Politik

Ölpreise: Libyen will Ölproduktion aufnehmen, US-Produzenten werden von Sturm gestört

Die Ölpreise sind aufgrund der Ankündigung, dass Libyen die Ölproduktion wieder aufnehmen will, gesunken. Währenddessen haben US-Ölproduzenten am Golf von Mexiko nach dem Hurrikans „Sally“ die Produktion wieder gestartet.
21.09.2020 11:44
Lesezeit: 2 min
Ölpreise: Libyen will Ölproduktion aufnehmen, US-Produzenten werden von Sturm gestört
07.08.2014, Libyen Tripolis: Ein libyscher Öltanker (Anwaar Libya) liegt im Hafen. (Foto: dpa) Foto: Sabri Elmhedwi

Die Ölpreise fielen am Montag aufgrund einer möglichen Wiederaufnahme der Ölproduktion in Libyen, obwohl steigende Coronavirus-Fälle die Sorgen um die weltweite Nachfrage verstärken.

Brent-Rohöl LCOc1 fiel um 20 Cent oder 0,5 Prozent auf 42,95 US-Dollar pro Barrel, während US-Rohöl der Sorte WTI um 27 Cent oder 0,7 Prozent auf 40,84 US-Dollar pro Barrel fiel. Händler begründeten die leichten Preisrückgänge mit der eher gedämpften Stimmung an den Aktienmärkten. Etwas Unterstützung kam dagegen vom US-Dollar, der zu vielen Währungen unter Druck stand. Eine solche Entwicklung sorgt meist für eine höhere Ölnachfrage, da ein schwacher US-Dollar Rohöl außerhalb des Dollarraums tendenziell verbilligt.

Am Freitag sagte der Söldner-General Chalifa Haftar, seine Streitkräfte würden ihre achtmonatige Blockade der Ölexporte aufheben.

„Der Markt kann es sich kaum leisten, dass mehr Rohöl auf den Markt kommt. Das Wiederaufleben von Corona-Infektionen auf der ganzen Welt hat dazu geführt, dass viele Regierungen die Lockerung von Beschränkungen gestoppt haben. Dies hat die Nachfrage in Europa und den USA belastet“, zitiert S&P Global ANZ-Analysten aus einer Notiz.

Großbritannien befindet sich an einem Wendepunkt in Bezug auf Corona, sagte Gesundheitsminister Matt Hancock am Sonntag und warnte davor, dass ein zweiter nationaler Lockdown verhängt werden könnte, wenn die Menschen die Corona-Regeln nicht befolgen, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen.

In der Zwischenzeit stellte Royal Dutch Shell Plc RDSa.L die Ölförderung ein und begann, Arbeiter von einer Plattform im US-Golf von Mexiko zu evakuieren, teilte das Unternehmen am Samstag mit.

Die US-amerikanischen Öl- und Gasproduzenten hatten am Wochenende ihren Offshore-Betrieb wieder aufgenommen, nachdem sie vom heftigen Sturm „Sally“ gestört worden waren. Rund 17 Prozent der Offshore-Ölförderung im US-Golf von Mexiko und fast 13 Prozent der Erdgasproduktion waren am Samstag aufgrund der Wellen und Winde des Hurrikans „Sally“ offline.

Am vergangenen Donnerstag waren die Erdölpreise deutlich gestiegen, nachdem Saudi-Arabien einen scharfen Appell an die Mitglieder des Ölverbundes Opec+ gerichtet hatte. Die Saudis sind unzufrieden mit der vereinbarten Förderdisziplin. Einige Länder, zu denen Irak und die Vereinigten Arabischen Emirate zählen sollen, setzen sich offenbar über die verabredeten Förderschranken hinweg. Auch deutete Saudi-Arabien an, dass die Produktion des Verbunds falls nötig verringert werden könnte.

Schon das alteingesessene Ölkartell Opec ist durch eine teils sehr gegensätzliche Interessenlage seiner Mitglieder gekennzeichnet, beispielsweise der Länder Saudi-Arabien und Iran. Dem erweitertem Verbund Opec+, dem unter anderem Russland angehört, ergeht es ähnlich. Trotzdem wurden die in der Corona-Krise verabredeten Förderbeschränkungen bis auf einige Ausnahmen relativ gut eingehalten. Im August wurden die Schranken jedoch etwas gelockert.

Sollte der Appell der Saudis wirken, könnten der befürchtete Produktionsüberschuss am Ölmarkt vermieden und die Lagerbestände stark abgebaut werden, schreiben die Fachleute der Commerzbank in einem Kommentar. Allerdings weisen sie zugleich auf die zuletzt gestiegene Produktion in den USA hin. „Die größere Gefahr droht allerdings von der Nachfrageseite“, heißt es mit Blick auf den Fortgang der Corona-Pandemie.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Putins Imperium zerbröckelt: Aserbaidschan demütigt den Kreml – mit Hilfe der Türkei
10.07.2025

Aserbaidschan widersetzt sich offen Moskau, schließt russische Propagandakanäle und greift zur Verhaftung von Russen – ein Tabubruch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Gasfeld vor Zypern könnte Europas Energiestrategie neu ausrichten
10.07.2025

Ein neues Erdgasfeld vor Zypern könnte zum Wendepunkt in Europas Energiepolitik werden.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Jahreszahlen zeigen das ganze Ausmaß der Krise beim Mischkonzern
10.07.2025

Jetzt ist der Milliardenverlust bei der Baywa amtlich: Das Minus von 1,6 Milliarden Euro ist vor allem auf Abschreibungen bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Rechnung für die Private-Equity-Branche: 79 Milliarden
10.07.2025

Donald Trumps Zollkurs und globale Kriege setzen der Private-Equity-Branche massiv zu. Was hinter dem dramatischen Kapitalschwund steckt...

DWN
Politik
Politik „Kleiner Lichtblick für die Ukraine“ nach Trumps Kehrtwende
10.07.2025

Der Kurswechsel der USA beim Waffenlieferprogramm für die Ukraine dürfte die Gespräche europäischer Staats- und Regierungschefs in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende: Industriestandort gefährdet
10.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....

DWN
Finanzen
Finanzen US-Schuldenkrise: Droht der Dollar-Kollaps? Was Anleger jetzt wissen müssen
10.07.2025

Die USA spielen mit dem Feuer: Zölle, Dollar-Schwächung und wachsende Schulden bedrohen das globale Finanzsystem. Doch es gibt Strategien...

DWN
Finanzen
Finanzen Hochsteuerland: Staat zockt Menschen ab - Von einem Euro bleiben Arbeitnehmern nur 47 Cent
10.07.2025

Bis zum 13. Juli arbeiten die Menschen in Deutschland in diesem Jahr nach Angaben des Bundes der Steuerzahler für die Staatskasse. Der...