungsmarkt erholte sich heute umfassend, die Stimmung verbesserte sich deutlich. Meme-Coins führten den Markt erneut an....

DWN
Finanzen
Finanzen Droneshield-Aktien stürzen ab: Anleger stoßen die Rüstungsaktie massenhaft ab – die Hintergründe
19.11.2025

Die Droneshield-Aktien befinden sich am Mittwoch in einer drastischen Abwärtsbewegung, die Anleger fliehen. Doch was steckt wirklich...

DWN
Politik
Politik COP30 in Belém: Bill Gates sieht Klimawandel nicht mehr als das größte Problem
19.11.2025

Die COP30-Klimakonferenz in Brasilien versammelt Vertreter aus aller Welt, um über den Umgang mit Klimawandel, Emissionen und nachhaltiger...

DWN
Politik
Politik Drohnenbekämpfung: Was plant Innenminister Dobrindt für Deutschland?
19.11.2025

Die Bundesregierung geht davon aus, dass Drohnen von staatlichen Akteuren zu Spionage- und Sabotagezwecken eingesetzt werden – im Fokus...

DWN
Politik
Politik Trump bereitet Krieg auf dem eigenen Kontinent vor: Venezuela rückt ins Fadenkreuz
19.11.2025

Donald Trump lässt seine Administration offen über eine Militärintervention in Venezuela nachdenken. Während Präsident Nicolás Maduro...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmen in Deutschland: Stabilität und Wachstum in Krisenzeiten
19.11.2025

Deutschlands größte Familienunternehmen zeigen, dass wirtschaftlicher Erfolg und Stabilität kein Widerspruch sind. Sie schaffen...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungsbau zieht an: Zahl der Genehmigungen steigt deutlich
19.11.2025

Nach dem schwachen Vorjahr stehen die Zeichen beim Wohnungsbau auf Erholung: Die Zahl der Genehmigungen steigt kräftig. Besonders eine...

DWN
Politik
Politik Erbschaftssteuer und Verschonungsregelung: Wirtschaftsweise fordern Steuerreform für Unternehmen
19.11.2025

In Zeiten der Wirtschaftskrise bleiben Milliardenerbschaften oft steuerfrei.: Der Sachverständigenrat Wirtschaft schlägt jetzt eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht zeitweise unter 90.000 US-Dollar: Kryptomarkt in extremer Angst
18.11.2025

Der Bitcoin-Kurs ist am Dienstag zeitweise tief gefallen und hat weltweit Unruhe unter Anlegern ausgelöst. Der Fear-and-Greed-Index warnt...