Politik

Nach Venezuela-Skandal: Wie sicher ist das Gold der Staaten bei der Bank of England?

Lesezeit: 2 min
12.09.2020 18:52  Aktualisiert: 12.09.2020 18:52
Das Oberste Gericht Großbritanniens hat entschieden, dass das Gold Venezuelas im Wert von einer Milliarde US-Dollar, das bei der Bank of England hinterlegt ist, nicht an Venezuela zurückgegeben wird. Doch wie sicher ist das Gold anderer Länder bei der Bank of England? Deutschland lagert 427 Tonnen bei der britischen Notenbank.
Nach Venezuela-Skandal: Wie sicher ist das Gold der Staaten bei der Bank of England?
Queen Elisabeth II im Goldgewölbe der Bank of England. (Foto: dpa)
Foto: Eddie Mulholland / Pool

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Das Oberste Gericht Großbritanniens will Venezuelas Gold, das in der Bank of England (BoE) hinterlegt wurde, nicht freigeben. Das hinterlegte venezolanische Gold hat einen Wert von einer Milliarde US-Dollar.

Großbritannien habe „den Oppositionsführer Juan Guaidó eindeutig als Präsidenten anerkannt“ und nicht Präsident Nicolás Maduro, argumentiert das Gericht nach Angaben der BBC.

Richter Nigel Teare wörtlich: „Die Regierung Ihrer Majestät erkennt Herrn Guaidó in der Eigenschaft des konstitutionellen Interimspräsidenten von Venezuela an und erkennt folglich Maduro nicht als den konstitutionellen Interimspräsidenten von Venezuela an.“

Er fügte hinzu, dass „kein Raum für die Anerkennung von Guaidó als de jure Präsident und von Herrn Maduro als de facto Präsident“ bestehe. Er wies darauf hin, dass Großbritannien einen Botschafter in Caracas hat und dass die von Maduro ernannte venezolanische Botschafterin in London weiterhin auf ihrem Posten in London bleibt, um die Anerkennung der Maduro-Regierung durch Großbritannien zu beweisen.

Die BoE teilt mit, sie sei zwischen zwei rivalisierenden Forderungen nach dem Gold gefangen - einer von der Regierung von Maduro und einer von Maduros Rivalen Juan Guaidó, der sich im vergangenen Jahr zum amtierenden Präsidenten Venezuelas erklärte.

Die offizielle Regierung von Maduro argumentiert, dass sie das Gold benötige, um den Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie zu finanzieren. Caracas verlangt, dass das Gold an das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) überwiesen wird, damit sich Venezuela medizinische Geräte für die Pandemie-Eindämmung kaufen kann.

Aber Guaidó bat die Bank von England, das Gold nicht an die Maduro-Regierung zu übergeben, da es für korrupte Zwecke verwendet werden würde.

Die BoE forderte daher das Oberste Gericht in London auf, zu entscheiden, wen die britische Regierung als venezolanischen Präsidenten anerkennt, Maduro oder Juan Guaidó.

Mehr als 50 Länder haben Guaidó als legitimen Präsidenten anerkannt, darunter Großbritannien. Aber Präsident Maduro, der unter anderem die Unterstützung Chinas und Russlands behielt, sagt, dass er der rechtmäßige Präsident Venezuelas sei.

Die BoE ist mit rund 400.000 Goldbarren der zweitgrößte Goldhalter der Welt - nur die New Yorker Federal Reserve verfügt über mehr Gold. Sie hat eines der größten Goldgewölbe der Welt und ist stolz darauf, in seiner mehr als 320-jährigen Geschichte nach eigenen Angaben „nie Gold gestohlen zu haben“, so die BBC.

Zentralbanken von verschiedenen Nationen verwenden die BoE, um ihre nationalen Goldreserven zu lagern. Die venezolanische Zentralbank verkaufte einige der Goldreserven an ihre Verbündeten Türkei, Russland und an die Vereinigten Arabischen Emirate.

Es bleibt unklar, ob künftig auch andere Länder, die bei der BoE ihr Gold hinterlegt haben, ebenfalls Probleme bekommen könnten, ihr Gold zurückzuholen. Deutschland lagert 427 Tonnen Gold bei der BoE.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...