Wirtschaft

OECD: Deutschland kommt besser als andere Industriestaaten durch Corona-Krise

Die deutsche Wirtschaft kommt nach Prognose der OECD vergleichsweise gut durch die Corona-Krise.
16.09.2020 13:50
Lesezeit: 1 min

Die deutsche Wirtschaft kommt nach Prognose der OECD vergleichsweise gut durch die Corona-Krise. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte in diesem Jahr um 5,4 Prozent einbrechen, sagte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Mittwoch in ihrem Zwischenbericht voraus. Im Juni war sie noch von minus 6,6 Prozent ausgegangen. Zum Vergleich: In Frankreich (-9,5 Prozent), Italien (-10,5) und der Euro-Zone insgesamt (-7,9) dürfte die Wirtschaft stärker schrumpfen, ebenso in Großbritannien (-10,1) und in Japan (-5,8). In den USA dürfte der Rückgang dagegen mit 3,8 Prozent milder ausfallen. China soll sogar um 1,8 Prozent wachsen.

"Der Einbruch im Frühjahr war weniger scharf als zunächst erwartet, die Erholung im Sommer ist recht kräftig", sagte die Leiterin des OECD Berlin Centre, Nicola Brandt, zur Entwicklung in Deutschland. "Die Geschäftserwartungen der Unternehmen sind überraschend gut, die Auftragseingänge steigen wieder." Hinzu komme, dass die Infektionszahlen niedriger seien als anderswo. Dadurch seien die Maßnahmen zur Eindämmung von Corona nicht so stark gewesen. "Damit ist auch die wirtschaftliche Unsicherheit nicht ganz so hoch wie in vielen anderen Ländern", sagte Brandt. "Hinzu kommt: Deutschland ist weniger vom Tourismus abhängig als etwa Frankreich, Italien und Spanien."

Da die Rezession in diesem Jahr schwächer ausfallen dürfte als angenommen, dürfte auch die Gegenbewegung 2021 nicht so stark sein. Für Deutschland rechnet die OECD dann mit einem Wachstum von 4,6 Prozent. Im Juni war sie von 5,8 Prozent ausgegangen. Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) sagt in seiner Herbstprognose für das kommende Jahr ein Wachstum von 3,2 Prozent voraus, während es für 2020 ein Minus von 5,7 Prozent erwartet. "Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ist im ersten Halbjahr 2020 deutlich stärker zurückgegangen als während der Finanzkrise im Winterhalbjahr 2008/2009", sagte IWH-Vizepräsident Oliver Holtemöller. "Mittlerweile ist die Wirtschaft aber auf dem Weg in eine neue Normalität."

Die globale Wirtschaftsleistung dürfte 2020 um 4,5 Prozent schrumpfen und 2021 wieder um fünf Prozent wachsen, erwartet die OECD. "Wir durchleben eine akute Gesundheitskrise und den dramatischsten Wirtschaftsabschwung seit dem Zweiten Weltkrieg", sagte OECD-Chefökonomin Laurence Boone. "Ein Ende ist noch nicht in Sicht, aber die Politik kann viel tun, um jetzt Vertrauen zu schaffen." Die Regierungen müssten den Fehler vermeiden, die Finanzpolitik zu schnell zu straffen, wie es nach der letzten Finanzkrise geschehen ist. "Ohne fortgesetzte Unterstützung könnten Konkurse und Arbeitslosigkeit schneller als nötig ansteigen und die Lebensgrundlagen der Menschen auf Jahre hinaus belasten", warnte Boone.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Keine Jobs, teure Mieten, hohe Steuern: Auswanderungen aus Deutschland weiterhin auf hohem Niveau
16.12.2025

Nach wie vor wandern sehr viele Menschen aus Deutschland aus, gleichzeitig bekommen Deutsche immer weniger Kinder: Eine fatale Entwicklung...

DWN
Politik
Politik Umfrage: Spätere Rente für Akademiker spaltet die Deutschen
16.12.2025

Sollte das Renteneintrittsalter an die Zahl der Beitragsjahre gekoppelt sein? Die Bürger sind sich darin nicht einig. Deutsche mit Abitur...

DWN
Politik
Politik CDU-Vorsitz: Einstimmiges Votum aus NRW - Merz soll CDU-Chef bleiben
16.12.2025

Friedrich Merz erhält einstimmige Unterstützung aus NRW für eine weitere Amtszeit als CDU-Bundesvorsitzender. Der Vorschlag kommt von...

DWN
Politik
Politik Anschlag geplant? Terrorverdächtiger in Magdeburg reiste legal ein
16.12.2025

Mit Visum kam er nach Deutschland, dann informierte er sich über Waffen und glorifizierte Anschläge. Zu dem 21-jährigen Mann in...

DWN
Politik
Politik Sudan führt auch 2026 Krisenliste von Hilfsorganisation an
16.12.2025

Die Hilfsorganisation IRC erstellt jeden Dezember eine Liste von Krisenstaaten, die im Folgejahr zu beachten sind. Der Sudan steht im...

DWN
Finanzen
Finanzen Bargeld: Barzahlen wird bei Behörden zur Ausnahme - Bundesbank sieht Akzeptanzlücken
16.12.2025

Bargeld ist in Deutschland nach wie vor beliebt, doch in Ämtern und Behörden stößt man damit nicht immer auf offene Türen. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Finanzielle Unabhängigkeit für Führungskräfte: So sichern Sie echte Entscheidungsfreiheit
16.12.2025

Die meisten Führungskräfte träumen davon, unabhängig Entscheidungen treffen und nach eigenen Überzeugungen handeln zu können. In der...

DWN
Finanzen
Finanzen KGHM-Aktie aktuell: Warum der Kupfer-Boom jetzt zur globalen Gefahr wird
16.12.2025

Die Kupferpreise steigen schneller als jede Prognose und die KGHM-Aktie jagt von Rekordhoch zu Rekordhoch. Doch Analysten preisen nun...