Wirtschaft

Teurer als Gold: Das edelste aller Metalle wird immer wertvoller

Das teuerste Edelmetall setzt seinen jüngsten Höhenflug fort. Einer der Gründe: Es wird immer knapper.
12.09.2020 12:00
Aktualisiert: 12.09.2020 12:00
Lesezeit: 3 min
Teurer als Gold: Das edelste aller Metalle wird immer wertvoller
Das Edelmetall wird vor allem beim Bau von Katalysatoren verwendet. (Foto: dpa) Foto: Ina Fassbender

Rhodium ist ein besonders auffälliges Beispiel für Preis-Schwankungen an den Rohstoffbörsen. Das liegt vor allem an den geringen Lagerbeständen und Handelsmengen; der Markt für Rhodium ist sehr klein und bereits geringe Verschiebungen in Angebot und Nachfrage schlagen massiv auf die Preise durch.

Zu Jahresbeginn notierte das Metall bei rund 6000 Dollar und stieg dann bis März mit extremer Geschwindigkeit auf bis zu 12.900 Dollar. Im Zuge der Corona-Krise halbierte sich der Preis, hat sich seit seinem Tief aber wieder fast verdreifacht. Insgesamt steht seit Jahresbeginn ein Plus von rund 200 Prozent.

In den letzten drei Jahre kam es sogar zu einem phänomenalen Preisanstieg, Rhodium hat sich in dieser Zeitspanne fast verfünfzehnfacht (plus 1400 Prozent). Der aktuelle Termin-Preis von 13.300 Dollar pro Unze macht Rhodium zum wertvollsten handelbaren (Edel-)Metall der Welt.

Rhodium zählt zu den Edelmetallen, genauer gesagt zu den Platinmetallen. Es ist eines der seltensten Metalle der Welt, weshalb die Gewinnung sehr aufwendig ist. Wie alle anderen Platinmetalle (zum Beispiel Palladium) fällt es hauptsächlich als Nebenerzeugnis bei der Produktion von Kupfer und Nickel an. In den letzten Jahren überstieg die Nachfrage meist das Angebot.

Hintergrund der Preisexplosion:

Der Hintergrund für die Preisexplosion ab 2017 ist die Verwendung als Werkstoff im Katalysatoren-Bau in der Automobil-Branche zur Reduktion von giftigen Stickoxid-Emissionen. In diesem Bereich ist das Metall stand heute alternativlos. Daneben wird Rhodium aufgrund seiner katalysatorischen Eigenschaften auch in der chemischen Industrie eingesetzt. Neben der gestiegenen Industrie-Nachfrage trug auch der Markteinstieg von zahlreichen Spekulanten zur Preisrally bei.

Chemie- und Autoindustrie sind sehr zyklisch. Das zeigte sich dann auch im Frühjahr dieses Jahres, denn die Nachfrage aus diesen beiden Industrien ist mit der Corona-Krise zwischenzeitlich stark eingebrochen. Das ist wohl der Hauptgrund für den verheerenden Preiseinbruch im März. Genauso schnell kam dann die Erholung.

Circa 80 Prozent der 2019 hergestellten Menge von rund 600.000 Unzen (ungefähr 17 Tonnen) kam aus Südafrika. Darüber hinaus wird das seltene Metall in Russland, Zimbabwe und Kanada abgebaut. Fast die gesamte Rhodium-Produktion kommt also aus vier Ländern – diese enorme Konzentration stellt für die Versorgungssicherheit ein großes Risiko dar. Immerhin: Jedes Jahr kommt ein signifikantes Volumen aus recyceltem Autoschrott (2019 entstammte ein Viertel des gesamten Angebots wiederverwerteten Materialien) auf den Markt.

Die Automobilbranche ist entscheidend für die zukünftigen Preise

Die zukünftige Entwicklung des Rhodium-Preises hängt stark davon ab, wie sich die Absatzzahlen für Autos mit klassischen Antrieben entwickeln und welchen Einfluss die immer weiter verschärften Emissionsvorschriften haben werden. Neben der Corona-Dauerkrise ist auch die Konkurrenz durch Elektroautos (die keine Katalysatoren benötigen) ein Risikofaktor. Auf die Umweltpolitik dürfte aber – aus Investor-Sicht – Verlass sein: In Zukunft werden wohl eher mehr und härtere als weniger und mildere Abgasvorschriften erlassen.

Die Rohstoffmärkte scheinen mit dem Preisanstieg eine Erholung der Welt-Konjunktur in der nahen Zukunft abzubilden, auch wenn die Auto-Produktion und damit die Rhodium-Nachfrage 2020 insgesamt sinken wird.

Eine andere Erklärung für die neuesten Preisanstiege betrifft die Verknappung des Angebots. Das Hauptförderland Südafrika ist besonders stark von harten Corona-Maßnahmen betroffen, die dortigen Kapazitäten sind deshalb im Moment nicht voll ausgelastet. Experten erwarten für 2020 einen Produktions-Rückgang aus Südafrika von etwa 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch ist Rhodium aus Sicht der Analysten an den Terminmärkten aktuell eher hoch bewertet.

Am Spotmarkt ist das edelste aller Metalle ähnlich teurer, zumindest für alle, die aus Deutschland heraus kaufen wollen. Auf der renommierten Edelmetall-Preisvergleichsplattform „Gold.de“ wird das günstigste Angebot für einen Barren Rhodium (1 Unze beziehungsweise 28,35 Gramm) mit grob 11.500 Euro aufgeführt, umgerechnet sind das im Moment 13.570 Dollar.

Ansonsten bleibt für den Privatanleger nur das Wetten auf Preisanstiege über börsengehandelte Rohstoff-Fonds (ETC) oder derivativ am Terminmarkt. Aufgrund der extremen Volatilität ist aber generell Vorsicht angebracht. Spektakuläre Preisanstiege gefolgt von ebenso spektakulären Preiseinbrüchen (manchmal schnell, manchmal langsam) sind an den Rohstoffmärkten, besonders aber bei Rhodium, keine Seltenheit.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Münchener Rück-Aktie: Neue Strategie setzt deutliche Gewinneffekte frei
11.12.2025

Die Münchener Rück-Aktie gewinnt an Tempo – und das aus gutem Grund. Die neue Strategie Ambition 2030 verspricht höhere Gewinne,...

DWN
Politik
Politik Analyse: Putin und Trump spielen im selben Team gegen Europa
11.12.2025

Putin und Trump sprechen plötzlich dieselbe Sprache. Europas Zukunft steht auf dem Spiel, während Washington und Moskau ein gemeinsames...

DWN
Technologie
Technologie Halbleiter-Förderung: Dresden und Erfurt erhalten grünes Licht
11.12.2025

Europa hängt bei Chips weiter an Asien – nun greift die EU zu einem Milliardenhebel. Deutschland darf zwei neue Werke in Dresden und...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB erhöht Druck: Vereinfachte Regeln für Europas Banken
11.12.2025

Die EZB drängt auf einfachere EU-Bankenvorschriften und will kleinere Institute entlasten. Doch wie weit darf eine Reform gehen, ohne...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Institut korrigiert Wirtschaftsprognose: Deutschlands Aufschwung bleibt schwach
11.12.2025

Die neue Wirtschaftsprognose des Ifo-Instituts dämpft Hoffnungen auf einen kräftigen Aufschwung. Trotz Milliardeninvestitionen und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Klimarisiken: Unternehmen gefährden ihre Umsätze durch schwaches Risikomanagement
11.12.2025

Unternehmen geraten weltweit unter Druck, ihre Klimarisiken präziser zu bewerten und belastbare Strategien für den Übergang in eine...

DWN
Politik
Politik Trump warnt die Ukraine und verspottet Europa. „Am Ende gewinnt der Stärkere“
11.12.2025

US-Präsident Donald Trump erhöht den Druck auf die Ukraine und attackiert gleichzeitig europäische Staatschefs. Seine Aussagen im...

DWN
Politik
Politik EU erzielt Kompromiss über Nachhaltigkeitsberichterstattung - was das konkret bedeutet
11.12.2025

Nach zähen Verhandlungen einigt sich die EU auf weitreichende Entlastungen bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Doch der Kompromiss...