Politik

Erdogan bleibt im Gasstreit mit Griechenland auf Konfrontationskurs

Trotz eines Vermittlungsversuchs von Bundesaußenminister Maas ist die Türkei nicht zu Zugeständnissen im Streit um Gasvorkommen bereit. "Wir werden keine Kompromisse eingehen", sagte Präsident Erdogan.
26.08.2020 12:22
Aktualisiert: 26.08.2020 12:22
Lesezeit: 2 min
Erdogan bleibt im Gasstreit mit Griechenland auf Konfrontationskurs
Präsident Recep Tayyip Erdogan (Foto: dpa) Foto: Uncredited

Im Gasstreit mit Griechenland hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan den Ton verschärft. Er warnte am Mittwoch vor einer Konfrontation mit der Türkei: "Falls jemand den Preis dafür zahlen will, kann er sich gern mit uns anlegen." Sein Land sei nicht bereit, Kompromisse darüber einzugehen, was ihm gehöre. Die Türkei sei entschlossen, alles Notwendige zu tun, um ihre Rechte im Schwarzen Meer, in der Ägäis und im Mittelmeerraum zu erlangen.

Die Nato-Mitglieder Griechenland und Türkei erheben beide Ansprüche auf Seegebiete im östlichen Mittelmeer, in denen Öl- und Gasvorkommen vermutet werden. Die EU hat die Türkei aufgefordert, Bohrungen in den umstrittenen Gewässern zu stoppen. Bundesaußenminister Heiko Maas hatte am Dienstag bei Besuchen in Athen und Ankara zu vermitteln versucht. Beide Regierungen hätten in seinen Gesprächen betont, dass sie den Konflikt ohne Waffengewalt lösen wollten, sagte Maas.

Erdogan verschärfte nun aber den Ton gegenüber Athen auf einer symbolträchtigen Veranstaltung, bei der an den Sieg der türkischen Seldschuken über byzantinische Truppen in der Schlacht bei Manzikert im 11. Jahrhundert erinnert wurde. Griechenland bereitete unterdessen einen Gesetzentwurf vor, der eine Ausweitung der Hoheitsgewässer im westlichen, von der Türkei abgewandten Ionischen Meer vorsieht. Der konservative Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis kündigte im Parlament an, sie sollten auf zwölf von sechs Seemeilen erweitert werden.

Der aktuelle Konflikt hatte sich an türkischen Erdgaserkundungen vor griechischen Inseln im östlichen Mittelmeer entzündet. Das Forschungsschiff «Oruc Reis» sucht derzeit begleitet von Kriegsschiffen nach Gas. Ankara argumentiert, dass das Gebiet zum Festlandsockel der Türkei gehöre. Der Türkei sind aber die griechischen Inseln Rhodos und Kastelorizo vorgelagert, weshalb Griechenland das Seegebiet für sich beansprucht. Einen ähnlichen Konflikt gibt es um die Insel Zypern, vor deren Küste schon reiche Erdgasvorkommen entdeckt wurden.

Zwischen Griechenland und der Türkei knistert es seit langem. Ein akutes Problem ist, dass die Türkei und Libyen sich auf die Aufteilung ihrer Wirtschaftszonen im Mittelmeer geeinigt hatten - dies aber im Widerspruch zu einem ähnlichen Abkommen zwischen Griechenland und Ägypten steht. Darüber werden die Parlamentarier in Athen voraussichtlich am Donnerstag abstimmen, was für neuen Zündstoff im Verhältnis zur Türkei sorgen dürfte.

Inmitten der Spannungen zwischen den Nato-Partnern wird sich Frankreich an einem geplanten Manöver im östlichen Mittelmeer beteiligen. Man werde dazu drei Kampfjets und eine Fregatte bereitstellen, teilte das Verteidigungsministerium in Paris mit. Das Manöver sei bis Freitag geplant, auch Italien, Griechenland und Zypern nähmen teil.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Checkliste: So vermeiden Sie unnötige Kreditkarten-Gebühren auf Reisen
12.07.2025

Ob am Strand, in der Stadt oder im Hotel – im Ausland lauern versteckte Kreditkarten-Gebühren. Mit diesen Tricks umgehen Sie...

DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Elterngeld: Warum oft eine Steuernachzahlung droht
12.07.2025

Das Elterngeld soll junge Familien entlasten – doch am Jahresende folgt oft das böse Erwachen. Trotz Steuerfreiheit lauert ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto ersetzt Börse: Robinhood bietet Token-Anteile an OpenAI und SpaceX
12.07.2025

Die Handelsplattform Robinhood bringt tokenisierte Beteiligungen an OpenAI und SpaceX auf den Markt. Doch was wie ein Investment klingt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Meta-KI: Facebook-Mutter wirbt KI-Top-Talente von OpenAI ab – Altman schlägt Alarm
12.07.2025

Der KI-Krieg spitzt sich zu: Meta kauft sich Top-Talente, OpenAI wehrt sich mit Krisenurlaub – und Europa droht im Wettrennen um die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deindustrialisierung: Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende - Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....

DWN
Finanzen
Finanzen JP Morgan-CEO Jamie Dimon rechnet mit Europa ab: „Europa verliert“
11.07.2025

Jamie Dimon, CEO von JP Morgan und einer der mächtigsten Akteure der US-Wirtschaft, warnt europäische Politiker: Der Kontinent droht...