China könnte einem Experten zufolge angesichts der zunehmenden Spannungen mit den Vereinigten Staaten seinen Bestand an US-Staatsanleihen und -Schuldverschreibungen drastisch abbauen. "China wird seine Bestände an US-Schulden unter normalen Umständen allmählich auf etwa 800 Milliarden Dollar reduzieren", zitierte die Global Times Xi Junyang, Professor an der Finanz- und Wirtschaftsuniversität Shanghai. "Aber natürlich könnte China im Extremfall, etwa bei einem militärischen Konflikt, alle seine US-Anleihen verkaufen."
Die Volksrepublik ist der zweitgrößte ausländische Gläubiger der USA nach Japan. Sie hielt im Juni US-Papiere im Wert von 1,074 Billionen Dollar, ein leichter Rückgang zum Vormonat. Der Bestand an US-Anleihen wurde in diesem Jahr kontinuierlich verringert. Ein Rückgang auf 800 Milliarden Dollar würde einem Rückgang um mehr als ein Viertel bedeuten. Chinesische Verkäufe in großem Stil, die von Analysten oft als "nukleare Option" bezeichnet werden, könnten Turbulenzen auf den globalen Finanzmärkten auslösen.
Die Global Times sieht aber nicht nur in den zunehmenden politischen Konflikte wie etwa in der Hongkong-Frage zwischen den beiden weltgrößten Volkswirtschaften einen Grund für einen Verkauf von US-Staatsanleihen. Die staatliche Zeitung führt auch das höhere potenzielle Risiko an, dass die Schulden nicht mehr bedient werden können. Die Staatsverschuldung der USA ist stark gestiegen und erreicht in etwa die Höhe des jährlichen Bruttoinlandsprodukts - ein so hohes Niveau hat es seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr gegeben.
China ist in hohem Maße in US-Dollar engagiert. Die offiziellen Devisenreserven des Landes summierten sich Ende Juli auf 3,154 Billionen Dollar.