Politik

Spannungszone Ostsee: Schweden versetzt Armee erstmals seit 1991 wieder in Kampfbereitschaft

Erstmals seit dem Jahr 1991 hat Schweden angesichts deutlich gestiegener militärischer Aktivitäten in der Ostsee seine Armee in Kampfbereitschaft versetzt.
27.08.2020 13:32
Aktualisiert: 27.08.2020 13:32
Lesezeit: 2 min
Spannungszone Ostsee: Schweden versetzt Armee erstmals seit 1991 wieder in Kampfbereitschaft
25.08.2020, Schweden, Gotland: Bodentruppen patrouillieren auf einer Straße auf der schwedischen Insel Gotland. (Foto: dpa) Foto: Bezhav Mahmoud

Das schwedische Oberkommando hat die Armee des Landes zum ersten Mal seit dem Jahr 1991 in Kampfbereitschaft versetzt. Demonstrativ wurden in diesem Zusammenhang Truppen, Kampfflugzeuge und Ausrüstung per Fähre auf die Ostseeinsel Gotland verlegt, wie Bilder des staatlichen Fernsehens zeigen. Zudem sollen vergangenes Wochenende amerikanische Spezialkräfte nach Gotland verlegt worden sein, berichtet die Financial Times. Die New York Times berichtet, dass auch vier Schiffe der schwedischen Marine nach Gotland verlegt wurden.

Die Mobilisierung ist offensichtlich gegen Russland gerichtet und erfolgt dem Oberbefehlshaber des Generalstabs, Jan Thornqvist, zufolge vor dem Hintergrund einer gestiegenen militärischen Aktivität der Russen und verschiedener Nato-und Nicht-Natoländer wie Schweden selbst und auch Finnland in der Region.

So führt Russland derzeit eine Übung durch, welche eine Landung von Spezialkräften in der Region Sankt Petersburg simulieren soll. Dazu brachen am 25. August drei Schiffe in Begleitung eines Minenräumers und einer Krovette von Kaliningrad aus in die Ostsee auf, um an Litauen, Lettland und Estland vorbei nach Norden Richtung Sankt Petersburg zu fahren.

„Wenn Russland eine große Übung durchführt dann haben wir ein Interesse daran zu zeigen, dass wir über ein sehr starkes Militär verfügen und dass wir natürlich auf eine erhöhte Sicherheitssituation in unserer Region vorbereitet sind“, zitiert die FT Schwedens Außenministerin Ann Linde.

Die Mobilisierung dürfte zudem ein Signal an Moskau im Hinblick auf die gegenwärtigen Auseinandersetzungen in Weißrussland sein. Die an der Grenze zu Weißrussland stattfindenden russischen Übungen sollen keinen Bezug zu der Ostseeübung Russlands haben, wird ein Journalist der russischen Tageszeitung Novaja Gazeta von der New York Times zitiert. Ihr Zweck sei es, angesichts der intensivierten Aktionen der westlichen Ostseeanrainer und der Nato in Osteuropa Flagge zu zeigen.

„Aufbau Ost“ der Nato

Schweden hatte seine Verteidigungsausgaben in den vergangenen Jahren stetig erhöht, nachdem diese davor lange Zeit jedes Jahr zurückgingen. Im Jahr 2017 dann verkündete Stockholm unerwartet die Wiedereinführung des verpflichtenden Wehrdienstes, um „einen bewaffneten Angriff eines qualifizierten Gegners auf Schweden abzuwehren.“ Mitte Juli wurde bekannt, dass Russland mit dem Bau zweier Fregatten in Sankt Petersburg begonnen hatte.

Im laufenden Jahr kam es zudem zu zahlreichen Luftmanövern zwischen Nato-Flugzeugen und russischen Maschinen über der Ostsee, dem Schwarzen Meer und dem Mittelmeer.

In den vergangenen zwei Jahren hatten die USA und weitere Nato-Länder rund 4.500 Soldaten in die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen verlegt. Zudem werden rund 1.500 aus Deutschland abgezogene US-Soldaten in Polen stationiert. Vergangenes Jahr vereinbarten die Nato-Länder darüber hinaus, dass ab 2020 jederzeit innerhalb von 30 Tagen rund 30.000 Soldaten sowie Kampfflugzeuge und Panzer in der Region aktiviert werden sollten, um auf einen potentiellen russischen Angriff reagieren zu können.

Im Juni hielt die Nato zudem eine jährlich stattfindende Übung in der Ostsee mit 8.600 Soldaten, 50 Schiffen, einem Helikopterträger und zwei U-Booten ab. Auch Schweden und Finnland - welche beide nicht Mitglied des Bündnisses sind - beteiligten sich daran.

*****

Das könnte Sie auch interessieren:

Wieder Spannungen in der Bartenssee: Russisches Kriegsschiff verfolgt französisches U-Boot

Amerikaner und Russen widersprechen einander: Was geschah wirklich beim großen Manöver in der Barentssee?

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Positive Nachrichten für den XRP ETF: Moon Hash Automatic Income Plan

Analysten prognostizieren einen potenziellen Kurssprung bei XRP, der einen raschen Marktwechsel hin zur intelligenten...

DWN
Finanzen
Finanzen Neues Silberpreis-Rekordhoch: Warum das Edelmetall vor einer historischen Neubewertung steht
15.12.2025

Die Silber-Rallye ist ungebrochen und die Kurse eilen von einem Allzeithoch zum nächsten. Warum trotz neuem Silberpreis-Rekordhoch zum...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gewinneinbruch bei Autobauern: Deutsche Hersteller besonders unter Druck
15.12.2025

Die weltweite Krise der Autoindustrie macht den deutschen Herstellern stärker zu schaffen als vielen internationalen Wettbewerbern. Eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Vertrauensverlust im Mittelstand: Wirtschaft zweifelt an Merz:
15.12.2025

Das Vertrauen des deutschen Mittelstands in die Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) nimmt deutlich ab. Laut einer aktuellen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 63.000 Jobs bedroht: Ostdeutsche Chemiebranche drängt auf Rettungsplan
15.12.2025

Die Chemieindustrie in Ostdeutschland steht unter Druck: Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften haben der Bundesregierung einen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bahnhofstoiletten bleiben kostenpflichtig: DB sieht keinen Spielraum
15.12.2025

Kostenlose Toiletten an Bahnhöfen sind in Deutschland selten. Laut Bundesregierung sieht die Deutsche Bahn aus Kostengründen keine...

DWN
Finanzen
Finanzen Barzahlen wird zur Ausnahme: Bundesbank sieht Akzeptanzlücken
15.12.2025

Bargeld ist in Deutschland nach wie vor beliebt, doch in Ämtern und Behörden stößt man damit nicht immer auf offene Türen. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bauern protestieren gegen niedrige Butterpreise bei Lidl
15.12.2025

Mit Traktoren demonstrieren Landwirte in Baden-Württemberg gegen aus ihrer Sicht ruinöse Milch- und Butterpreise. Im Fokus der Kritik...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI revolutioniert Unternehmen: Wie Künstliche Intelligenz Verhandlungen effizienter macht
15.12.2025

Künstliche Intelligenz verändert zunehmend die Arbeitsweise in Unternehmensbereichen, in denen bislang menschliche Erfahrung dominierte....