Panorama

Corona-Spürhunde suchen am Flughafen von Helsinki infizierte Passagiere

Am finnischen Hauptstadt-Flughafen Helsinki-Vantaa sollen Spürhunde mit dem neuartigen Coronavirus infizierte Passagiere ausfindig machen. Ein entsprechendes Pilotprojekt wurde am Rande der normalen Testungen in dieser Woche gestartet.
24.09.2020 17:11
Lesezeit: 2 min
Corona-Spürhunde suchen am Flughafen von Helsinki infizierte Passagiere
Der Covid-19-Spürhund K'ssi schnüffelt während einer Pressekonferenz hinter einer Absperrung am Flughafen Helsinki-Vantaa. (Foto: dpa) Foto: Antti Aimo-Koivisto

Am Flughafen der finnischen Hauptstadt Helsinki haben die Drogenspürhunde neue Kollegen: Hunde der Organisation «Wise Nose» wurden darauf trainiert, das neuartige Coronavirus zu erschnüffeln. Die Corona-Spürhunde namens Valo, E.T., K'ssi und Miina sind mit ihren Trainerinnen im Airport-Gebäude unterwegs. Mit ihren Nasen kommen sie den Passagieren allerdings nicht nahe. Die Reisenden können freiwillig mit einem Tuch über ihre Haut streichen und eine Probe geben. Dieses Tuch wird dann in einem separaten Raum dem Hund zum Schnüffeln gegeben.

«Wir gehören zu den Pionieren», sagte Flughafen-chefin Ulla Lettijeff. «Soweit wir wissen, hat kein anderer Flughafen versucht, den Geruchssinn von Hunden in so großem Umfang gegen Covid-19 einzusetzen.»

In vielen Bereichen wird der fantastische Geruchssinn von Hunden genutzt. Sie erschnüffeln Rauschgift, Sprengstoff oder Bargeld, helfen Polizei und Zoll. Die finnischen Corona-Spürhunde waren zuvor schon auf das Erkennen von Krankheiten wie Krebs trainiert.

Im Juli veröffentlichte ein Forscherteam unter der Leitung der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) eine Studie zu Corona-Spürhunden im Fachmagazin «BMC Infectious Diseases». Das Team um Holger Volk testete acht Spürhunde der Bundeswehr in Ulmen in Rheinland-Pfalz. Nach dem einwöchigen Training konnten sie die überwiegende Mehrheit der Proben korrekt als negativ oder positiv identifizieren.

Dass bereits Corona-Spürhunde in Helsinki und auch am Flughafen Dubai eingesetzt werden, findet TiHo-Forscher Volk spannend. «Wir sind bisher die einzigen, die eine wissenschaftliche Publikation dazu veröffentlicht haben.» Eigentlich sei die Datenlage noch nicht so gut, dass man die Corona-Spürhunde bereits am Flughafen einsetzen könne, meint der Direktor der Klinik für Kleintiere.

In der finnischen Hauptstadt werden die Passagiere, bei denen ein Hund eine Coronavirus-Infektion erschnüffelt hat, allerdings auch noch zu einem klassischen Coronavirus-Test geschickt, bei dem eine Speichelprobe genommen und zur Auswertung ins Labor geschickt wird.

Das Team der Tierärztlichen Hochschule Hannover setzt seine Forschung mit eigenen Hunden fort. In der Klinik für Kleintiere leben 14 Beagle. Sie seien auch sehr schnell trainiert worden, berichtete Volk. Das demonstrierte am Donnerstag die vierjährige Beagle-Hündin Djaka an einer Art Konditionierungsmaschine. Aus deren Löchern strömen unterschiedliche Gerüche. Wenn der Hund seine Nase länger in dem Loch mit der Coronavirus-Probe steckt, spendet die Maschine Futter. Djaka machte keine Fehler. «Für die Hunde ist das ein Spiel», sagte Volk beim Besuch des Parlamentarischen Staatssekretärs aus dem Bundesagrarministerium, Hans-Joachim Fuchtel.

Die Tierärztinnen Katharina von Tholen und Paula Jendrny schreiben ihre Doktorarbeiten über die Corona-Spürhunde. Was sie genau erschnüffeln, ist noch nicht bekannt. Das Virus selbst riecht nicht. Es verändere die menschliche Zelle und den Geruch, den die Zelle abgibt, sagte Volk. Die Forscher suchen jetzt weitere mit Corona infizierte Freiwillige mit und ohne Symptome sowie Menschen mit anderen Atemwegserkrankungen. Mit ihren Speichelproben soll unter anderem herausgefunden werden, ob die Spürhunde das Virus Sars-CoV-2 von anderen Coronaviren unterscheiden können.

Nach der Veröffentlichung ihrer Studienergebnisse wurden die TiHo-Forscher von Anfragen von internationalen Gesundheitsbehörden sowie Unternehmen bombardiert. Sie wollen aber nur Praxistests etwa an Flughäfen starten, wenn es in Deutschland die behördliche Genehmigung dafür gibt. Die Corona-Spürhunde könnten in Zukunft zum Beispiel als zusätzliches Instrumentarium bei großen Veranstaltungen eingesetzt werden, sagte Staatssekretär Fuchtel. Dies sei aber letztendlich eine Entscheidung der Fachleute.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...