Politik

Berlins rot-rot-grüne Sprachpolizei: Beamte sollen künftig „gendergerecht“ sprechen

Statt sich auf die drängenden Probleme der Hauptstadt wie das BER-Desaster oder die Wirtschaftskrise zu fokussieren, stellt Berlins linke Regierung Sprachverbote und -leitfäden für erwachsene Menschen auf.
30.09.2020 13:00
Aktualisiert: 30.09.2020 13:00
Lesezeit: 2 min
Berlins rot-rot-grüne Sprachpolizei: Beamte sollen künftig „gendergerecht“ sprechen
Berlin: Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) unterzeichnet neben Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Bündnis 90/Die Grünen) (l) im Roten Rathaus einen Vertrag. (Foto: dpa) Foto: Paul Zinken

Die rot-rot-grüne Regierung Berlins drängt die Beamten der Stadtverwaltung immer mehr, ihrer ideologischen Vorstellung entsprechende Denk- und Redegewohnheiten anzunehmen.

Schon jetzt sollen die Mitarbeiter beispielsweise nur noch geschlechtsneutrale Bezeichnungen wie „Radfahrende“, „Zu Fuß Gehende“ oder „Verkehrsteilnehmende“ verwenden und dadurch die männlichen Bezeichnungen vermeiden – weil diese Sprachformen aus Sicht der Genderideologie Merkmale einer maskulin geprägten Gesellschaft seien, welche es zu überwinden gelte.

Die Berliner Zeitung berichtet nun, dass der Senat einen neuen Leitfaden erarbeitet habe, um auch alle möglichen sexuellen Orientierungen mit in den Sprachgebrauch aufzunehmen. Darüber hinaus enthält der Leitfaden weitere neuartige Bezeichnungen, welche die Angestellten der Stadt künftig verwenden sollen. Die BZ schreibt:

Der 44 Seiten lange Leitfaden ist, das die Mitarbeiter in den Amtsstuben ertüchtigen soll für das Kommunizieren „mit den Menschen in dieser Stadt“, unabhängig von deren Geschlecht, ethnischer Herkunft oder Hautfarbe, Alter, Behinderung, Religion, Weltanschauung und sexueller Identität. Die Landesstelle für Gleichbehandlung gegen Diskriminierung, angesiedelt bei Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne), hat die Anleitung erarbeitet.

Nach dieser soll zum Beispiel nicht mehr der Begriff „Asylbewerber“ verwendet werden. Er sei irreführend, weil ein Grundrecht auf Asyl bestehe. Besser sind nach Auffassung der Autoren die Bezeichnungen „Asylsuchende“ oder „Schutzberechtigte“.

„Ausländer“ soll man auch nicht sagen sondern „Einwohnende ohne deutsche Staatsbürgerschaft“. Menschen mit Migrationshintergrund sind nach dieser Empfehlung „Menschen mit Migrationsgeschichte“ oder „Menschen mit internationaler Geschichte“.

Flughafen-Chef schämt sich zur BER-Eröffnung

Während sich der rot-rot-grün dominierte Senat um die Inklusion aller möglichen Sexualformen in den alltäglichen Sprachgebrauch der Stadtbeamten sorgt, symbolisiert das Desaster um den Hauptstadtflughafen BER die schwächelnde Wirtschaftsleistung und generelle Organisationsschwäche in der Hauptstadt.

Wegen der jahrelangen Verzögerungen plant der Berliner Airportchef Engelbert Lütke Daldrup zur bevorstehenden Eröffnung des neuen Großflughafens keine große Feier. Durch die Probleme beim Bau des BER seien Berlin und ganz Deutschland zur „Lachnummer“ geworden. „Wir deutschen Ingenieure haben uns geschämt“, sagte der Manager am Dienstag in Berlin. Auch die Kostensteigerung von rund 2,7 Milliarden auf knapp sechs Milliarden Euro sei nicht akzeptabel. Deshalb könne man sich nicht mit dem Projekt brüsten. „Es gibt keine große Party. Wir machen einfach auf.“

Nach dem ersten Spatenstich 2006 wurde die für 2011 angepeilte Eröffnung des Airports immer wieder verschoben. Am 31. Oktober sollen dann nachmittags zeitgleich Maschinen vom britischen Billigflieger Easyjet und der Lufthansa-Gruppe auf dem BER landen.

Wegen der Coronakrise benötigt die Flughafengesellschaft FBB laut Lütke Daldrup von den Eigentümern Berlin, Brandenburg und dem Bund 2020 rund 260 Millionen Euro zusätzlich. Wie viel die öffentliche Hand in den kommenden Jahren zuschießen müsse, hänge stark ab vom Verlauf der Virus-Pandemie und den Folgen für den Flugverkehr. Der Manager betonte aber: „Bis 2024 benötigen wir eine Unterstützung.“ Die Corona-Krise stelle Airlines und Flughäfen vor große Probleme und sorge für „die größte Krise des Luftverkehrs seit dem Zweiten Weltkrieg“.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) bringt derweil eine Teilprivatisierung für den BER ins Spiel. „Die Erfahrung mit dem Bau des Flughafens zeigt, dass der Staat nicht alles besser kann, sondern dass es auf eine kluge Partnerschaft von Staat und privaten Unternehmen ankommt, um ein so wichtiges Großprojekt erfolgreich umzusetze“", sagte DIW-Präsident Marcel Fratzscher dem Handelsblatt. Eine Beteiligung private Firmen könne helfen, den Flughafen „als ein internationales Drehkreuz auf Augenhöhe zumindest mit dem Münchener Flughafen zu etablieren“. Lütke Daldrup sagte dazu nur, darüber müssten die Eigentümer entscheiden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie KI als Jobkiller: Weltweit große Unterschiede bei der Akzeptanz von Künstlicher Intelligenz
27.11.2025

In Deutschland lehnen 42 Prozent der Menschen die wachsende Verwendung von KI ab. In China ist die Zustimmung deutlich höher. Was die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Milliarden für dänischen Wasserstoffmarkt: Wird die Pipeline bald Realität?
27.11.2025

Europa muss seine Energieversorgung neu ordnen und verlässliche Partner finden, um die Industrie zukunftsfähig zu halten. Kann eine...

DWN
Panorama
Panorama Eilmeldung Washington DC: Schüsse nahe dem Weißen Haus - Zwei Nationalgardisten angeschossen
26.11.2025

In der Nähe des Weißen Hauses in Washington sind zwei Nationalgardisten von einem Schützen angeschossen worden. Sie befinden sich in...

DWN
Politik
Politik Deutsche Bank gegen Verband der Familienunternehmer: Mietvertrag gekündigt auf Grund der Einladung eines AfD-Politikers
26.11.2025

Der Verband „Die Familienunternehmer“ lädt einen AfD-Politiker ein – entgegen der politisch gewollten Brandmauer der etablierten...

DWN
Politik
Politik Bündnis Sahra Wagenknecht: AfD unterstützt Neuauszählung der Bundestagswahl
26.11.2025

An gerade mal 9.500 fehlenden Stimmen scheiterte im Februar der Einzug des BSW in den Deutschen Bundestag. Seitdem fordert die Partei eine...

DWN
Politik
Politik Grüngasquote für Energiewende: Mehr Umweltschutz und mehr Kosten für Industrie und Verbraucher
26.11.2025

Die schwarz-rote Regierung plant eine Quote, um die schleppende Wasserstoffwirtschaft und Energiewende in Deutschland weiter...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz bei GOVECS – das Ende der elektrischen Schwalbe
26.11.2025

Das Münchner Unternehmen Govecs stellt unter dem Namen der in der DDR populären Moped-Marke seit einigen Jahren Elektroroller her. Nun...

DWN
Politik
Politik Chatkontrolle: EU-Staaten setzen auf freiwillige Maßnahmen statt Pflichtkontrollen
26.11.2025

Die EU ringt seit Jahren darum, wie digitale Kommunikation geschützt und zugleich besser überwacht werden kann. Doch wie weit sollen...