Politik

Kampf ums Öl in Ost-Syrien: USA und Russland bringen schwere Bodenwaffen in Stellung

Die USA verstärken ihr Truppenaufgebot im Osten Syriens, um die Ölfelder unter Kontrolle zu bekommen. Währenddessen buhlen die Russen um die Gunst der Kurden-Miliz YPG, um in der östlichen Region Fuß fassen zu können.
22.09.2020 11:41
Aktualisiert: 22.09.2020 11:41
Lesezeit: 1 min
Kampf ums Öl in Ost-Syrien: USA und Russland bringen schwere Bodenwaffen in Stellung
Die Energie-Infrastruktur Syriens. (Grafik: EIA)

Die USA verstärken ihr 500-Truppen-Kontingent in Nordsyrien mit sechs Bradley-Kampffahrzeugen, 100 Truppen, Kampfflugzeugen, Apache-Hubschrauberpatrouillen und Sentinel-Radargeräten. Zuvor hatte ein russisches Panzerfahrzeug eine US-Bodenpatrouille gerammt. Bei dem Vorfall wurden sieben US-Soldaten verletzt.

In den vergangenen Wochen haben sich die Spannungen verschärft, da Russland und die USA beiderseits um die Gunst der Kurden-Miliz YPG buhlen. Allerdings tendiert die Miliz dazu, ausschließlich mit den US-Amerikanern zusammenzuarbeiten.

Letzte Woche berichteten syrische Oppositionsquellen über die Ankunft zusätzlicher russischer Waffen und logistischer Ausrüstung am nördlichen Flughafen von Qamischli. Das israelische Nachrichtendienst-Portal DEBKAfile berichtet: „Öl ist ein Faktor für die Komplexität dieses großen Machtwettbewerbs. Im vergangenen Monat hat ein amerikanisches Unternehmen, Delta Crescent Energy mit Sitz in Delaware, mit den kurdisch geführten Behörden einen Vertrag über die Entwicklung und den Export von Rohöl in Gebieten unter ihrer Kontrolle abgeschlossen. Dieser Deal hatte sowohl Moskau als auch das Assad-Regime empört. Die USA bauen auch eine SDF-Truppe (Kurden-Miliz Syrische Demokratische Kräfte, Anm.d.Red.) auf, um die Ölfelder in den Provinzen Hasakah und Deir Ezzor zu schützen, die von den Kurden kontrolliert werden.“

Wenn die Russen den Nordosten Syriens kontrollieren würden, wäre die amerikanische Al-Tanf-Garnison an der Schnittstelle zwischen Syrien, Irak und Jordanien schwer zu verteidigen, ebenso wie der große amerikanische Al-Assad-Luftwaffenstützpunkt im Irak. Darüber hinaus würde es zu einem Zustrom von iranisch unterstützten schiitischen Milizen über die Grenze vom Irak nach Syrien kommen, was die USA unter allen Umständen verhindern wollen.

Russland und Syrien argumentieren, dass der Öl-Deal zwischen Delta Crescent Energy und den Kurden-Milizionären im Nordosten Syriens illegal sei. Politico berichtet über das US-Unternehmen: „Das Unternehmen Delta Crescent Energy LLC wurde im Februar 2019 gemäß seiner Geschäftslizenz in Delaware gegründet. Zu seinen Partnern gehören der ehemalige US-Botschafter in Dänemark, James Cain; James Reese, ein ehemaliger Offizier der Elite-Delta-Streitmacht der Armee; und John P. Dorrier Jr., ehemaliger leitender Angestellter bei GulfSands Petroleum, einem in Großbritannien ansässigen Ölunternehmen mit Niederlassungen und Bohrerfahrung in Syrien.“

Das US-Finanzministerium hat mehrere Sanktionen gegen den syrischen Ölmarkt verhängt. Das Pentagon und das US-Außenministerium arbeiten jedoch seit langem daran, dass die syrischen Kurden das Rohöl in der Region nutzen können, sagte ein ehemaliger Beamter der Trump-Regierung gegenüber Politico.

Ost-Syrien besteht hauptsächlich aus der Provinz Deir Ezzor. Die Region beherbergt 75 Prozent der landesweiten Ölreserven. Vor dem Krieg betrug die Ölproduktion in Syrien 20 Millionen Barrel pro Jahr.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Das Zeitalter des intelligenten passiven Einkommens: Bitcoin-Mining mit BlackchainMining

In der heutigen, sich rasant entwickelnden digitalen Wirtschaft sind Kryptowährungen wie Bitcoin nicht nur Vermögenswerte, sondern auch...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Medienkrieg: Warum Paramount Skydance das Netflix-Angebot sprengt
10.12.2025

Ein Übernahmekampf erschüttert die US-Medienbranche, weil Paramount Skydance das vermeintlich entschiedene Rennen um Warner Bros....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Volkswagen beendet Fahrzeugproduktion: Umbaupläne für Gläserne Manufaktur in Dresden
10.12.2025

Die VW-Fahrzeugproduktion in Dresden endet aus wirtschaftlichen Gründen nach mehr als 20 Jahren. Über die Zukunft des ehemaligen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Jobabbau bei BASF und Co.: Deutsche Chemie-Industrie historisch schlecht ausgelastet
10.12.2025

Teure Energie, Wirtschaftskrise und Preisdruck: Die deutsche Chemiebranche steckt in der schwierigsten Krise seit 25 Jahren. Auch 2026...

DWN
Politik
Politik Schutz vor Einschüchterung: Bundesregierung beschließt besseren Schutz vor Schikane-Klagen
10.12.2025

Die Bundesregierung schützt Journalisten, Wissenschaftler und Aktivisten künftig besser vor sogenannten Schikane-Klagen. Mit dem Vorhaben...

DWN
Finanzen
Finanzen Kapitalmarkt 2026: Mehr Börsengänge in Deutschland und Europa erwartet
10.12.2025

Mit Ottobock, TKMS und Aumovio zählen drei deutsche Börsendebüts zu den gewichtigsten in Europa im laufenden Jahr. Doch viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Weihnachtsfeier steuerlich absetzen: So gelingt es – Tipps vom Steuerberater
10.12.2025

Viele Unternehmen möchten ihre Weihnachtsfeier steuerlich absetzen und gleichzeitig die Kosten im Blick behalten. Eine gut geplante Feier...

DWN
Politik
Politik „Reichsbürger“-Verfahren: Prinz Reuß wird zu Vorwürfen sprechen
10.12.2025

Der mutmaßliche „Reichsbürger“ Heinrich XIII. Prinz Reuß wird zu den Vorwürfen eines geplanten „Staatsstreichs“ Stellung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase: Warum die Rekordausgaben der Tech-Giganten zum Risiko werden
10.12.2025

Die Tech-Konzerne pumpen Milliarden in künstliche Intelligenz und treiben ihre Investitionslast auf historische Höhen. Doch aus dem...